«Die Höchstarbeitszeit geht gerne vergessen»

Wenn ich einem Parttimejob nachgehe, was muss ich rechtlich beachten?
Catherine de Sépibus: Ob fixe Arbeitszeiten vereinbart sind und wie die Ferien- sowie die Überstundenreglung aussieht. Bei weniger als acht Arbeitsstunden pro Woche gibt es keine Nichtberufsunfallversicherung und der Unfall muss bei der privaten Krankenversicherung eingeschlossen werden. Diese zahlt allerdings nur die Heilungskosten und kein Taggeld. Zudem besteht erst bei einem Lohn ab 22.050 Franken im Jahr beziehungsweise 1837.50 Franken im Monat eine Pensionskassenpflicht – ausser der Versicherungsplan der Pensionskasse des Arbeitgebenden sieht das ausnahmsweise bei einem tieferen Lohn vor.  

Worauf muss ich achten, wenn ich mehrere Parttimejobs innehabe?
Ein möglicher Interessenkonflikt von anderen Arbeitgebenden muss ausgeschlossen werden, beispielsweise, wenn in sensiblen Bereichen von direkten Mitbewerbenden gearbeitet wird. Alle Arbeitgebenden sollten daher über die Anstellungen bei den übrigen Arbeitgebenden informiert werden, damit auch die Höchstarbeitszeit im Geltungsbereich des Arbeitsgesetzes eingehalten werden kann. Eine allfällige längerdauernde Teilarbeitsunfähigkeit, die nicht rein arbeitsplatzbezogen ist, ist im Verhältnis der prozentualen Arbeitsverpflichtung gleichmässig auf die Arbeitgebenden zu verteilen und kann nicht einfach nur dort geltend gemacht werden, wo die beste Lohnfortzahlungsregelung besteht. Und Achtung: nicht die Ferien des einen Arbeitgebenden für die Arbeit beim anderen nutzen.

Inwiefern ist es relevant, ob ich meinen Parttimejob im In- oder Ausland ausübe?
Aufgrund des Territorialitätsprinzips gelten das Arbeitsgesetz und die Höchstarbeitszeit im Ausland nicht. Dort gelten aber unter Umständen andere zwingende arbeitsrechtliche Bestimmungen, die zur Anwendung kommen. Es stellt sich die Frage, wo Sozialversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen, teilweise bereits ab einer Tätigkeit von 25 Prozent im Ausland, und wie die entsprechenden Leistungen aussehen.

Muss ich bei Parttimejobs bezüglich Sozialversicherung und Altersvorsorge etwas Besonderes beachten?
Ja, die Pensionskassensituation verdient eine genauere Prüfung. Man spricht in diesem Zusammenhang von der «Teilzeitfalle». Wenn Arbeitnehmende bei keinem Arbeitgebenden die Schwelle für die Pensionskasse erreichen, mit dem weiteren Lohn aber schon, können sie sich freiwillig bei der Stiftung Auffangeinrichtung BVG anmelden und versichern lassen, damit sie im Alter eine 2. Säule haben nebst der AHV. Ausserdem ist es allenfalls ratsam, eine private Unfalltaggeldversicherung abzuschliessen, wenn Arbeitnehmende bei keinem Arbeitgebenden mehr als acht Stunden pro Woche arbeiten, weil in diesem Fall bei einem Freizeitunfall kein Taggeld geschuldet ist und die gesetzliche Lohnfortzahlungspflicht des Arbeitgebenden meist viel weniger lang dauert als die Versicherungsleistung.

An was denkt man rechtlich nie, wenn man einem Parttimejob nachgeht?
Dass bei mehreren Parttimejobs die arbeitsrechtliche Höchstarbeitszeit eingehalten werden muss, falls das Arbeitsgesetz zur Anwendung kommt. Vergessen geht beim Vertragsabschluss auch gerne, die versicherungsrechtliche Situation im Falle eines Unfalls (NBU) oder bei längerer Arbeitsunfähigkeit infolge Invalidität zu klären.