premium Special: Mental Health

Wellness für die Seele

Wir leben in hektischen und ungewissen Zeiten. Ständige Erreichbarkeit, hohe Arbeitsbelastung und verstörende Informationen auf den Newskanälen lassen uns kaum Zeit aufzuatmen. Für Selbstreflexion oder Kreativität bleibt selten Zeit. Dabei machen uns gerade diese Dinge zufriedener und gesünder.

Kreatives Schaffen ist eine gute Möglichkeit, aus dem Alltag aus­zubrechen. Sich zwang- und ziellos den Farben und Formen hin­zugeben, fühlt sich wie eine Verjüngungskur an. Kindheitserinnerung tauchen auf. An eine Zeit, in der wir nichts falsch machen konnten und alles irgendwie ein Wunder war. Alles kann, nichts muss. Angstfrei aus dem Nichts etwas zu erschaffen, ist eine Art Superpower. Man verliert sich in der eigenen Kreativität, lässt alles zu und fühlt sich danach beflügelt und glücklich.

«Ich entdeckte, dass ich Dinge mit Farben und Formen sagen konnte, die ich mit Worten nicht sagen konnte.» Dieses Zitat stammt von Georgia O’Keeffe. Sie war eine Vorreiterin der weiblichen Kunst in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts und stets stolz darauf, dass ihre Werke eine direkte Darstellung ihrer eigenen Wahrnehmung und Interpretation der Welt waren. Sie hat sich selbst gefunden, indem sie ihre eigene Art der Kommunikation fand.

Durch das Experimentieren mit verschiedenen Ausdrucksformen wie Farbe, Collage oder Fotografie findet ein Perspektivenwechsel statt und es eröffnen sich neue Horizonte. Sich selbst und seine Umwelt auf eine neue Art zu interpretieren, kann Klarheit schaffen und Fähigkeiten aufzeigen, die bisher ungenutzt blieben. Dieser Prozess ist ein riesiger Confidence-Booster!

Kein Wunder, dass diese positiven Gefühle in verschiedenen Formen zu unserem Wohlergehen und unserer Gesundheit beitragen:

  • Stressabbau und Entspannung: Beim Malen und Gestalten tauchen wir in eine Art meditativen Zustand ein, bei dem wir den Alltagsstress vergessen. Durch Konzentration auf Farben, Formen und Linien können wir unseren Geist beruhigen und erfahren eine tiefe Entspannung. Studien haben gezeigt, dass schon eine Stunde Malen den Cortisolspiegel senken kann. Das führt zu einer Stärkung der Resilienz und einer Reduktion von Stresssymptomen.
  • Förderung der mentalen Gesundheit: Kreativ zu werden, ermöglicht es uns, unsere Emotionen auszudrücken und negative Gedanken loszulassen. Das Eintauchen in die Welt der Farben und Formen kann eine therapeutische Wirkung haben und uns helfen, Ängste und Depressionen zu bewältigen.
  • Selbstwahrnehmung: Beim Malen lernen wir uns selbst besser kennen. Es erfordert Achtsamkeit und Selbstreflexion, um unsere Gefühle und Gedanken auf die Leinwand zu bringen. Indem wir uns mit unseren eigenen Werken auseinandersetzen, können wir Stärken und Schwächen erkennen und an unserer persönlichen Entwicklung arbeiten.
  • Förderung der Kreativität: Das kreative Schaffen ermutigt uns, neue Wege zu denken, Grenzen zu überschreiten und innovative Lösungen zu finden. Diese Fähigkeiten sind nicht nur im künstlerischen Bereich von Vorteil, sondern auch im Alltag und Berufsleben.
  • Gesteigertes Selbstbewusstsein: Sich kreativ zu betätigen, vertrauensvoll mit Farbe zu spielen, die eigenen Ideen umzusetzen und am Ende ein Werk vor sich zu haben, das man selbst gestaltet hat, ist eine unglaublicher Motivator. Denn jede Entscheidung, die man während des Schaffensprozesses getroffen hat, bedeutet auch eine Überwindung der eigenen Ängste, etwas bereits Entstandenes zu ruinieren oder etwas falsch zu machen. Das Resultat ist ein gesteigertes Vertrauen in die eigenen Talente.
  • Soziale Interaktion: Malen ist auch eine Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu treffen. Ob in einem Kunstworkshop oder einer Malgruppe – beim gemein­samen Schaffen tauschen wir uns aus, bestärken uns gegenseitig, lernen voneinander und knüpfen neue Freundschaften.

Sich seiner künstlerischen Schaffenskraft hinzugeben, ist der perfekte Weg, um das Gleichgewicht inmitten der Herausforderungen des modernen Lebens wiederherzustellen. Es ist ein Zustand des Loslassens und des Eintauchens in den Moment, ohne sich Gedanken um ein Ziel oder ein Endergebnis zu machen. Es entsteht ein Gefühl von Freiheit und Entspannung, sich von Farben, Formen und der eigenen Intuition leiten zu lassen. Also warum nicht einen Pinsel in die Hand nehmen und die heilende Kraft der Kreativität selbst erleben?

 

Kunst auf Rezept

Das Montreal Museum of Fine Arts ist eine Partnerschaft mit der Ärztevereinigung Médecins francophones du Canada eingegangen. Als Ergänzung zu traditionellen Behandlungsmethoden können Ärztinnen und Ärzte nun Besuche im Museum per Rezept verschreiben. Denn eine grosse Anzahl Studien hat ergeben, dass der Kontakt mit Kunst einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat. Es hat sich unter anderem gezeigt, dass der Cortisolspiegel, der für Stress verantwortlich ist, sinkt, wenn wir Kunst betrachten. Das wirkt sich auf Zufriedenheit und Wohlbefinden aus und führt dazu, dass sich Krankheitssymptome vermindern können und die Heilung gefördert wird.

Kunst wirkt auch präventiv. So hat zum Beispiel das Arts Council in England während einer Studie festgestellt, dass Teilnehmende, die regelmässig Kunstausstellungen oder Museen besuchten, 37 Prozent weniger zum Arzt gehen und sich die Krankenhauseinweisungen um 27 Prozent reduzierten. Sogar die WHO hat 2019 in ihrer Studie zur Wirkung von Kunst festgestellt: «Die hier vorgelegten Beweise legen nahe, dass Kunst ein grosses Potenzial hat, die Gesundheit zu unterstützen, aber immer noch eine untergenutzte Ressource darstellt, die effektiv genutzt werden muss, um ihr volles Potenzial zu entfalten.»

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Tamara Krieger arbeitet seit vielen Jahren als Geschäftsleitungsassistentin in einem grossen multinationalen Dienstleistungsunternehmen.

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