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Frauen in der Perfektionismusspirale

Perfektionistinnen gelten als zielstrebig und leistungsfähig. Sie arbeiten akribisch, liefern exzellente Ergebnisse und scheuen keine Mühen. Doch der ständige Drang nach Fehlerlosigkeit kann für Frauen in der Arbeitswelt zur erdrückenden Bürde werden. 

Gesunder, funktionaler Perfektionismus mit realistischen Standards und Selbstwertschätzung kann den Erfolg durchaus fördern. Doch ungesunder, dysfunktionaler Perfektionismus mit überzogenen Anforderungen, Versagensängsten und übermässiger Selbstkritik wirkt hinderlich. Frauen, die diesem Muster verfallen, setzen sich permanent unter enormen Druck. Das kann zu Unzufriedenheit, Erschöpfung und in extremen Fällen zu Burnout oder Depressionen führen.

Perfektionismus im beruflichen Bereich

Vor allem Frauen sind besonders anfällig für Perfektionismus im beruflichen Bereich. Sie fühlen sich oft herausgefordert, in ihrer Arbeit exzellent zu sein, um sich gegen männliche Kollegen zu behaupten und gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Der Druck, sowohl beruflich als auch privat perfekt zu sein, kann zu erheblichem Stress und Belastungen führen. Dabei begleitet Perfektionismus Menschen oft unsichtbar durch den Alltag und bewirkt, dass man nie zufrieden ist.

Doch Perfektionismus ist mehr als nur eine belastende Angewohnheit: Er ist ein Zusammenspiel aus Ängsten, Unsicherheiten und dem Zwang, die Kontrolle zu behalten. Für viele Frauen ist er ein stiller Verbündeter, der ihnen hilft, in einer Welt zu bestehen, in der die Ansprüche hoch sind.

Ursachen und Auswirkungen

Der Hang zum Perfektionismus kristallisiert sich oft schon durch die Erziehung heraus: Hohe Ansprüche der Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie gesellschaftliche Erwartungen spielen eine grosse Rolle dabei, dass man an sich selbst ebenfalls hohe Ansprüche stellt. Dies zeigt sich vor allem bei der Erziehung von Mädchen: Die angehenden Frauen sollen vermeintlich nicht nur perfekte Mütter, Partnerinnen, Freundinnen oder Töchter werden, sondern auch beruflich erfolgreich sein.

Ein zusätzlicher Faktor, der Frauen anfälliger für übermässigen Perfektionismus macht, ist die individuelle Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus. Es beschreibt die Tendenz einer Person, Emotionen eher kontrolliert zu zeigen, und geht mit emotionaler Labilität, einer Neigung zu Angst und Traurigkeit sowie einer geringeren Stresstoleranz einher.

Studien zeigen, dass Frauen im Durchschnitt höhere Neurotizismuswerte aufweisen als Männer. Dieser Hang kann dazu führen, dass Frauen versuchen, durch übermässige Kontrolle, Ordnungsliebe und Perfektionsstreben ihre Unsicherheiten zu kompen­sieren und Kritik vorzubeugen. Das kann zu chronischem Stress, Schlaflosigkeit, Depressionen und Essstörungen, verursacht durch mangelnde Selbstfürsorge, führen.

Bin ich perfektionistisch?

  • Hinweis 1: Paradoxes Scheitern und starres Denken. Obwohl Perfektionistinnen oft leistungsfähig wirken, scheitern sie paradoxerweise häufiger durch Prokrastination und Detailverliebtheit. Sie haben Schwierigkeiten, Fehler zu akzeptieren und daraus zu lernen, was zu starrem Denken über sich selbst führt.
  • Hinweis 2: Ewiges schlechtes Gewissen. Perfektionistinnen glauben oft, ständig hinter den Erwartungen zurückzubleiben, egal wie viel sie leisten. Das Gefühl, nie genug zu tun, dominiert, egal wie viel Zeit und Energie sie investieren. Die Konsequenz ist ein ewig schlechtes Gewissen.
  • Hinweis 3: Hochstapler-Syndrom. Einige Perfektionistinnen neigen zum Hochstapler-Syndrom, was sich besonders beruflich zeigt. Sie glauben, ihre Erfolge seien unverdient. Dieses Syndrom verstärkt das Bedürfnis nach Perfektion aus Angst, als inkompetent und als Betrügerin entlarvt zu werden.
  • Hinweis 4: People Pleasing. Andere Perfektionistinnen haben einen Hang zum People Pleasing. Das Bedürfnis, anderen zu gefallen, verursacht enormen Stress und verstärkt ihren Perfektionismus. Aus Angst vor Ablehnung glauben sie, nur durch Perfektion Anerkennung zu verdienen, was zu ständiger Selbstkritik führt.

Wege aus dem Teufelskreis

  1. Sich selbst und die eigenen Fehler akzeptieren Um dem Teufelskreis des Perfektionismus zu entkommen, ist ein wichtiger Schritt die Selbstakzeptanz. Frauen dürfen lernen, sich selbst und ihre Fehler zu akzeptieren und zu erkennen, dass niemand perfekt ist. Das erfordert oft eine bewusste Entscheidung und ein gewisses Bemühen, denn Perfektionismus verschwindet nicht über Nacht.
  2. Realistische Ziele setzen Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Setzen realistischer Ziele. Perfektionistinnen neigen dazu, sich unerreichbare Ziele zu setzen, was zu Frustration und Enttäuschung führt. Indem Perfektionistinnen lernen, realistische und erreichbare Ziele zu setzen, können sie ihren Perfektionismus in gesunde Bahnen lenken.
  3. Pausen einplanen Es ist hilfreich, sich bewusst Pausen und Auszeiten zu gönnen. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Perfektionistinnen sollten lernen, auf ihren Körper und ihre Bedürfnisse zu hören und sich selbst die Erlaubnis zu geben, Pausen zu machen und sich zu entspannen.
  4. Perfektionismus als Illusion verstehen Es ist entscheidend, zu erkennen, dass Perfektion eine Illusion ist und dass ­Selbstakzeptanz und realistische Ziele der Schlüssel zu einem erfüllten und erfolgreichen Berufsleben sind. Indem sie lernen, sich selbst zu akzeptieren und ihre Bedürfnisse zu priorisieren, können Perfektionistinnen den zerstörerischen Kreislauf des ­Perfektionismus durchbrechen und sich ein Arbeitsumfeld mit mehr Leichtigkeit und Zufriedenheit gestalten.

Buchtipp: «Endlich unperfekt»

Perfektionismus ist der schmale Grat zwischen genialer Brillanz und maximaler Überbelastung, zwischen authentischer Selbstverwirklichung und toxischer Daueroptimierung. Doch woher kommt der Hang zum Perfektionismus? Warum sind so viele Frauen betroffen? Eileen Jacobs gibt Antworten auf diese Fragen. Anhand von Interviews und ihrer eigenen Geschichte illustriert sie, wie Gesellschaft, soziales Umfeld und Medien Frauen in den Perfektionismus treiben. Gekonnt lotet sie die Abgründe der Perfektionismusspirale aus und illustriert Wege, sich von übertriebenem Perfektionismus zu distanzieren, um das Leben mit gesunder Leichtigkeit zu verwirklichen.

«Endlich unperfekt»
Eileen Jacobs
Business Village Verlag, 2024
220 Seiten

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Eileen Jacobs begleitet als Business-Trainerin und Coach sie seit über zehn Jahren Menschen und Organisationen dabei, alte Konditionierungen zu sprengen und in neuer Leichtigkeit Ziele zu erreichen. Sie unterstützt Menschen dabei, nachhaltig neue Wege zu gehen und den Mut aufzubringen, authentische Gefühle zu leben und den Perfektionismus loszulassen.
jacobs-coaching.de

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