… und Action!
Ursprünglich Floristin, ist Nicole Marbot heute die Assistenz und rechte Hand von Markus Barmettler, Co-CEO bei Facing East in Zürich. Im Gespräch erzählt sie, warum ein Berufs- und Branchenwechsel bereichernd sein kann und weshalb sie eine Standortbestimmung zum richtigen Zeitpunkt jedem ans Herz legt.
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Foto: Aniela Lea Schafroth
Wo sonst der Duft von Popcorn durch die Flure zieht und das Publikum voller Vorfreude in die Kinosäle strömt, herrscht an diesem Mittwochmorgen ungewohnte Stille. Für unser Fotoshooting im Kino «Frame» in Zürich ist das zwar ideal, doch irgendwie fühlt es sich skurril an. Der Grund für die Wahl der Lokalität? In Saal 1 läuft um 14.30 Uhr «Better Man». Ein Filmprojekt, an dem Nicole Marbots Chef Markus Barmettler, Co-CEO von Facing East, als Mitproduzent beteiligt war.
Seit 2021 arbeitet Marbot als Assistenz beim globalen Finanzierungs- und Produktionsunternehmen, das 2016 von Markus Barmettler und Philip Lee gegründet worden ist. Mit Projekten wie «The Revenant», «Assassin’s Creed» und «In the Land of Saints and Sinners» wurde die Firma mit Standorten in Zürich, Singapur, Los Angeles, Dublin und London bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Für Nicole Marbot ist die Filmbranche sowohl ein faszinierendes wie chaotisches Umfeld: «Kein Tag gleicht dem anderen. Was gestern noch geplant wurde, kann morgen schon wieder völlig über den Haufen geworfen werden.» Doch genau diese Unvorhersehbarkeit, diese unglaubliche Dynamik, schätzt Marbot an ihrem Alltag. «Da heisst es, flexibel bleiben, Ruhe bewahren und pragmatisch gute Lösungen zu finden.»
Kein Problem für die fröhliche Strahlefrau, die mit ihrer ausgeglichenen Art sowie ihrer Liebe für Struktur stets den Überblick behält. Denn während ihr Chef Markus Barmettler aufgrund zahlreicher laufender Filmprojekte weltweit unterwegs ist, hält sie im Zürcher Büro die Stellung. Kein Homeoffice? «Nein. Das mag für einige speziell sein, dafür bin ich aber ausserhalb des Büros wirklich privat – und das ist auch schön.»
Am Morgen ist die 43-jährige Assistenz meist die Erste im Büro. «Ich treffe um 8.30 Uhr ein, die Kollegen aus der Buchhaltung etwas später und der Chef etwa um 10.30 Uhr.» Das gebe ihr die Möglichkeit, in aller Ruhe durch die Korrespondenzen zu gehen, zu priorisieren sowie die wichtigsten Aufgaben für den Tag zu strukturieren. Wenn ihr Chef ins Büro komme, habe sie meistens fünf bis zehn Minuten, in denen sie sich austauschen. «Beispielsweise besprechen wir, wie der Stand bei den laufenden Projekten ist. Soll ich mich um die Spesenabrechnung kümmern, oder lieber eine Präsentation für ein neues Drehbuch erstellen?»
Diese kurzen, aber sehr intensiven Konversationen seien wichtig, um zu klären, an welchen Aufgaben sie an diesem Tag arbeiten soll. «Unsere Zusammenarbeit ist nach vier gemeinsamen Jahren gut eingespielt und ich schätze vor allem die offene und transparente Kommunikation, die wir pflegen.»
Was Nicole an ihrem Chef sonst schätze? «Dass er mir den Weg zur Lösung offen lässt.» Und er an ihr? «Meine Macher-Mentalität. Ich bin jemand, der anpackt und Lösungen findet, ohne dass noch viele Rückfragen nötig sind. Zudem kann er darauf vertrauen, dass die Aufgaben erledigt sind.»
Nebst der Zusammenarbeit mit dem Chef schätzt die Assistenz auch jene mit dem Team. «Wir sind eine überschaubare Truppe, die aber für viele verschiedene Aufgaben zuständig ist.» Das Kernteam von Facing East besteht aus acht Personen. Die Buchhaltung, die Assistenz und der Chef befinden sich in Zürich, Recht und Marketing in den USA und der Co-CEO, Philip Lee, in Singapur.
Meine Wahl
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Foto: Aniela Lea Schafroth
Action- oder Liebesfilm?
Ganz klar: internationale Liebesfilme mit Happy End. Nebst den Werken von Woody Allen steht «Eat Pray Love» mit Julia Roberts ganz oben auf meiner Liste. Ein Film, der mich immer wieder inspiriert.
Wein oder Bier?
Definitiv Wein! Seit meiner Zeit bei Baur au Lac Wein, in der ich auch eine Ausbildung bei der Académie du Vin absolvierte, schätze ich ein gutes Glas Wein. Es darf ein Klassiker wie ein Bordeaux sein, aber auch ein guter Tropfen aus der neuen Welt.
Stadt oder Land?
Ich bin Stadtzürcherin durch und durch: Ich arbeite in der Stadt, lebe in der Stadt und liebe das urbane Treiben. Dennoch zieht es mich am Wochenende in die Berge oder aufs Land. Dieser Kontrast bringt die nötige Ruhe – und das Beste: Bei uns ist alles so nah, dass es perfekt kombinierbar ist.
Aus- und Weiterbildung oder Learning by Doing?
Meine berufliche Grundlage habe ich mit der Ausbildung zur Direktionsassistentin gelegt – ein solider Einstieg, um das notwendige Know-how zu erlangen. Doch danach zählt vor allem Learning by Doing. Im Job lernt man am meisten, indem man es einfach tut.
ChatGPT oder selbst schreiben?
Für mich liegt die Stärke in der Kombination. Ich arbeite gerne mit ChatGPT, um eine Struktur zu schaffen oder frische Ideen zu erhalten. Doch am Ende ist es für mich wichtig, die Texte mit meinen eigenen Worten zu finalisieren. So entsteht eine persönliche Note, die den Unterschied macht.
Floraler Start
Dass Nicole Marbot im Filmbusiness landen würde, hätte sie sich wohl nicht erträumt, wenn auch ihr Kindheits-Berufswunsch «Wedding Planerin» nicht so weit von dem entfernt ist, was sie heute tut. Zwar organisiert sie keine Hochzeiten, dafür aber Anlässe für Filmpremieren oder Investorinnen und Investoren. Doch der Reihe nach.
Nach einer behüteten Kindheit im zürcherischen Adliswil absolviert Marbot 1997 eine Lehre als Floristin. «Ich wollte Menschen zum Strahlen bringen mit dem, was ich tue, und meine Kreativität ausleben.» Sie lernt viel in diesen Jahren, merkt aber schon bald, dass sie trotz ihrer Begeisterung für die kreative Arbeit bald den Wunsch nach einer Weiterentwicklung verspürt. «Die Kunstschule schien zunächst eine Option, aber ich bin ein pragmatischer Mensch. Künstlerin zu sein, war nicht mein Weg.» Stattdessen entscheidet sie sich für das Handelsdiplom.
Nach dem Abschluss sucht Marbot gezielt nach einer Möglichkeit, ihre floristischen Kenntnisse mit ihrem Wirtschaftswissen zu kombinieren. Sie findet die ideale Anstellung und beginnt 2003 als Sachbearbeiterin bei der Agrotropic AG zu arbeiten, einem der grössten Importunternehmen für Schnittblumen. «Die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Kulturen weckte meine Begeisterung für Sprachen und den interkulturellen Austausch», erzählt die vielseitig Interessierte.
So absolviert sie 2005 bis 2006 noch die Ausbildung zur diplomierten Kommunikationsfachfrau. 2006 verlässt sie das Unternehmen und begibt sich auf Reisen durch Asien, Australien, Neuseeland und die USA. «Diese Erfahrungen ermöglichten mir, Kulturen intensiv zu erleben und neue Perspektiven einzunehmen.»
Zurück in der Schweiz arbeitet sie kurz als Sachbearbeiterin in der Privatwirtschaft, bevor sie sich erneut auf Reisen begibt – dieses Mal nach Brasilien, Peru und Argentinien. In Argentinien erwacht ihre Begeisterung für Wein. «Zurück in der Schweiz zögerte ich deshalb nicht lange, als ich eine Sachbearbeiter-Stelle bei Baur au Lac Wein sah.» Sie bekommt die Stelle und kann ab 2008 ihre sprachlichen und organisatorischen Fähigkeiten ins Unternehmen einbringen.
Ab 2010 sucht sich die Powerfrau wieder neue Herausforderungen und beginnt zuerst bei der Interserv AG, einem Übersetzungsbüro in Zürich, sowie 2011 beim Versicherer Generali als Sachbearbeiterin für Forms & Translation zu arbeiten. «Dort koordinierte ich Übersetzungen, arbeitete eng mit dem Marketing zusammen und war in die Einführung eines neuen Web-to-Print-Tools eingebunden.» Die Zusammenarbeit in einem grossen Unternehmen schätzte die inzwischen 36-Jährige, doch die Umstrukturierung von einer nationalen zu einer internationalen Ausrichtung brachten Veränderungen mit sich und ihr Job wurde ins Ausland verlegt.
Standortbestimmung und Ausbildung
Mit knapp 37 Jahren fragt sie sich somit: Was nun? «Passt der Weg, den ich bisher gegangen bin, noch zu mir oder sollte ich etwas völlig Neues ausprobieren?» In dieser turbulenten Phase entschliesst sich Nicole Marbot eine professionelle Standortbestimmung zu machen. Nach einer intensiven Analyse und Beratung kristallisiert sich am Ende die Ausbildung zur Direktionsassistentin heraus. Sie fühlt sofort, «das ist das Richtige» und absolvierte von 2017 bis 2019 die Ausbildung.
Parallel dazu beginnt sie 2018 als Direktionsassistentin und Office Managerin bei der Quantica Capital in Zürich zu arbeiten. «Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem der Empfang von internationalen Kunden, die Koordination von Terminen und Reisen sowie die Organisation von Meetings und Events.» Der Job war spannend und vielseitig. Doch ein Führungswechsel führte zu gravierenden Veränderungen in ihrem Job und somit war sie wieder offen für etwas Neues.
In einer Anzeige wird sie auf die Stelle als Assistenz von Anwalt und Produzent Markus Barmettler aufmerksam. Sie bewirbt sich und erhält den Job. Seither arbeitet sie bei Facing East. Rasch lebt sich Marbot ein und schätzt seit vier Jahren die abwechslungsreichen Tage, in denen sie Projekte von A bis Z begleitet – vom Drehbuch bis zur Filmpremiere sowie der Vermarktung des Filmes bekommt sie alles mit. «Jahr für Jahr ist die Bekanntheit meines Chefs gewachsen. Inzwischen erhalten wir gut einmal in der Woche ein Drehbuch.»
Wenn ein Projekt potenziell interessant erscheine, würden zunächst Ideen ausgetauscht. «Nimmt das Projekt Form an, folgen Besprechungen betreffend der Regie, der Schauspielenden sowie möglicher Drehorte.» Nach und nach entstehe so das Fundament des Films. Daneben müssten Budgets kalkuliert, Verträge abgeschlossen und Investorinnen sowie Investoren gesucht werden. Nach dem Dreh folge dann die Postproduktion sowie die Marketingphase. «Dabei wird auch entschieden, ob der Film auf Streaming-Plattformen oder im Kino an den Start gehen sollen sowie wann und in welchen Ländern. Diesen gesamten Prozess finde ich unglaublich spannend.»
Privat und Zukunft
Nicole Marbot liebt ihren Job, aber auch ihre Auszeiten in der Natur, gerade in hektischen Phasen. «Die Natur ist für mich ein guter Ausgleich und gibt mir wieder die nötige Kraft und Energie für den Alltag.» Nebst Wandern ist sie im Winter regelmässig im Schnee anzutreffen, ob beim Skifahren, Schneeschuhwandern oder Langlaufen. Blickt Marbot in die Zukunft, dann ist zurzeit alles stimmig. «Bei Facing East ist es unglaublich spannend und abwechslungsreich. Ich bleibe jedoch offen für Neues.» In den letzten Jahren habe sie in verschiedenen Branchen gearbeitet und diese Vielfalt sehr geschätzt. «Jeder Lebensabschnitt, jede Station brachte mir wertvolle Erfahrungen, die im Leben Spuren hinterlassen haben, die ich nicht missen möchte.»
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Foto: Aniela Lea Schafroth
Nicole Marbot
Nicole Marbot kam am 31. März 1981 in Adliswil zur Welt. Von 1997 bis 2000 absolvierte sie eine Lehre zur Floristin. Anschliessend erwarb sie von 2001 bis 2003 das Handelsdiplom und trat danach ihre erste Stelle in der Administration im Bereich Import und Distribution bei Agrotropic in Zürich an, wo sie bis 2006 tätig war. Nach einer dreimonatigen Kulturreise durch Asien, Australien, Neuseeland und die USA nahm sie ab 2007 verschiedene Positionen als Sachbearbeiterin ein. Sie arbeitete unter anderem bei Baur au Lac Wein Zürich, der Interserv AG in Zürich und der Generali in Adliswil.
Von 2017 bis 2019 absolvierte Marbot die Ausbildung zur Direktionsassistentin mit eidgenössischem Fachausweis an der KV Business School. Parallel dazu wechselte sie in die Assistenz und übernahm die Rolle als Direktionsassistentin und Office Managerin bei der Quantica Capital in Zürich. Seit Februar 2021 ist sie als Direktionsassistentin bei Facing East Entertainment in Zürich tätig. Nicole Marbot lebt mit ihrem Partner in Zürich.