Tipps und Tricks

Einfach Ordnung – für immer?

Ordnung schaffen und Ordnung halten – das ist auch angewandte Psychologie. 10 Schritte, wie Sie sich von überflüssigem Ballast trennen und Ihr Zuhause individuell ordnen und gestalten können. 

«So kann es nicht weitergehen», denken viele Menschen immer wieder – und gehen mit grossem Elan daran, ihr Leben zu ändern. Sie kaufen sich neue Sportschuhe oder einen Wanderrucksack. Sie buchen eine «Grüne Kiste» vom Biobauern mit extra viel Gemüse. Sie nehmen sich vor, nach dem Aufwachen jeden Morgen eine halbe Stunde zu meditieren oder Mitglied in einem Fitnessstudio zu werden. Und dann? Bleibt es dabei. 

Perfekte Ordnung?

Mit dem Ordnunghalten ist es sehr ähnlich. Wie oft haben Sie sich schon vorgenommen, den Koffer nach einer Reise sofort auszuräumen, Kleiderhaufen im Schlafzimmer zu vermeiden oder schmutziges Geschirr sofort in die Spülmaschine zu stellen? Stets aufs Neue ärgern Sie sich über die herumliegenden Schuhe im Flur, die doch in den Schuhschrank gehören, dort aber keinen Platz mehr finden.

Ordnung für immer: Gibt es sie wirklich? Die eine, die wahre, die perfekte Ordnung? Eine, die für alles den richtigen Platz findet und die gar nicht mehr anstrengend ist, weil sie sich leicht mit dem Alltag vereinbaren lässt? Die gute Nachricht: Ja, es gibt sie! Die schlechte Nachricht: Anfangs kostet sie Entschlossenheit, Energie und Durchhaltevermögen.

10 Schritte zur Grundordnung

Wer sich einmal der Herausforderung stellt, eine Grundordnung in sein Leben zu bringen, der wird belohnt – mit einem Lebensgefühl, das befreit ist von dem ständig nagenden Gefühl, nicht genügend getan zu haben. Von dem schlechten Gewissen, Dinge irgendwo schnell reinzustopfen, damit sie aus dem Blick sind. Von der Scham, Sachen zu besitzen, die viel Geld gekostet haben, aber kaum benutzt wurden. Wie gehen Sie also vor?

1. Was für ein Ordnungs-Typ bin ich?

Fragen Sie sich zunächst: Was für ein Ordnungs-Typ bin ich? Was will ich erreichen oder verändern? Sehnen Sie sich nach einer puristisch leeren Wohnung? Wollen Sie Ihr kreatives Chaos nur ein wenig bändigen? Oder möchten Sie Ihre gesammelten Schätze optimal präsentieren? Ordnung ist immer individuell! Da sind feste Schemata fehl am Platz. Ordnung funktioniert nur dann, wenn sie zum Menschen passt, nicht umgekehrt. Eine zu Ihnen passende Grundordnung ist die Voraussetzung dafür, dass das alltägliche Aufräumen zu einer leichten Routine wird.

2. Beherzt beginnen

Aussortieren und Ausmisten ist eine wichtige Grundlage jeder neuen Ordnung. Nehmen Sie sich einige freie Wochenenden. Tragen Sie diese Verabredungen mit sich selbst verbindlich in Ihren Kalender ein, denn Sie brauchen Zeit und Musse fürs Aussortieren. Machen Sie diese Arbeit möglichst nicht alleine. Fragen Sie einen Freund, eine Freundin oder einen Ordnungscoach.

3. Etappen-Ziele

Sortieren Sie in überschaubaren Einheiten aus, und fangen Sie mit den Dingen an, die Ihnen am leichtesten fallen. Das können z.B. Putzmittel oder Medikamente sein. Nehmen Sie sich einzelne Kategorien vor, etwa alle Bücher, alle CDs, alle Schuhe oder Ihr gesamtes Geschirr. Ordnen Sie Fotos und persönliche Briefe erst dann, wenn Sie bereits im Loslassen geübt sind.

4. Das Fünf-Kisten-Prinzip

Sortieren Sie Dinge, von denen Sie sich trennen möchten, in fünf Kartons:

  1. Wegwerfen
  2. Verschenken
  3. Verkaufen
  4. Erledigen – etwa Sachen, die zur Reparatur oder in die Reinigung sollen
  5. Später entscheiden – für die heiklen Dinge

Diese letzte Kiste beschleunigt zwar den Prozess, darf aber nicht zu voll werden. Nehmen Sie sich die Dinge dieser Kiste gleich zu Beginn Ihrer nächsten Sortier-Etappe vor.

5. Weniger ist mehr

Fragen Sie sich bei jedem Gegenstand: Finde ich ihn schön? Brauche ich ihn noch? Oder empfinde ich ihn als Ballast? Besitzen Sie zum Beispiel viele Erinnerungstücke an eine schöne Reise, behalten Sie den Gegenstand, mit dem Sie emotional am meisten verbunden sind, stellvertretend für alle anderen. Bewahren Sie besser Ihre zehn liebsten Stifte auf, als eine Kiste voller billiger Kulis. Gestehen Sie sich ein, dass Sie die Stapel von Zeitungen in der Ecke wohl nie mehr durchsehen werden.

6. Lösen Sie sich von alten Glaubenssätzen

Fragen Sie sich, welche Ängste hinter dem Satz stehen: «Das könnte ich nochmal gebrauchen.» Überlegen Sie, ob für Sie tatsächlich noch wertvoll ist, was Sie mit den Worten schützen: «Das hat mal viel Geld gekostet.» Und denken Sie daran, dass ein ungeliebter Gegenstand nicht allein deshalb Platz in ihrem Leben einnehmen muss, weil sie sich sagen «Das habe ich mal geschenkt bekommen.»

7. Schnell weg damit

Bringen Sie die Sachen, die Sie aussortiert haben, möglichst sofort weg, denn sonst stellt sich kein Befreiungsgefühl ein. Sei es zum Sperrmüll oder Wertstoffhof, zu Freunden, denen Sie etwas schenken möchten, auf eine Weiterverkaufs-Plattform, zum Trödler oder zum Gebrauchtwarenladen. Gut erhaltene Dinge können Sie auch an soziale Einrichtungen spenden.

8. Raum lassen beim Räumen

Packen Sie beim Zurückräumen der Dinge Schubläden, Schrankfächer und Regale nicht zu voll! Geben Sie den Dingen genug Luft. Verstauen Sie die Sachen, die Sie täglich brauchen, in greifbarer Nähe. Das, was Sie nur selten benötigen, kann oben in Ihren Schränken und Regalen Platz finden. Legen Sie die Dinge möglichst nicht in mehreren Reihen hintereinander in Ihren Schrank, denn das führt dazu, dass Sie das, was hinten liegt, vergessen.

9. Alles an seinen Platz

Weisen Sie all Ihren Dingen einen festen, eindeutigen Platz zu und geben Sie Ihrer Ordnung Sinn – ganz nach Ihren eigenen Vorlieben. Zum Beispiel alle Bücher ins Regal, sortiert nach Autor oder Genre, alle Kleider in den Schrank, aufgereiht nach Farbe oder Saison, alle Belege für die Steuer in eine Schublade. So wird ihre neue Ordnung nachhaltig und das alltägliche Aufräumen leicht. Wenn jetzt etwas herumliegt, wissen Sie sofort, wo es hingehört. Gewöhnen Sie sich ein konsequentes, regelmässiges Aufräumen an. Sie werden verblüfft feststellen: Das Chaos ist besiegt.

10. Von der äusseren zur inneren Ordnung

Füllen Sie den Platz, den Sie durch das Ausmisten und Ordnen bekommen haben, nicht gleich wieder mit neuen Anschaffungen. Geniessen Sie die Übersichtlichkeit, das Gefühl der Befreiung. Sie werden merken, dass sich die äussere Ordnung der Dinge auch auf Ihre innere Klarheit auswirkt. Sie werden sich auch selbst als aufgeräumter empfinden und weniger von Vergangenem und Unerledigtem abgelenkt sein. Ihr Leben bekommt eine neue Leichtigkeit.

 

Buchtipp: Ordnung für immer – Der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben

Ordnungsexpertin Gunda Borgeest hat eine klare Botschaft: Ordnung kann jeder. Auch Ihnen kann es gelingen, Ordnung zu schaffen – und diese trotz des hektischen Alltags dauerhaft zu erhalten. Dazu finden Sie im Ratgeber erprobte Tipps und Tricks. Vor allem erfahren Sie, wie Sie Ihren ganz persönlichen Weg zu dauerhafter Ordnung finden. Sie werden merken: äussere und innere Ordnung hängen zusammen.

Ordnung für immer
Gunda Borgeest
Stiftung Warentest,
2024, 176 Seiten

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Gunda Borgeest arbeitet als Ordnungsexpertin und machte so ihren Sinn für das Schöne und ihre Leidenschaft für die Ordnung der Dinge zu ihrem Beruf. Zuvor hat die Literaturwissenschaftlerin und Sinologin an der Münchner Filmhochschule unterrichtet und als Kulturmanagerin gearbeitet. 
schönste-ordnung.com

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