Mehr als nur Arbeit
Immer mehr Unternehmen ermutigen ihre Mitarbeitenden, sich für soziale oder ökologische Projekte zu engagieren – sei es im Altersheim, beim Naturschutz oder in der Lebensmittelrettung. Miss Moneypenny macht sich auf die Suche nach dem passenden Freiwilligeneinsatz.

Das Eturnity-Team arbeitet gegen die Brombeerhecke. (Foto: zVg)
Gemeinsam schuften, lachen und am Ende stolz auf das Ergebnis blicken – das kann ein abgeschlossenes Projekt im Arbeitsalltag sein, aber auch ein Freiwilligeneinsatz mit dem Team. Wenn Arbeit mehr bedeuten soll als nur Meetings und Deadlines, dann ist «Corporate Volunteering» eine Möglichkeit. Diese Art der Freiwilligenarbeit eignet sich für Unternehmen jeder Grösse, um gesellschaftliche oder ökologische Verantwortung zu übernehmen.
Was ist überhaupt… Corporate Volunteering?
Corporate Volunteering ist ein freiwilliges gesellschaftliches Engagement von Mitarbeitenden, das von ihrem Unternehmen unterstützt und gefördert wird. Das kann in Form von gemeinnütziger Arbeit, organisierten Team-Aktionen oder der Bereitstellung von Ressourcen und Know-how für soziale Projekte geschehen. Ziel ist es, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Manche Firmen setzen dabei gezielt auf umfassende Programme. Ein Beispiel dafür ist Swisscom: 2018 lancierte das Unternehmen sein Corporate-Volunteering-Programm «Give2Grow». In diesem können sich Mitarbeitende registrieren, um sich für gemeinnützige Einsätze in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft zu engagieren. Dafür wird ihnen ein bezahlter Arbeitstag pro Jahr zur Verfügung gestellt. «Vom Natureinsatz in den Bergen über Kaffee- und Kuchennachmittage im Altersheim bis zum Verpacken von Weihnachtsgeschenken für Bedürftige in Bulgarien gibt es vielerlei Möglichkeiten, sich einzusetzen», berichtet Sabrina Hubacher, Mediensprecherin von Swisscom. Rund 1000 individuelle Einsatztage werden so jährlich von den rund 16 000 Mitarbeitenden (Vollzeitstellen) in der Schweiz geleistet.
Für KMU ohne eigene Plattform kann es eine Herausforderung sein, geeignete Möglichkeiten für freiwilliges Engagement zu finden. Doch es gibt zahlreiche Optionen: Organisationen wie arbeitseinsatz.ch bieten gezielte Unterstützung. Sie organisieren Einsätze mit dem Schwerpunkt Naturschutz – in Absprache mit der Firma, die einen Beitrag leisten möchte, oder auch in Form von offenen Einsätzen, über die man auf der Website einen Überblick erhält.
Nieder mit der Brombeerhecke
Arbeitseinsatz.ch plante beispielsweise für den Solar-Softwareanbieter Eturnity ein Projekt im Bereich Corporate Volunteering. «Dieses widmete sich der Eindämmung invasiver Brombeerpflanzen in einem kommunalen Naturschutzgebiet. Ziel war es, ihre Ausbreitung zu stoppen, um anschliessend Platz für die Pflanzung einer Hecke zu schaffen. Der Einsatz dauerte etwa fünf Stunden», erzählt Virginia Schönenberger, die den Einsatz koordinierte.
Da die Belegschaft von Eturnity grösstenteils remote arbeitet, seien solche Teambuilding-Massnahmen besonders wertvoll. «Beinahe unsere gesamte Belegschaft war beteiligt – insgesamt 76 Personen», berichtet Schönenberger. Ein Einsatz, der zusammenschweisste: «Trotz schlechten Wetters und körperlich anstrengender Arbeit hielten wir gemeinsam durch und konnten am Ende sehen, was wir erreicht haben. Das hat unseren Teamgeist auf jeden Fall gestärkt.»
Soziale Verantwortung
Je nach Unternehmenswerten steht nicht nur ökologische, sondern auch soziale Nachhaltigkeit im Zentrum. Das können wie bei Swisscom Einsätze im Altersheim sein oder die Unterstützung der Schweizer Tafel. Diese bietet im Bereich Corporate Volunteering drei Projekte an: den Suppentag, eine Tourbegleitung und das Projekt «Ein Einkauf mehr». Am Suppentag, der immer im November stattfindet, werden aus geretteten Lebensmitteln Suppen gekocht, die an einem Stand von den Corporate-Volunteering-Beteiligten verkauft werden.
Ähnlich funktioniert «Ein Einkauf mehr»: Mitarbeitende stellen vor einem Supermarkt einen Stand auf und sprechen Kundinnen und Kunden an, mehr Lebensmittel oder Hygieneprodukte einzukaufen und diese anschliessend zu spenden. Die Erlöse kommen Obdachlosenheimen, Gassenküchen, Notunterkünften oder auch Frauenhäusern zugute.

Daniel Beyeler (li.) und Simon Dreyfus (m.) von Pomcanys
mit der Schweizer Tafel auf Tourbegleitung. (Foto: zVg)
Bei einer Tourbegleitung machte beispielsweise die Marketingagentur Pomcanys mit. «Littering und Food Waste sind Themen, die mich persönlich stark beschäftigen und massiv stören», berichtet CEO Daniel Beyeler. «Einmal jährlich schenken wir die Zeit von Mitarbeitenden für eine gute Sache. Nachdem wir uns als Team bereits für den ‹Clean-Up-Day› engagiert hatten, erfuhr ich über einen Bekannten von der Schweizer Tafel».
Der Vorschlag, unseren Corporate-Volunteering-Einsatz dort zu leisten, wurde im Team sehr enthusiastisch aufgenommen.» Sechs Mitarbeitende von Pomcanys begleiteten daraufhin im Herbst 2024 verschiedene Tagestouren der Schweizer Tafel und sammelten überschüssige Lebensmittel von Detailhändlern ein, die dann an Abgabestellen in der Region verteilt wurden.
Den richtigen Freiwilligeneinsatz finden
Neben den Unternehmenswerten und branchennahen Einsätzen können auch Themen berücksichtigt werden, die den Mitarbeitenden wichtig sind. Auch sollte bei der Planung vorab klar sein, ob sich diese global oder regional engagieren möchten. «Da unser Hauptsitz in der Ostschweiz liegt, wollten wir eine Organisation unterstützen, die auch Einsätze in unserer Region ermöglicht», erinnert sich Virginia Schönenberger an die Planungsphase für ihren Einsatz bei Eturnity.
Die Entscheidung für eine regionale Initiative bringt weitere Überlegungen mit sich. Neben der geografischen Nähe spielen auch organisatorische Aspekte eine Rolle – etwa die Frage, ob der Einsatz als Arbeitszeit angerechnet wird. Dieser Punkt ist entscheidend für die Planung: Wie viel Zeit und Budget kann das Unternehmen investieren? Je nach Firmengrösse ergeben sich dabei unterschiedliche Möglichkeiten. Sind einmalige, jährliche Einsätze als eine Art Teambuilding-Massnahme sinnvoll oder sind Kapazitäten vorhanden, um diverse individuelle Einsatztage zu ermöglichen – je nach Interessen der Mitarbeitenden? Ebenfalls möglich sind langfristige Partnerschaften mit Hilfsorganisationen; so besteht beispielsweise ein reger Austausch zwischen Swisscom und dem WWF für Projekte des «Give2Grow»-Programs, die sich um ökologische Nachhaltigkeit drehen.
Bei der Wahl eines Kooperationspartners für einen Corporate-Volunteering-Einsatz ist es wichtig, vorab die Seriosität und Transparenz zu prüfen. Haben diese Projekte eine klare Mission und nachweisbare Erfolge? Wie finanzieren sie sich und hat die Unternehmung gegebenenfalls ein Zewo-Gütesiegel? Hilfreich dabei kann auch sein, zu prüfen, ob es bereits Erfahrungsberichte oder Referenzen anderer Unternehmen gibt.
Am Ende zählt nicht nur der gespendete Arbeitstag, sondern die Wirkung, die bleibt – für die Gesellschaft und für das Teamgefühl. Wer sich einmal gemeinsam durch eine Brombeerhecke gekämpft oder Lebensmittel für Bedürftige gesammelt hat, weiss: Solche Erlebnisse verbinden und hinterlassen Spuren, die weit über den Büroalltag hinausgehen.