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Wenn die Pension wieder ein Jahr näher rückt …

Wie viele Male haben Sie zu sich selbst oder zu Familie und Freunden gesagt «Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht»? Dann folgt schlagartig die Einsicht: Die Pensionierung nähert sich in grossen Schritten.

Das wohl mit Abstand am häufigsten diskutierte Abstimmungsthema in diesem Jahr war die Reform der AHV. Denkbar knapp wurde diese Revision am 25. September 2022 angenommen und wird voraussichtlich per 1. Januar 2024 umgesetzt. Auswirkungen wird diese Reform besonders bei Frauen haben, da das Pensionsalter neu für beide Geschlechter bei 65 Jahren liegt. Worauf sollten Frauen achten, damit es für sie im dritten Lebensabschnitt finanziell nicht allzu knapp wird?

Frühzeitig heisst nicht erst ab Alter 50

«Sorgen Sie frühzeitig vor, damit Sie im Alter keine Sorgen haben» – so oder ähnlich klingen die Slogans der Vorsorgeanbieter. Wie frühzeitig das aber geschehen sollte, das steht auf einem anderen Blatt. Etabliert hat sich, dass Arbeitnehmende mit dem Erreichen des 50. Lebensjahres sich auch mit den Themen rund um die Pensionierung auseinandersetzen sollten. 

Doch wieso erst ab 50? Das weiss ich auch nicht. Klar ist hingegen, dass erste Gedanken zum Thema Pensionierung mit 60 etwas gar spät sind. Denn wenn Sie knapp fünf Jahre vor Ihrer Pension erstmals eine Vorsorge- oder Finanzplanung in Auftrag geben, dann wird es praktisch unmöglich, noch irgendwelche nutzbringenden Massnahmen einzuleiten. Das Einzige, was dann daraus folgen wird, ist reine «Resultatkosmetik»; und vom grossen Lottogewinn, der das finanzielle Leben auf einen Schlag sorgenfrei macht, träumen eben noch viele andere …

Empfehlenswert ist, sich bereits ab 25 Jahren mit dem Thema der Säule 3a zu befassen, einzuzahlen und dann regelmässig die eigenen Finanzen – wozu auch die Sozialversicherungen gehören – im Blick zu behalten. Wer bereits das 25. Altersjahr zurückgelegt hat: jetzt mit dem Einzahlen in die 3. Säule zu beginnen, ist besser, als gar nichts zu machen.

Lücken vermeiden oder füllen

Die Erfahrung zeigt Folgendes: Wer sich zeitlebens auf die AHV und die Pensionskasse verlässt, wird im Alter den Gürtel ziemlich eng schnallen müssen. Wenn Sie davon ausgehen können, dass aus der AHV und der Pensionskasse ca. 60 – 70% Ihres jetzigen Einkommens ab der Pensionierung ausbezahlt werden, Sie aber im Alter Ihr Leben in gewohntem Ausmass weiterbestreiten möchten, dann erschrecken Sie bitte nicht. Denken Sie daran: Das Renteneinkommen ist als Einkommen vor Steuern anzusehen; die Krankenkassen werden die Prämien in Zukunft kaum deutlich senken, das Leben wird weiterhin kosten, wohnen wird auch nicht gratis sein und von irgendetwas möchte man sich ja zwischendurch auch noch etwas Schönes leisten.

Konkret heisst das, sich mit diesen Zahlen und Versicherungsleistungen auseinanderzusetzen. Wie viel kann ich von der AHV erwarten? Was stellt mir die Pensionskasse in Aussicht? Wie gestalten sich meine Ausgaben in den nächsten Jahren? Die erste Rechnung ist relativ einfach: Wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen, muss dieses Defizit abgedeckt sein. Sicher bietet sich eine Säule 3a an, mit der Kapital aufgebaut wird und zudem Steuern gespart werden können. Doch es besteht weiteres Potenzial: Wo können Sie sonst noch fürs Alter sparen? Bietet die Pensionskasse allenfalls die Möglichkeit, zusätzlich einzahlen zu können? Wie steht es um Ihre aktuellen Ausgaben und was könnte von der Ausgabenliste gestrichen werden? Stehen in nächster Zeit grössere Anschaffungen an? 

Die Sache mit der Planung

Es ist keine Raketenwissenschaft, Ausgaben und aktuelle Einnahmen einander gegen­überzustellen. Wenn es aber darum geht, eine finanzielle Planung zukunftsgerichtet aufzubauen, zusätzlich die ganze Steuerthematik mitzuberücksichtigen und vor allem die komplexen Sozialversicherungen auch noch miteinzubeziehen, dann wird es schnell komplex. 

Auf dem Markt existieren sehr viele hervorragende und bestens ausgebildete Fachpersonen, die sich mit dem Thema rund um die Finanz- und Vorsorgeplanung beschäftigen. Dass eine solche Planung auch etwas kostet, ist selbstredend. Ob der Vorsorgeberater die Planung im Stundenaufwand abrechnet oder eine Paketlösung anbietet, spielt im ersten Moment keine Rolle. Viel wichtiger ist es, dass die Planung auf Sie und Ihre künftigen Bedürfnisse zugeschnitten ist. 

Planung bedeutet auch immer eine Definition von Massnahmen. Sehen diese Massnahmen irgendwelche Vorsorge- oder Anlageprodukte vor, geht es darum, dass Sie diese Produkte auch verstehen und sich der möglichen Gefahren, aber auch der Chancen bewusst sind. Denn eine absolut sichere Geldanlage mit hoher Rendite gibt es nicht und wird es auch nie geben.

Vergleichen Sie die Anbieter, ihre Leistungen und ihre Arbeitsweise. Ihre Hausbank ist vermutlich die erste Anlaufstelle. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich mit dem Thema der Vorsorge- und Finanzplanung nicht an einen anderen Anbieter wenden sollten. Wenn Sie nämlich sonst eine Anschaffung tätigen, Ferien buchen oder die Krankenkasse wechseln, werden Sie mit grösster Wahrscheinlichkeit auch mehr als einen Anbieter genauer unter die Lupe nehmen und Preise sowie Leistungen vergleichen.

Acht Tipps

Sozialversicherungen, Finanzen, Pensionierung, Planung – bei vielen kommt bei diesen Schlagwörtern ein ungutes Gefühl auf. Halten Sie sich stets vor Augen, dass es um Sie und Ihre Zukunft geht. Die eigene Zukunft an andere zu delegieren, geht leider oftmals in die falsche Richtung.

Damit der Anfang für Ihre Planungsarbeit etwas einfacher wird, sollen Ihnen die folgenden acht Tipps gewisse Leitlinien vorgeben:

• Definieren Sie klar, wann Sie in Pension gehen möchten – legen Sie Ihr zeitliches Ziel fest.

• Wie steht es um Ihre Finanzen heute? Machen Sie eine Auslegeordnung über Ihre Einnahmen, Ausgaben, Vermögenswerte, Verpflichtungen usw. Sie sollten wissen, wo Sie starten, wenn Sie sich auf den Weg zum Ziel machen.

• Ihre eigene Finanzplanung muss nicht einer Doktorarbeit gleichen. Planen Sie die wesentlichen Faktoren ein, damit Sie für sich persönlich Klarheit haben und entscheiden können. Berücksichtigen Sie auch, wie lange Sie im Erwerbsleben stehen wollen und wie viele Jahre zwischen heute und Ihrem Pensionierungszeitpunkt liegen.

• Wenn Sie Wohneigentum besitzen, behalten Sie Ihre Hypotheken im Auge. Bedenken Sie ebenfalls, wie sich Ihre Wohnsituation im Alter darstellen sollte.

• Denken Sie immer an die Steuern. Wenn Sie bereits eine (oder mehrere) Säule 3a besitzen, planen Sie den Bezug dieser Gelder gestaffelt. Teilen Sie die Bezüge über die Jahre vor der Pensionierung auf und beziehen Sie nicht alle Vorsorgeinstrumente zum gleichen Zeitpunkt.

• Seien Sie sich bewusst, dass Sie sich allenfalls intensiver mit Geldanlagen beschäftigen müssen. Merken Sie sich, dass Geldanlagen nicht risikofrei und hohe Renditen nicht kostenlos sind.

• Ob wir gesund in Pension gehen, das ist nicht klar. Doch was geschieht, wenn jemand schwer erkrankt oder verunfallt und dann nicht mehr selbstbestimmt entscheiden und handeln kann? Setzen Sie unbedingt die Themen der Patientenverfügung und des Vorsorgeauftrags weit oben auf die To-do-Liste.

• Auch wenn für viele Menschen der Tod ein Tabuthema ist, so ist es wichtig, die Zeit nach dem eigenen Tod zu regeln. Machen Sie sich Gedanken, was mit Ihrem künftigen Nachlass geschehen soll, ob Sie ein Testament verfassen sollten oder eine anderweitige Regelung umsetzen müssen

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Marco Riedi ist Sozialversicherungsfachmann und Ausbilder mit eidg. Fachausweis, ­Dozent für Sozialversicherungsrecht an diversen Weiterbildungsinstitutionen sowie Gründer und Geschäftsführer der Bedra GmbH in Chur. bedra.ch

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