Völlig losgelöst
Bei Microsoft in Wallisellen wird bereits seit mehr als drei Jahren non-territorial gearbeitet. Wie das funktioniert, erklären Debora Marti und ihre Chefin, CEO des IT-Konzerns.
Debora Marti, Assistentin
Seit drei Jahren bin ich für die Assistenz von Petra Jenner zuständig. Im Gegensatz zu ihr habe ich aber einen festen Arbeitsplatz. Die Idee dahinter war, dass ich für die Mitarbeiter auffindbar bin. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass es auch ohne fixen Schreibtisch ginge, denn ich arbeite auch oft von zu Hause aus und habe ausser einem einzigen Ordner keine analogen Arbeitsunterlagen mehr. Mit Laptop und Handy kann ich alles erledigen.
Petra Jenner und ich versuchen, einmal pro Woche eine halbe Stunde zusammenzusitzen und uns zu besprechen. Manchmal treffen wir uns auch zwischendurch auf einen Kaffee. Bei uns passiert jeden Tag so viel, da muss man spontan sein. Wenn wir etwas Vertrauliches besprechen müssen, reserviere ich einen unserer Gesprächsräume. Wir haben viele kleine Räume, in denen man auch zu zweit zusammensitzen kann.
Petra Jenner ist den Grossteil des Tages in Meetings, ich organisiere ihr vorgängig alle Räume, sie schaut dann auf dem Handy, wohin sie als nächstes gehen muss. So weiss ich immer, wo sie ist, und kann Auskunft geben. Ausser, sie ist gerade irgendwo zwischen zwei Terminen im Treppenhaus aufgehalten worden.
Assistentinnen im klassischen Sinn gibt es bei Microsoft nicht mehr viele, auch nicht in der Geschäftsleitung. Die GL-Mitglieder müssen sich dann selbst organisieren. Nur noch der Marketingleiter und der Leiter Grosskundengeschäft haben eine Assistentin. Und ich bin auch nur während 60 Prozent für Frau Jenner da. Zu den anderen Zeiten kommt sie bestens allein zurecht.
Petra Jenner, CEO Microsoft Schweiz
Assistentinnen sind immer ein gewisser Fixpunkt und Ruhepol im Unternehmen. Sie federn Dinge ab, machen eine Triage und geben Impulse weiter. Daher ist es wichtig, dass sie einfach gefunden werden. Zudem stelle ich fest, dass Assistentinnen mit Bergen von externer Post kämpfen, obwohl Microsoft selbst praktisch zu hundert Prozent papierfrei ist. Entsprechend ist es hilfreich, wenn sie über Ablagesysteme verfügen und nicht jeden Tag ihre Zelte neu aufschlagen müssen. Bei meiner Assistentin geht es mir aber weniger darum, wo sie ist, als vielmehr darum, dass ich auf ihre Unterstützung zählen darf.
Meine Arbeitsunterlagen sind mehrheitlich in der Cloud, so habe ich sie immer dabei, unabhängig vom Arbeitsgerät, das ich mit mir rumtrage. Ich könnte mir gar nicht mehr vorstellen, anders zu arbeiten. Das Wissen, dass ich jederzeit auf alles Zugriff habe, erleichtert meine Arbeit enorm und ermöglicht mir die nötige Agilität, die es in meiner Rolle braucht.
Auch mit Debora Marti funktioniere ich perfekt virtuell über die Cloud; so können wir beide an den gleichen Dokumenten arbeiten. Aber natürlich braucht es auch immer wieder das persönliche Gespräch.
Dadurch, dass ich in unserem Hauptsitz keinen festen Platz habe, versuchen Mitarbeiter mich für dringende Themen immer zuerst anzuchatten. So kann man schnell klären, ob es ein Gespräch braucht, und Raum und Zeit vereinbaren.
Für konzentrierte Arbeit bevorzuge ich übrigens mein Home Office. Da kann ich in Ruhe nachdenken und mal längere Zeit am Stück an etwas arbeiten. Dieser persönliche Platz ist wichtig für mich, aber eben nur zu Hause. Im Büro hingegen ist es mir wichtig, dass ich für die unterschiedlichen Arten von Aufgaben den passenden Raum habe. Wir haben 18 verschiedene Raumtypen. Mir gefällt das gut, weil ich so wählen kann, wo ich meinen Tag verbringe.