Kündigung

Unzufriedenheit im Job – und jetzt?

Arbeitszufriedenheits-Special zum Feministischen Streik 2025 am 14. Juni: Sind Frauen in ihrem Arbeitsumfeld häufiger unzufrieden? Miss Moneypenny geht Gründen für eine Kündigung auf den Grund und gibt Tipps, welche Fragen Sie sich vor einer Kündigung stellen sollten.

Die Schweiz gilt international als wirtschaftlich hochentwickeltes Land mit einem robusten Arbeitsmarkt. Gemäss Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) liegt die Erwerbsquote von Frauen in der Schweiz bei etwa 80 Prozent, was im internationalen Vergleich hoch erscheint. Interessant ist jedoch: Rund 59 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit, während dies nur bei etwa 18 Prozent der Männer der Fall ist. Gründe für die Teilzeitarbeit sind häufig – nach wie vor – ​​mitunter unbezahlte Care-Arbeit.

Nun liesse sich die These aufstellen: Wer seltener da ist, kann sich auch nicht so häufig aufregen, sollte also allgemein zufriedener sein und seltener kündigen. Oder?

Wie geht wer und warum?

So einfach ist es, statistisch gesehen, zum Glück nicht. Der «Gender Intelligence Report» der Universität St. Gallen zeigt, dass es kaum Unterschiede in der Schweiz gibt, ob Männer oder Frauen häufiger kündigen. Die allgemeine Fluktuationsrate – jeweils gemessen am Jahresende im Vergleich zum Vorjahr – liegt bei Frauen bei 11 Prozent, bei Männern bei 10 Prozent.

Die Gründe, warum Schweizerinnen in ihrem Job unzufrieden sind, variieren im Vergleich zu denen von Schweizer Arbeitnehmern: Eine Wechselwilligkeitsstudie von Xing-DACH fand heraus: Frauen wechseln ihren Job hauptsächlich wegen zu tiefen Löhnen – 52 Prozent gaben an, mit ihrem Gehalt nicht zufrieden zu sein. Dahinter folgen die generelle Lust auf Abwechslung (30 Prozent), Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft (26 Prozent) sowie einem hohen Stresslevel (26 Prozent). Die Tendenz bei Männern ist eine andere: Sie wünschen sich mehr Abwechslung (38 Prozent), während ein zu niedriger Lohn von gerade mal 35 Prozent der befragten Schweizer als Wechselgrund genannt wird.

Während die Zahlen eine Gleichheit nahe legen – Frauen und Männer kündigen ähnlich häufig –, erzählen die Gründe doch eine geschlechterdifferenzierte Geschichte. Wer als Frau darüber nachdenkt, zu kündigen, tut das oft, weil ein Missverhältnis zwischen Leistung und Wertschätzung entstanden ist. Und gerade weil eine Unzufriedenheit häufig aus einem komplexen Gemenge aus Enttäuschung, Erschöpfung und fehlender Perspektive entsteht, lohnt es sich, innezuhalten. Nehmen Sie sich den Raum, bewusst und selbstbestimmt zu entscheiden – und nicht nur im Affekt zu reagieren.

Bevor Sie das Handtuch werfen

Bevor man – aus welchen Gründen auch immer – den eigenen Job kündigt, ist es hilfreich, sich vorab einige Fragen zu stellen. 

1. Warum genau sind Sie unglücklich? 

«Es ist einfach alles schlimm» ist zu allgemein gefasst und nützt Ihnen bei der aktiven Verbesserung Ihrer Situation nichts. Wer sich vor einer Kündigung nicht klar darüber ist, was eigentlich fehlt und was man will, läuft Gefahr, schnell wieder am gleichen Punkt zu landen – nur eben in einem anderen Job.

2. Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

Dem liegt eine einfache Gehirnübung zugrunde: wenn Sie sich nicht anschauen, was allenfalls positiv ist, geben Sie Ihrem Gehirn keinen Grund dazu, auch in Zukunft Dinge zu sehen, die gut laufen. Dann konzentriert es sich stets auf das Negative und übersieht Faktoren, die Sie eigentlich wertschätzen. Diese Übung hilft Ihnen aktuell auch dabei, Ihre aktuelle Situation objektiver zu betrachten und keine überstürzten Entscheidungen zu treffen.

3. Können Sie es sich leisten, zu kündigen?

Angenommen Sie würden kündigen, ohne bereits eine neue Stelle in Aussicht zu haben: können Sie es sich leisten, finanziell wie mental? Nicht zu arbeiten gibt einem eine grosse Freiheit, Wünsche auf der To-Do-Liste abzuarbeiten – Reisen, Freiwilligenarbeit oder endlich alle 41 Staffeln von «Doctor Who» anzuschauen. Jedoch müssen Sie es sich auch finanziell wie psychisch leisten können, eine längere Zeit ohne Erwerb zu sein. Eine Arbeitslosenkasse unterstützt Sie zwar finanziell, sie müssen jedoch durch viele bürokratische Reifen springen, was nicht jedem liegt.

4. Welche Alternativen zur Kündigung haben Sie?

Ist Ihre Position in Stein gemeisselt? Wahrscheinlich nicht. Auf die Idee, sich proaktiv nach alternativen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens umzuhören, kommen Arbeitnehmende meist nicht. Ist die Kündigung einmal ausgesprochen, ist es zu spät, um über interne Wechseloptionen nachzudenken. Also, über welche aus Ihrer Sicht vielleicht auch unrealistischen, jedoch attraktiven internen Veränderungsideen würde es sich lohnen, mit einem Chef/Chefin oder dem Personalteam zu sprechen, bevor Sie sich endgültig verabschieden?
 

Quick-Tipps

«Hin zu» statt «weg von»: Kündigen, um einem Problem zu entkommen, bringt Sie meist in eine schwierige Lage (siehe Punkt 3). Reagieren Sie – wenn möglich – frühzeitig und beginnen Sie, sich nach etwas Neuem umzugehen. Ein erstes Warnsignal ist, wenn Sie das Gefühl haben, die Arbeit «aushalten» zu müssen. Es wechselt sich besser, wenn Sie etwas vor Augen haben, das Ihnen attraktiver erscheint.

Irgendetwas ist immer: Machen wir uns nichts vor: den perfekten Fit gibt es nicht und irgendwas ist immer ein wenig unangenehm. Wichtig zu wissen ist, wo Sie bereit sind, drüber hinweg zu schauen und was für Sie ein No-Go ist.

Der Wert der Arbeit: Recherchieren Sie langfristig, was andere Personen – unabhängig vom Geschlecht – in Ihrer Branche oder auf einer ähnlichen Position verdienen. Als Einstieg helfen Lohnrechner, allerdings werden Sie auch nicht darum herumkommen, mit anderen Personen über das Einkommen zu sprechen. Lohntransparenz ist das A und O, damit Sie zukünftig aushandeln können, was Ihre Arbeit wert ist. Nicht zu vergessen ist jedoch auch die Frage: Welches Gehalt wünschen Sie sich, damit Sie in diesem Job zufrieden sind?

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Online-Redaktorin, Miss Moneypenny. 
luisa.schmidt@missmoneypenny.ch

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