Same same but different

«Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen», befand schon Mark Twain. 

Was Mark Twain wohl nicht hatte, ist ein Synonymwörterbuch. Er musste sich bei der Suche nach dem perfekten Ausdruck auf sein Gedächtnis verlassen. Wir können heute mit wenigen Klicks auf das Wortwissen der Welt zugreifen. Das vereinfacht die Suche nach dem treffenden Ausdruck wesentlich. Dennoch ist im Umgang mit dieser Vielfalt Behutsamkeit gefragt. Denn oft sind es nur Nuancen, die ein Wort treffend machen, während ein anderes knapp am Ziel vorbeischiesst. 

Keine krampfhafte Suche

Laut Duden sind Synonyme Wörter mit ähnlicher oder gleicher Bedeutung. Die meisten gehören zur ersten Gruppe, Wörter mit komplett identischer Bedeutung sind selten: Lift und Fahrstuhl, bereits und schon oder sterben und entschlafen sind ein paar Bespiele dafür. Viel häufiger sind aber jene Synonyme, deren Bedeutung nur beinahe gleich ist. Eine Sitzung  beispielsweise ist nur so ähnlich wie eine Beratung, Konferenz, Besprechung oder Versammlung.

Synonyme brauchen wir aus verschiedenen Gründen. Zum einen sicher, um Wiederholungen zu vermeiden. Denn die gelten als -stilistisch unschön: «Die Sitzung findet um 10 Uhr im Sitzungszimmer statt» liesse sich zum Beispiel in: «Die Besprechung findet um 10 Uhr im Sitzungszimmer statt» umformulieren.  Aber: Vor allem in längeren Texten zum gleichen Thema kommt es vor, dass immer wieder das gleiche Wort auftaucht. Manchmal lässt sich das nicht vermeiden und es macht Sinn, mit der Häufung zu leben, anstatt krampfhaft nach Ersatz zu suchen. Für «Unternehmen» beispielsweise listet duden.de als Synonym zwar Betrieb, Firma, Geschäft, Konzern, Unternehmung, Werk, Gesellschaft und Manufaktur auf. Hundertprozentig genau trifft es aber keins.  

Ein weiterer Grund, nach Synonymen zu suchen, ist der Wunsch, aus dem Glühwürmchen im Text einen Blitz zu machen und das beinahe richtige Wort durch einen Volltreffer zu ersetzen. Die Gründe dafür, warum ein Wort nicht ganz genau passt, sind vielfältig. Vielleicht ist es zu umgangssprachlich oder klingt zu abgehoben, vielleicht weckt es ungewollte Assoziationen oder ist zu unpräzise. Es sind solche Feinheiten, die einen durchschnittlichen Text von einem guten Text unterscheiden. 

Vorsicht vor Wortakrobatik

Synonyme sind also eine Super-Sache. Doch sie bieten auch Stolpersteine. Zum einen sind Synonyme längst nicht immer so griffig wie die Wörter, die sie ersetzen sollen. Wenn Lampen als «Leuchtkörper» und Stühle als «Sitzgelegenheiten» bezeichnet werden, klingt der Text am Ende steif, technisch und nicht besonders lebensnah. 

Wer eine Nulltoleranz gegenüber Wiederholungen hat, läuft ausserdem Gefahr, es zu übertreiben. Das könnte sich zum Beispiel so lesen: «Zu unserem Firmenevent am 5. März laden wir Sie herzlich ein. Die Feier findet in der Festhalle Dübendorf statt. Im Anschluss an den Anlass können Sie noch unsere neuen Produkte testen. Das Fest veranstalten wir gemeinsam mit unserer Schwesterfirma ABC AG.» Event, Feier, Anlass, Fest, Veranstaltung – alles Synonyme, aber in diesem Zusammenhang ein bisschen zu viel. Abwechslung lässt sich nicht erzwingen; wer es versucht, läuft Gefahr, unfreiwillig komisch zu wirken. Zudem haben die Wörter leicht unterschiedliche Bedeutungen und sollten schon deshalb nur vorsichtig als Synonyme verwendet werden. 

Zu viel Wortakrobatik kann obendrein dazu führen, dass der Inhalt nicht mehr klar ist:  «Wir haben die Papiere vom zuständigen Amt erhalten. Die Unterlagen sind jetzt komplett. Bitte holen Sie Ihre Dokumente in der kommenden Woche ab.» Papiere, Unterlagen, Dokumente? Handelt es sich jetzt um ein und dasselbe oder um verschiedene Dinge? Wir werden es möglicherweise nie erfahren.