Raus mit der Sprache
«Es ist untersagt, hier zu parkieren.» Aha! Und wer untersagt das? In Sätzen, die im Passiv stehen, fehlt die Information, wer etwas gesagt oder getan hat. Dabei ist doch gerade das interessant.
In einem Aktivsatz ist die Person wichtig, die handelt. In einem Passivsatz hingegen steht das Geschehen im Vordergrund.
Passivkonstruktionen bieten die Möglichkeit, Abwechslung in längere Texte zu bringen. Leider tauchen sie mittlerweile ein bisschen zu häufig auf. Vor allem im Amts- und Wissenschaftsdeutsch. Aber auch in der Geschäftswelt wird gern im Passiv kommuniziert. Denn das Passiv schafft Distanz. Das tönt dann manchmal so, als traue sich da jemand nicht zu sagen, wer genau was gemacht hat: «Es wurden 1000 Mitarbeiter entlassen» und «Die Geschäftsleitung entliess 1000 Mitarbeiter» sind zwei sehr unterschiedliche Aussagen.
Anscheinend herrscht da und dort auch der Eindruck, es klinge gewählter oder professioneller, wenn die Sätze im gestelzten Passiv daherkommen. Bei «Sie wurden durch unser Schreiben vom … bereits ein erstes Mal gemahnt» spürt man den erhobenen Zeigefinger einer geheimnisvollen höheren Entität geradezu körperlich.
Fast immer lassen sich wie im obigen Beispiel Passivsätze in Aktivsätze umwandeln. Wenn das geht, ist das meist der bessere Weg. Es ist nämlich interessant zu erfahren, wer etwas getan oder gesagt hat. Finden Sie nicht auch?
Zwei Arten
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Passiv: dem mit «werden» (Vorgangs- oder Handlungspassiv) und dem mit «sein» (Zustandspassiv). Ersteres hat eine Handlung oder einen Prozess zum Inhalt: «Das Auto wird gewaschen», «Das Büro wird geschlossen».
Ein Zustandspassiv drückt hingegen ein Ergebnis oder eben einen Zustand aus: «Das Büro ist geschlossen», «Der PC ist ausgeschaltet».
Das Zustandspassiv ähnelt damit dem Aktiv stark. Um herauszufinden, ob es sich um Aktiv oder Passiv handelt, versuchen Sie einfach das Vorgangspassiv zu bilden («Der PC wurde ausgeschaltet»). Wenn das nicht geht, handelt es sich um die Aktivform: «Ein Unfall ist passiert» lässt sich nicht in «Ein Unfall wurde passiert» umwandeln.
Durch oder von?
Schwierigkeiten macht das Passiv manchmal, wenn es darum geht, welche Präposition verwendet werden muss. Heisst es: «Die Sitzung wurde von der Assistentin eröffnet» oder «Die Sitzung wurde durch die Assistentin eröffnet»? Oder ist vielleicht sogar beides richtig?
Mit der Präposition «von» wird in Passivsätzen die Person angeschlossen, von der die Handlung ausgeht. Jene Person also, die im Aktivsatz das Subjekt wäre: «Die Assistentin eröffnete die Sitzung» hiesse das dann.
Der «Täter» kann aber auch etwas Abstraktes sein: «Das Gebäude wurde von einem Blitz getroffen.»
Im Allgemeinen ist «von» in passivischen Sätzen die richtige Präposition, um den Urheber eines Geschehens zu nennen.
Anders verhält es sich, wenn das Mittel (also womit etwas verübt wurde) genannt wird. Dann kommt die Präposition «durch» ins Spiel. Das wird dadurch verwirrend, dass auch Personen das Mittel sein können. Zum Beispiel in diesem Satz: «Ich wurde von ihm (Täter) durch einen Boten (Mittel) benachrichtigt.»
«Es» geht schon
Nicht alle Verben lassen sich übrigens in die Passivform setzen. Die Grammatik unterscheidet zwischen transitiven und intransitiven Verben. Transitive Verben sind sozusagen der grammatikalische Normalfall. Sie haben ein sogenanntes Akkusativobjekt und lassen sich problemlos vom Aktiv ins Passiv umwandeln. So zum Beispiel: «Der IT-Verantwortliche erklärt dem Manager den PC» in «Dem Manager wird der PC vom IT-Verantwortlichen erklärt».
Intransitive Verben hingegen können kein persönliches Passiv bilden. Zu ihnen gehören gehen, laufen, wohnen, schlafen, helfen, danken, liegen, warten, stehen.
Was aber manchmal möglich ist, ist das unpersönliche Passiv, das oft mit Hilfe des Wortes «es» gebildet wird: «Es wurde lange gewartet» oder «Es wurde viel geschlafen».
Aus man wird nicht frau
Auch reflexive Verben sind intransitiv und haben keine geschickte Passivform. Dazu zählen: sich beeilen, sich wundern, sich schämen, sich interessieren, sich ereignen. «Nach der Panne wurde sich geschämt» oder «Für die Ausstellung wurde sich interessiert» klingt ziemlich ungeschickt.
Wer dennoch etwas schreiben soll oder will, worin der Handelnde nicht preisgegeben werden darf, kann auch ab und zu auf das Wörtchen «man» zurückgreifen. Ja, wir wissen, schön ist auch das nicht. Darum sollte es auch nicht zur Regel werden – aber im Notfall ist es doch ganz praktisch. Was aber auf keinen Fall geht, man aber gelegentlich sieht: dass «man» durch ein klein geschriebenes «frau» ergänzt oder ersetzt wird.