Die Hotellerie war eine exzellente Schule
Dienstleistung liegt ihr im Blut. Ursprünglich aus der Hotellerie, ist die Deutsche Uta Paditz seit 2018 als Personal Assistant to Country Manager und Office Manager bei der Danone Schweiz AG tätig. Ein gelungener Quereinstieg.
Foto: Aniela Lea Schafroth
Montagmorgen am Danone-Hauptsitz in Zürich. Die meisten der «Desk-Sharing»-Arbeitsplätze sind noch unbesetzt. «Wir haben eine Smart-Working-Policy, die es allen Mitarbeitenden erlaubt, im Office vor Ort oder im Homeoffice zu arbeiten, auch Workation ist möglich. Deshalb ist es heute ein wenig ruhiger», erklärt Uta Paditz, Personal Assistant to Country Manager und Office Manager bei der Danone Schweiz AG. Sie selbst schätzt diese Art des nicht hierarchischen und flexiblen Arbeitens. «Mehr als meinen Laptop brauche ich meistens nicht. Ich schätze diese Freiheit.»
Dennoch versucht Paditz, mindestens zwei Tage vor Ort zu sein, «um mich mit meinem Team auszutauschen und an Sitzungen teilzunehmen.» Beispielsweise im Rahmen des monatlichen Mitarbeiter-Meetings. «Bei unseren ‹Townhalls› und ‹Social Edutainments› erhalten wir jeweils nicht nur unternehmensinterne Informationen darüber, wie sich der Markt entwickelt, sondern erfahren auch aus erster Hand, welche neuen Produkte gelauncht oder wie sie positioniert werden.» Das sind nicht wenige. Danone führt rund 500 Produkte im Sortiment in den Sparten Milchprodukte, pflanzenbasierte Ernährung, Mineralwasser und Erfrischungsgetränke sowie frühkindliche und medizinische Ernährung.
«Team Spirit» und «Proximity» sind Grundwerte der Danone-Kultur. Um diese zu fördern, finden vor Ort ab und zu Apéros statt, einmal im Jahr eine Sommerparty und eine Weihnachtsfeier sowie einige globale und DACH-Events, die teils auch virtuell durchgeführt werden. «Auch innerhalb der DACH-Region besteht ein sehr enger Austausch zwischen uns Assistenzen. So stimmen wir uns wöchentlich ab und treffen uns einmal im Jahr an einem unserer Standorte.»
Wesentlich für das Netzwerk über alle Abteilungen hinweg sind für die 34-jährige Assistentin die Leadership-Meetings. Denn Paditz ist nicht nur für die klassischen Assistenztätigkeiten zuständig, sondern hat auch Aufgaben im Leadership-Team in der Schweiz. «Durch meine Präsenz dort weiss ich, worauf wir den Fokus setzen müssen und was auf uns als Unternehmen zukommt. So kann ich meinen Chef noch zielgerichteter unterstützen und für gewisse Themen den Lead übernehmen.» Ein Anliegen, das ihr am Herzen liegt, denn Dienstleistung steckt Paditz seit ihrer Jugend im Blut. Denn vor ihrer Zeit als Assistenz war sie knapp zwölf Jahre in der Hotellerie tätig.
Start in der Hotelbranche
«Mein Kindheitswunsch war, etwas Praktisches zu machen. Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, konnte ich mir damals nicht vorstellen.» Und da ihre Eltern meinten: «Du kannst jeden Beruf erlernen und wir unterstützen dich, Hauptsache du brennst dafür», tut Uta das auch. Lange sah es so aus, dass aus der engagierten Frau einst eine Köchin werden würde. Sie verbrachte sämtliche Sommer- und Herbstferien als Praktikantin in Sterneküchen in Deutschland sowie in Patisserien in Kanada. «Kochen und Backen war für mich ein Ausgleich zum Gymnasium, ich konnte nicht ohne.»
Doch es kommt anders: «In Kanada lernte ich eine offene, kreative Arbeitsweise kennen, die ich so in Deutschland erst einmal in keinem Betrieb fand.» 2008 entschied sie sich für die Ausbildung zur Hotelfachfrau. «Wobei ich immer die inoffizielle Köchin geblieben bin, weil ich mit den Köchinnen und Köchen immer sehr gut zusammenarbeiten konnte», sagt Paditz mit einem Schmunzeln. Das Kochen half ihr später auch im Eventmanagement, weil sie wusste, wie die Küche funktioniert, sie die Küchensprache beherrschte und verstand, worauf es bei den Kostenkalkulationen ankommt.
2011 nach ihrer Ausbildung in Dresden im Kempinski Hotel Taschenbergpalais zieht es Uta Paditz nach Frankfurt. Dort arbeitet sie bis 2012 im Sheraton Frankfurt Airport Hotel und Conference Center als Convention Sales Executive. «Das war und ist bis heute das Beste, was mir hätte passieren können. Das Sheraton war damals das grösste Flughafenhotel Europas mit über 1000 Zimmern und 60 Veranstaltungsräumen. Danach brachte mich so schnell nichts mehr aus der Ruhe.» Dort habe sie gelernt, Prioritäten zu setzen, fokussiert zu arbeiten und jeden Tag Vollgas zu geben. «Das war eine wirklich exzellente Schule.»
Danach folgten weitere Hotelleriestationen im Eventbereich. «Ich wechselte die Betriebe und die Städte im Schnitt alle zwei bis zweieinhalb Jahre, um meinen Horizont zu erweitern.» Dieses Nomadenleben habe sie richtig ausgelebt, denn der Fokus lag auf dem Beruf und das gehe nur, solange man ungebunden sei. So kommt Paditz via Frankfurt, Berlin und Köln schliesslich 2015 in die Schweiz.
Meine Wahl
Foto: Aniela Lea Schafroth
Deutschland oder Schweiz?
Die Schweiz. Ursprünglich in Deutschland geboren und aufgewachsen, ist die Schweiz inzwischen zu meinem Zuhause geworden und ich liebe Zürich. Deshalb habe ich auch vor, mich Ende Jahr einbürgern zu lassen.
Hotellerie oder Assistenz?
Die Assistenz. Die Hotellerie ist eine gute Basis und ein guter Ausgangspunkt, um andere berufliche Positionen einzunehmen. Der Spielraum in der Assistenz ist jedoch viel breiter und grösser. Zudem kann ich sehr selbstständig agieren.
Laut oder leise?
Leise. Ich bin ein ruhiger Typ, beobachte eher, bevor ich in eine Situation gehe und bin sehr ausgeglichen. Ich sehe das als Stärke, dass ich nicht immer laut lospreschen muss, sondern ruhig im Hintergrund agieren und organisieren kann.
Bier oder Wein?
Wein. Ich mag zwar Bier, entscheide mich aber, wenn ich die Wahl habe, immer für Wein – gerne einen Riesling, einen schweren Rotwein oder im Sommer auch einen gekühlten, leichten Rotwein. Die Faszination für Wein erwachte bei mir während meiner Sommelier-Ausbildung. Mich faszinieren Weingüter, die Passion von Winzerinnen und Winzern und die Weinherstellung.
Der Weg in die Schweiz
Familiär bedingt war Paditz bereits regelmässig in Zürich. Nun möchte sie hier auch arbeiten, bewirbt sich als Meetings & Events Sales Executive beim Radisson Blu Hotel am Zürcher Flughafen und wird eingestellt. Eine Übergangsstation, denn Paditz strebt an, einmal im The Dolder Grand zu arbeiten. Als dort die Stelle als Banquet Sales Manager vakant wird, reicht sie ihre Bewerbung ein und erhält die Zusage.
2018 stellt sie sich die Frage: für immer Hotellerie, in eine andere Branche oder gar den Beruf wechseln? «Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bei meinem damaligen Arbeitgeber den Zenit erreicht, nachdem ich ein globales Projekt mit einem internationalen Automobilkonzern erfolgreich abgeschlossen hatte. Die Idee der Assistenztätigkeit hatte ich schon früher einmal im Kopf. «Strukturen setzen, die Fäden in der Hand halten und den Überblick behalten liegt mir. Mich bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Ich besass jedoch keine KV-Ausbildung oder Weiterbildung.»
Executive-Search-Expertin Ute Barnickel coachte sie damals bei ihrem Quereinstieg. «Mir war wichtig, dass ich mich mit der Firma identifizieren kann. Damals bei der Milupa SA (einem Geschäftsbereich von Danone in der Schweiz) in die Lebensmittelindustrie einsteigen zu können, war ein Glücksfall.» In ihrer ersten Assistenzfunktion arbeitete sie für die damalige Country Managerin im Bereich frühkindliche und medizinische Ernährung und pendelte einige Monate in die Westschweiz – bis zum Zusammenzug aller Geschäftszweige in Zürich. Im Zuge einer Zusammenführung der Geschäftsbereiche kam es vor über zwei Jahren auch zu einer Änderung in der Unternehmensleitung: «Meine damalige Chefin ist heute in einer anderen Position in Deutschland tätig, wir haben hin und wieder Kontakt, da wir uns immer sehr gut verstanden haben.»
Seit zweieinhalb Jahren ist Paditz nun Personal Assistant von Country Manager Sandro Tichelli. «Der Entscheid, künftig für ihn zu arbeiten, brachte mich beruflich weiter. Mein Chef und ich sind ein sehr gutes Match. Inzwischen sind wir ‹Businesspartner in Crime›, begegnen uns auf Augenhöhe und kommunizieren sehr transparent. Er versteht: Je mehr ich weiss, desto besser kann ich meinen Job machen.» Gleichzeitig habe er sie in der Rolle wachsen lassen. Wichtig in ihrem Job seien gute Problemlösungsfähigkeiten, Durchsetzungsvermögen und Führungsqualität, aber auch die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen.
«Mich bezeichnete mal jemand als ‹Badass-Assistant›. Anfänglich war ich mir nicht sicher, ob ich das positiv oder negativ werten soll. Es sollte aber ausdrücken, dass ich jemand bin, der irgendwie alles hinbekommt. Ich glaube, genau das ist die Stärke in der Assistenz – alles hinbekommen, ohne einen grossen Wirbel darum zu machen und es auch in den grössten Stressmomenten leicht aussehen und wirken zu lassen.» Ihren Chef Sandro Tichelli sieht Uta Paditz mal mehr, mal weniger face-to-face, sie hören aber fast täglich voneinander. «Unsere Kommunikation läuft diesbezüglich wirklich perfekt.»
Beruf und Privates
Vieles, was Uta Paditz in der Hotellerie gemacht habe, tut sie auch hier. «Nebst meiner Tätigkeit als Assistenz verantworte ich das Office und Facility Management, bin Teil des Schweizer Leadership-Teams und plane Events – von den Sommer- bis zu den Weihnachtspartys und von Leadership-Offsites bis hin zur Planung von Strategie-Meetings. Zudem kümmere ich mich um Rahmenverhandlungen mit den Hotels, weil ich beide Seiten kenne und da gut verhandeln kann.» Weiter leitet die 34-Jährige das Empfangsteam am Hauptsitz: «Das sind insgesamt vier Mitarbeitende, eine Mitarbeiterin sitzt in Frankfurt.» Darüber hinaus sind auch Themen in den Bereichen Arbeitsschutz, Gesundheit und Nachhaltigkeit im Office Management angesiedelt. «Meine Tätigkeit ist wirklich vielseitig, spannend, aber auch herausfordernd. Die Unternehmensdynamik passt zu mir und mein Job hat vieles von einem Traumjob.»
Doch ausruhen ist nichts für die vielbeschäftigte Powerfrau: Sie schloss gerade noch in den letzten Wochen den CAS in Projektmanagement an der ZHAW School of Engineering ab. «Projekte sind für mich ja nichts Neues, aber ich wollte die Systematik lernen und sehen, wie ein Projekt in einer perfekten Welt laufen müsste. Das war wirklich eine super Ausbildung.» Nun, da die Ausbildung abgeschlossen ist, geniesst sie momentan die freie Zeit wieder vermehrt mit Hobbys und Freundinnen und Freunden. «So trifft man mich wieder beim morgendlichen Schwimmen im Zürichsee, beim Sport, beim Tennisunterricht, beim Wandern am Wochenende oder beim Ausgehen mit Freundinnen und Freunden. Da tanke ich auf und habe einen guten Ausgleich zu meinem Berufsalltag – den ich heute übrigens nicht mehr gegen die Hotellerie austauschen würde.»
Foto: Aniela Lea Schafroth
Uta Paditz
Uta Paditz kam 1990 in Dresden zur Welt. Nach dem Abitur absolvierte sie von 2008 bis 2011 eine Ausbildung zur Hotelfachfrau in Dresden. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Convention Sales Executive im Sheraton Frankfurt Airport Hotel & Conference Center, bevor sie 2012 zurück zu Kempinski ging und in Berlin arbeitete. 2013 zieht es sie nach Köln, wo sie im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg als Conference & Event Manager sowie Assistant to Vice President tätig ist. 2015 übersiedelt Paditz in die Schweiz und beginnt, im Radisson Blu Hotel am Zurich Airport als Meetings & Events Sales Executive zu arbeiten, bevor sie 2016 eine Stelle im The Dolder Grand als Banquet Sales Manager annimmt. 2018 steigt sie quer in die Assistenz ein und ist seither als Personal Assistant to Country Manager und Office Manager bei der Danone Schweiz AG tätig. Uta Paditz lebt in Zürich.