Kleidung – das nonverbale Kommunikationsinstrument
Kleidung spricht, bevor wir es tun: Ob im Job oder privat, unser Stil hinterlässt einen Eindruck. Stilberaterin und Assistentin Nadja Brylka erklärt, was gerade im Trend liegt, wie sich der Dresscode im Beruf verändert hat und welche Basics in jeden Kleiderschrank gehören.
Foto: Priscilla Du Preez / Unsplash
Ein stilvolles Treffen mit «Stilkonsulentin» Nadja Brylka in der Griederbar in Zürich. Sie trägt eine schwarze weite Hose aus Wolle und einen Cashmere-Pullover in einem kräftigen Orangeton – ein klassisches Beispiel für Casual-Chic. «In dieser Art von Outfit fühle ich mich am wohlsten. Die Verbindung von eleganter Note und entspannter Lässigkeit», sagt Brylka. Die Kombination sei dabei entscheidend. «Eine modern geschnittene Hose, kombiniert mit einem hochwertigen Pullover, statt eines klassischen Blazers, sorgt dafür, dass man dennoch elegant wirkt.»
Schön und gut, aber ist das richtige Styling heute wirklich noch so wichtig? «Unser äusseres Erscheinungsbild ist ein starkes nonverbales Kommunikationsmittel – ob wir wollen oder nicht», sagt Brylka. Es beeinflusse, wie andere uns wahrnehmen. «Wir kleiden uns nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Aussenwelt.» Und wie schon der bekannte Philosoph Paul Watzlawick sagte: «Man kann nicht nicht kommunizieren.» Wer sich dieser Tatsache bewusst sei, könne Kleidung als kraftvolles Werkzeug nutzen.
«Das häufigste Problem bei den meisten liegt oft im fehlenden Konzept. Wer seinen persönlichen Stil nicht kennt, kauft wahllos Einzelteile, die nicht zusammenpassen oder selten getragen werden.» Daher sei die beste Investition, den eigenen Stil zu finden und sich die Frage zu stellen: «Wie möchte ich wahrgenommen werden?» Hilfreich dafür sei, sich mit der eigenen Figur auseinanderzusetzen und auszuprobieren, welche Schnitte und Silhouetten am besten passen.
Früher – heute
Brylka ist seit 2009 als Stilberaterin tätig und machte schon so manchen Wandel in der Modewelt mit. Wobei einer der grössten Einschnitte die Corona-Pandemie mit sich brachte. «Seither hat sich die Businesskleidung stark gewandelt. Klassische Anzüge und Kostüme sind nicht mehr zwingend erforderlich, um professionell zu wirken.»
Heute reiche beispielsweise auch ein Rundhalspullover, kombiniert mit einem Rock oder einer eleganten Hose, um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen. Sogar Turnschuhe hätten inzwischen Einzug in die Businessmode gehalten und seien gesellschaftlich akzeptiert. «Ein Anzug mit weissen Sneakers funktioniert, solange der restliche Look formell bleibt», betont Brylka.
Dass der Stil lockerer und bequemer geworden sei, bringe auch die hybride Arbeit mit sich. Eine Tatsache, die wohl jeder von uns schon bemerkt hat – zur Freude des einen und zum Missfallen des anderen. Dennoch bleibe ein gewisser formeller Rahmen wichtig. «Unternehmen sind mehr denn je gefordert, neue Dresscodes zu definieren, da jeder das Wort ‹locker› inzwischen unterschiedlich interpretiert.»
Falls das Unternehmen keinen klaren Kleiderkodex herausgebe, orientiere man sich am besten an den Kolleginnen und Kollegen. Wenn man sich dann immer noch unsicher fühle, sei ratsam, das direkte Gespräch mit dem Team zu suchen oder sich im Zweifelsfall etwas eleganter zu kleiden als der Rest. Es gilt: «Man kleidet sich für den Job, den man haben möchte, nicht für den, den man gerade hat.»
Vor allem Assistenzkräfte würden ab und an gerne übersehen. «Doch wer sich gut kleidet und sich wohlfühlt, strahlt das auch aus und wird anders wahrgenommen», ist Brylka überzeugt, «nicht nur von den Kolleginnen und Kollegen, sondern auch von den Vorgesetzten.»
Must-haves im Kleiderschrank
Zu den essenziellen Basics gehören nach wie vor eine schwarze Hose und eine weisse Bluse, weil beide Teile vielseitig kombinierbar sind. «Dazu gehört ein Blazer in neutralen Tönen wie Camel, Beige, Grau.» Ein Midi-Rock und eine gut sitzende Jeans seien ebenfalls ein wertvoller Bestandteil der Garderobe, genauso wie hochwertige T-Shirts und Rundhalspullover aus Wolle oder Cashmere.
Mit diesen fünf bis sechs Basics – eine gut strukturierte Garderobe sollte zu 70 bis 80 Prozent aus zeitlosen Basics bestehen – lasse sich bereits eine funktionierende Mini-Garderobe aufbauen. «Auf diese sollte man den Fokus legen, anstatt spontan zu shoppen.» Auch Accessoires wie Schmuck, Schals, Gürtel oder Schuhe seien ein Schlüssel zu einem gelungenen Outfit. «Sie verbinden die einzelnen Kleidungsstücke miteinander und runden den Look ab. Zudem werten ein hochwertiges Paar Schuhe oder eine edle Handtasche ein günstiges Outfit auf und verleihen ihm eine neue Dimension.»
10 Styling-Tipps für ein stilvolles Erscheinungsbild im Office von «Stilkonsulentin» Nadja Brylka
- Wählen Sie Kleidung, die Ihrer Figur schmeichelt, und lenken Sie den Fokus auf Ihre besten Seiten, statt sich auf das Kaschieren von Problemzonen zu konzentrieren. So strahlen Sie Selbstbewusstsein und Stil aus.
- Setzen Sie immer Qualität vor Quantität.
- Lass Sie sich nicht von kurzlebigen Trends leiten. Konzentrieren Sie sich darauf, einen eigenen, authentischen Stil zu finden.
- Spielen Sie mit Volumen in Ihrem Outfit, indem Sie oben weit und unten schmal tragen oder umgekehrt. Achten Sie darauf, wie sich die Proportionen auf Ihre Silhouette auswirken.
- Entwicklen Sie ein Farbkonzept für Ihre Garderobe, so können Sie Ihre Kleidungsstücke vielseitig kombinieren und mühelos stimmige Looks kreieren.
- Achten Sie darauf, dass die Prints in Proportion zu Ihrer Körpergrösse stehen. Kleine Prints schmeicheln kleinen Frauen, während grosse, plakative Prints ideal für grosse Frauen sind.
- Leggings gehören nicht ins Büro. Sie sind höchstens mit einem langen Strickpulli und Boots im Winter als Freizeit-Outfit akzeptabel.
- Wählen Sie für den Winter Strumpfhosen ab 50 DEN. Zu dünne Strumpfhosen wirken unpassend.
- Sehr enge Kleidung lässt Sie nicht etwa schlanker aussehen, sondern wirkt unvorteilhaft und ist fürs Office inadäquat. Die neue Silhouette in der Mode setzt auf lockere Passformen. Das sorgt für einen frischen Look und einen souveränen Auftritt.
- Überholte Kleidung lässt Sie nicht nur altmodisch wirken, sondern kann auch den Eindruck vermitteln, dass Sie kein innovatives und agiles Mindset haben. Setzen Sie auf moderne Stücke, um frisch, dynamisch und zeitgemäss aufzutreten.