Feelgood Management für motivierte Mitarbeiter
Sinnfindung, Vertrauen und Selbstverwirklichung – darauf basiert laut Sara Bumbacher New Work & Feelgood Management. Die Expertin in Feelgood Management erklärt im Interview wie Unternehmen durch mehr Gestaltungsfreiraum ihre Mitarbeiter motivieren.
New Work & Feelgood Management hört sich in erster Linie nicht nach Arbeit, sondern vielmehr nach Spass an – wofür stehen diese Begriffe?
Es freut mich, dass Sie mich darauf ansprechen und es bei Ihnen gleich Spass auslöst – früher hätte ich mich für die Aussage gerechtfertigt (lacht). Ganz einfach gesagt, geht es in der neuen Arbeitswelt, also New Work, darum seine Stärken zu nutzen. Mein Vater hat immer gesagt: «Was man gerne macht, macht man gut.» Es geht darum, das volle Potenzial eines jeden Mitarbeitenden an die Oberfläche zu holen und ihm Gestaltungsfreiraum zu geben. Wer intrinsisch motiviert arbeitet, ist leistungsfähiger, kreativer und weniger abwesend. Zudem steckt diese Person andere im Team mit seiner Begeisterung an. New Work und Feelgood Management hat also nicht wie früher kritisiert etwas mit Pausenäpfeln verteilen, Yoga und Bespassung zu tun, sondern mit nachhaltigen Denk- und agilen Organisationsstrukturen. Warum dies so ist, liegt aufgrund der digitalen Transformation auf der Hand – Routinetätigkeiten werden von Maschinen übernommen. Der USP (United Selling Proposition) von uns Menschen ist die Kreativität und die emotionale Intelligenz.
Wie funktioniert die New Work Arbeitswelt?
Die New Work Arbeitswelt ist sehr agil. Der Stein kam durch die digitale Transformation ins Rollen. Während früher nur vereinzelt Change Projekte in Firmen Einzug hielten, ist Change heute an der Tagesordnung. Wir zeigen Unternehmen, wie sie agiler werden und wie die Selbstkompetenzen der Mitarbeitenden gefördert wird. Denn wer den Sinn in seinem täglichen Wirken sieht und seine Kompetenz einsetzen kann, ist erfüllt und motiviert. In dieser ständigen Transformation und schnelllebigen, neuen Arbeitswelt sind Leader gefragt, die das transformationelle Leadership beherrschen. Das braucht vor allem eines: Mut. Mut die Try & Error Kultur zu leben und den Mitarbeitenden den nötigen Freiraum zu geben. Mut schneller in den Markt einzusteigen. Mut die Kontrolle abzugeben und die emotionale Intelligenz um den Menschen als Individuum zu betrachten. New Work betrifft auch flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitarbeit, Homeoffice und flache Hierarchien – etwas, was sich mittlerweile in vielen Firmen etabliert hat.
Wie fühlt sich Feelgood Management an?
Die psychologische Sicherheit in den Teams ist spürbar. Psychologische Sicherheit bedeutet Akzeptanz und einen Austausch auf Augenhöhe. Das heisst, alles was ich denke darf ich in meinem Unternehmen auch sagen, ohne dass ich ausgegrenzt oder belächelt werde. Die Stärken jedes einzelnen werden anerkannt und optimal eingesetzt. Mit Feelgood Management sieht der Mitarbeitende seinen Beitrag für das grosse Ganze im Unternehmen.
Und wie kann eine Assistentin New Work und Feelgood Management in ihr Unternehmen einführen?
Die Position der Assistentin ist die erfolgversprechendste um New Work und Feelgood Management ins Unternehmen zu tragen. Assistentinnen verfügen bereits durch ihre Funktion über eine hohe Selbst- und Methodenkompetenz. Zudem können sie sehr gut mit Menschen umgehen und haben den direkten Zugang zum Management mit welchem sie auf Augenhöhe reden können. Das Zugeständnis der Führung ist enorm wichtig für ein Gelingen von New Work & Feelgood Management im Unternehmen. Assistentinnen ergreifen meist die Initiative für eine Veränderung und sie holen die Führung mit ins Boot.
Stimmt es, dass vor allem noch junge Firmen oder Start-ups zumindest anfangs die Feelgood-Management-Werte im Unternehmen leben?
Start-ups entstehen aus Herzblut. Sinnfindung und Selbstverwirklichung sind hier von Vornherein gegeben. Doch auch in grossen und traditionellen Unternehmen kann durch veränderte Rahmenbedingungen Sinnfindung kreiert werden. Gerade in unseren Veränderungsworkshop erfahren wir oft sehr viele Aha-Effekte, denn in der agilen Arbeitswelt werden gewisse Berufsbilder spannender, weil Routinetätigkeiten ausgelagert werden.
Wie schafft man es, diese Werte nachhaltig in die Unternehmenskultur zu integrieren?
Indem das Unternehmen unabhängig von dessen Grösse zu einer lernenden Organisation wird. Alle, die für das Unternehmen arbeiten, erhalten Unterstützung in ihrer Selbstkompetenz. Es erfordert Mut, das Muster zu durchbrechen und die Mitarbeitende als mündige Wesen zu behandeln und ihnen das nötige Vertrauen zu schenken und Freiraum zu geben. Ich arbeite seit sechs Jahren selbstständig für meine eigene AG, habe diesen Freiraum und sehe welches Potenzial und Engagement hier freigesetzt wird. Diesen Freiraum vermisse ich noch heute in vielen Unternehmen. Das unerschöpfliche Potenzial der Mitarbeitenden abseits ihres Organigramm-Kästchens liegt brach und ist nicht gefragt. Werden die Menschen als Ganzes und nicht nur in ihrer expliziten Funktion betrachtet – man bedenke Kompetenzen, die aufgrund von Freizeitinteressen vorhanden sind – könnten mehr Ressourcen freigesetzt werden. Dazu eine kleine Anekdote: In einem Unternehmen, mit dem wir arbeiten, hat sich herausgestellt, dass ein Mitarbeiter in seiner Freizeit fotografiert – auf Profiniveau. Er hat angefangen über Mittag sein Wissen über Fotografie weiterzugeben und die Plätze waren sofort ausgebucht. Heute ist er für die Mitarbeiterfotos zuständig. Ich liebe solche Prozesse, bei denen Menschen strahlen und sich eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und ganze Teams ergeben.
Zur Person
Sara Bumbacher ist Unternehmerin der Generation Y, Vorreiterin auf dem Gebiet New Work & Feelgood Management. Die Betriebswirtschafterin war 18 Jahre in leitenden Funktionen im Banking unterwegs. Am Assistants’ Day hat sie Workshops zu New Work & Feelgood Management durchgeführt.