Interview

«Eine Assistenz verdoppelt die Möglichkeiten»

Das Potenzial der Assistenz liegt an vielen Orten brach, meint Martin Pamiés. Denn die rechte Hand des Chefs kann viel mehr leisten, besonders im strategischen Bereich, und dem Unternehmen damit einen echten Mehrwert bieten. 

Herr Pamiés, Sie sind gerade kurz davor einen neuen Job als Assistent anzutreten. Was ist Ihnen bei Ihrem künftigen Job wichtig? 

Ich habe in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen gesammelt und kann heute sagen: Der Mehrwert, den eine gute Assistenz leisten kann, wird immer noch oft unterschätzt. Die Assistenz ist die rechte Hand vom Chef, sieht seinen Kalender, weiss womit er sich den ganzen Tag beschäftigt und hat damit auch die Möglichkeit sich eine Meinung zu bilden und Einfluss zu nehmen. Die Möglichkeiten, die der Job bietet, sind riesig. Darum glaube ich daran, dass jede Assistenz gute Voraussetzungen mitbringt, sich strategisch einzubringen. 

Was genau macht eine strategische Assistenz?

In der idealen Welt weiß ein strategischer Assistent bereichsübergreifend, was in den einzelnen Abteilungen gerade läuft. Steht ein neues Projekt an, kann er oder sie aus dieser übergeordneten Perspektive Input geben, für wen ein Projekt Sinn macht und für wen eher nicht. Solche Positionen werden zumeist als Chief of Staff ausgeschrieben. 

Chief? Das klingt nach Führung… 

Assistenz klingt nach Führung (lacht). Nein, im Ernst, der Mindset jeder Assistenz, sollte der einer Führungskraft sein. 

Wer ist dann für den organisatorischen Teil zuständig?

Eine strategische Assistenz hat vor allem dort Platz, wo es mehr als eine Assistenzposition gibt. Aber auch eine einzelne Assistentin kann und sollte sich meiner Meinung nach strategisch einbringen. Nicht immer ist das jedoch auch erwünscht und das Potenzial der Assistenz liegt brach. Dabei ist die Assistenz in einer idealen Welt ein Booster.

Sie haben in den vergangenen eineinhalb Jahren als Assistent beim erfolgreichen Finanz-Startup N26 gearbeitet und waren in dieser Zeit für sieben verschiedene C-Levels tätig. Was haben sie aus dieser intensiven Zeit mitgenommen?

N26 ist in der Zeit, in der ich dort war, von 350 auf 1500 Mitarbeiter gewachsen, alle zwei Wochen hatten wir 75 Neueinstellungen. Es war der Wahnsinn! Als ich dort anfing, war das Unternehmen gerade der Startup-Phase entwachsen, viele der Führungskräfte hatten bis dahin ohne Assistenzen gearbeitet und waren sich nicht bewusst, welchen Mehrwert ihnen eine Assistenz bieten konnte. Ich habe denen dann den Wert einer Assistenz aufgezeigt und Schritt für Schritt eine 1:1-Betreuung etabliert. Wenn ich heute ein Startup gründen würde, wäre eine erfahrene Assistenz die erste Person die ich einstelle, denn sie verdoppelt meine Möglichkeiten.  

Sie sind Wirtschaftspsychologe und planen im Bereich Emotionspsychologie zu promovieren. Führt Sie der Weg demnächst weg vom Assistenzberuf?

Nein, gar nicht. Wirtschaftspsychologie und Assistenz passen hervorragend zusammen. In diesem Job braucht man sowohl ein wirtschaftliches als auch ein psychologisches Verständnis. Aus diesem Grund fesselt mich das Thema und ich möchte mit weiterführender Forschung im Bereich Emotionspsychologie gern mehr darüber erfahren.

Martin Pamiés

war zuletzt die eineinhalb Jahre beim Startup N26 tätig und hat in dieser Zeit sieben Chefs kommen und gehen sehen. Zuvor hat er u.a. bei der Allianz, AlixPartners, Native Instruments und für eine Keynote Speakerin als Executive Assistant gearbeitet. Pamiés hat einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie und bereitet seine Promotion im Bereich Emotionspsychologie vor.

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Stefanie Zeng ist Online Redaktorin bei Miss Moneypenny. 

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