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Die häufigsten Anlagefehler vermeiden

Es ist nie zu spät, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, weiss unser Gastautor Reto Stalder. Aber je mehr Zeit man dem Zinseszins lässt, desto mehr profitiert man von seinem exponentiellen Wachstum. Wie man sein Geld am besten für sich arbeiten lässt und Anlagefehler vermeidet: acht Tipps.

1. Budget erstellen

Wenn Anfang des Monats das Gehalt auf dem Konto eintrifft und am Ende kaum etwas übrig bleibt, ist es an der Zeit, sich auf die Suche nach Geldfressern zu machen. Das Erstellen eines Budgets hilft, Ordnung in die Finanzen zu bringen. Auf der Website des Dachverbands Budgetberatung Schweiz (budgetberatung.ch) ­finden sich Bei­s­piele und Vorlagen zur Budgeterstellung. Wie beim Abnehmen sollten die Ziele realistisch sein. Es bringt nichts, ein Budget zu erstellen, das nach einem halben Monat wieder auf­gegeben werden muss. Mit einer Money-Tracking-App kann man zudem über die täglichen Ausgaben Buch führen und ein besseres Gefühl dafür bekommen. Ziel der Aktion ist es, herauszufinden, wie viel monatlich gespart oder anlegt werden kann.

2. Notgroschen haben

Was übrig bleibt, wird nicht sofort angelegt, sondern es wird zunächst ein Notgroschen gebildet. Mit diesem können unerwartete finanzielle Engpässe oder Notfälle überbrückt werden. Denn wenn die Börse gerade auf Krisenmodus schaltet und die Wert­papiere tief im Minus sind, sollte man sie nicht verkaufen, nur um unerwartete Rechnungen zu begleichen. Der Notgroschen sollte etwa drei bis sechs Monatsausgaben entsprechen und leicht verfügbar sein. Hierfür eignet sich ein Lohn- oder Sparkonto mit grosszügigen Rückzugsmöglichkeiten.

3. Eigene Risikobereitschaft richtig einschätzen

In vielen Fragebögen zur Ermittlung des Risikoprofils wird gefragt, wie man reagieren würde, wenn beispielsweise die Börse um 25 Prozent fällt. Wenn man noch nie einen Börsencrash erlebt hat, ist das schwer zu beantworten. Hier kann es helfen, mit konkreten Zahlen zu rechnen. Wenn man beispielsweise 50 000 Franken in Aktien investiert hat, bleiben bei minus 25 Prozent nur noch 37 500 Franken übrig. Wem dieser Gedanke schlaflose Nächte bereitet, sollte sich überlegen, wie er das Risiko minimieren kann. Das ist beispielsweise möglich, indem man nicht alles in die schwankungsanfällige Anlageklasse Aktien investiert, sondern beispielsweise «langweiligere» Obligationen beimischt. Man spricht dann von einem Portfolio mit einem risikoreichen Anteil von 60 Prozent und einem risikoarmen Anteil von 40 Prozent.

4. Keine emotionalen Entscheidungen treffen

Ein Beispiel: Aus 50 000 Franken sind nach einem Börsencrash 37 500 Franken geworden. Was tun Sie jetzt? Nichts! Wenn Sie in Panik verkaufen, machen Sie den Verlust endgültig. Warten Sie ab, denn sobald sich die Börse erholt, profitieren Sie wieder vom Aufschwung. Denken Sie daran: Wenn Sie eine Aktie kaufen, erwerben Sie einen Anteil an einem realen Unternehmen. Diese fundamentalen Werte bleiben bestehen, auch wenn der Markt kurzfristig von Emotionen getrieben stark schwankt. Der Finanzmarkt­philosoph André Kostolany hat treffend ausgedrückt: «Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.»

5. Diversifizieren

Nun könnte man auf die Idee kommen, sich wahllos eine Aktie auszusuchen und diese dann möglichst lange zu halten. So ist das nicht gemeint. Beim Anlegen sollte man auf ein breit diversifiziertes Portfolio setzen. Was bedeutet das? Statt nur in ein Unternehmen zu investieren, streut man sein Kapital auf mehrere Firmen. Noch besser ist es, wenn diese Unternehmen aus verschiedenen Ländern kommen und in verschiedenen Branchen tätig sind. Wenn dann ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, bleibt der Einfluss auf Ihr Gesamtportfolio überschaubar. Dazu eignen sich Fonds, denn diese bündeln das Geld vieler Anlegerinnen und Anleger und investieren es in eine breite Palette von Wertpapieren.

6. Realistische Erwartungen haben

Hohe Renditeversprechen gehen oft mit einem hohen Risiko ­einher. Wenn eine Rendite unrealistisch hoch erscheint, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass am Ende nur der Anbietende profitiert – auf Ihre Kosten. Der Schweizer Aktienmarkt erzielte über die Jahre eine durchschnittliche Rendite von sieben Prozent pro Jahr (vor Kosten und Inflation). Dabei ist zu beachten, dass diese sieben Prozent nur der Durchschnitt sind. Die effektiven jährlichen Renditen der letzten Jahre sahen folgendermassen aus:

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Grafik: SVD

7. Gebühren und Kosten beachten

Wenn jemand für Sie Geld anlegt, ist das eine Dienstleistung, die auch etwas kosten darf. Spätestens bei Gebühren von mehr als 1,5 Prozent pro Jahr sollten Sie aber prüfen, ob es nicht Finanzprodukte mit niedrigeren Gebühren und ähnlicher Rendite gibt. Schauen Sie bei «All-in-Gebühren» und «Gesamtgebühren» genauer hin. Nicht alle Anbietenden verstehen darunter das Gleiche.

8. Früh genug anfangen

Zurück zu unseren 50 000 Franken: Wenn wir sie in ein breit diversifi­ziertes Portfolio investieren, werden daraus in 20 Jahren bei einem Zinssatz von fünf Prozent 132 664.90 Franken. Der Gewinn von 82 664.90 Franken kommt allein durch Zins und ­Zinseszins zustande. Also sogar mehr als ursprünglich investiert wurde. Hat jemand nur zehn Jahre Zeit, wird aus dem gleichen Startbetrag «nur» ein Vermögen von 81 444.75 Franken. Die Zinsen und Zinseszinsen betragen hier noch 31 444.75 Franken. Das ist immer noch respektabel, aber deutlich weniger. Zudem hilft es, sich frühzeitig mit dem Auf und Ab an der Börse vertraut zu machen. Wenn plötzlich eine Erbschaft ansteht oder man sich bei der Pensionierung für Kapital oder Rente entscheiden muss, gibt die Routine Sicherheit und ermöglicht es, auch in unruhigen ­Zeiten kluge Ent­scheidungen zu treffen.

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Grafik: SVD

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Reto Stalder absolvierte ursprünglich eine Lehre als Konstrukteur und ­besuchte anschliessend die Schauspielschule. Seit 2020 betreibt er den ­Finanzblog Finanzdepot und hat sich zum Vermögens- und Finanzberater ­ausbilden lassen.
finanzdepot.ch

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