
Geschätzter Tapetenwechsel
Vor allem virtuelle Assistenzen sind in Coworking-Spaces anzutreffen. Was sie dort an der Arbeitsatmosphäre besonders schätzen und wie sie sicherstellen, dass der Datenschutz nicht zu kurz kommt, erzählen Julia Braunwalder, Sandra Jörimann und Géraldine Bircher.

Wil. Chiang Mai. Ericeira. Luzern. Japan. Zürich. Das tönt nach einer Liste toller Feriendestinationen. Doch im aktuellen Fall handelt es sich um die Standorte von Coworking-Spaces, in denen die virtuellen Assistentinnen Julia Braunwalder, Sandra Jörimann und Géraldine Bircher jeweils anzutreffen sind. Während Braunwalder und Bircher vor allem Schweizer Coworking-Spaces frequentieren, zieht es Jörimann zum Arbeiten in die Ferne, in die internationalen Spaces. Dort schätzt sie die vorgefundenen optimal ausgestatteten Arbeitsumgebungen – von zahlreichen Steckdosen und schnellem WLAN bis hin zu einer ruhigen Atmosphäre.
Von den dreien ist Jörimann nicht nur die Weltenbummlerin, sondern zurzeit auch diejenige, die Coworking-Spaces am intensivsten nutzt. «Vor allem, weil ich die Dynamik der anderen Coworker als motivierend empfinde», erklärt sie. Auch Braunwalder und Bircher wissen die Vorteile dieser Arbeitsumgebungen zu schätzen. Beide arbeiten zurzeit etwa zwei- bis dreimal pro Monat in einem Coworking-Space.
Bei Géraldine Bircher wird sich diese Frequenz bald erhöhen, denn sie steht kurz davor, ihr aktuelles Teilzeit-Anstellungsverhältnis aufzugeben und vollständig in die Selbstständigkeit zu wechseln. «Ab dem kommenden Jahr werde ich deshalb voraussichtlich zweimal pro Woche im Coworking-Space arbeiten.»
Produktiver im Coworking-Space
Nebst dem Tapetenwechsel schätzt Julia Braunwalder, die überwiegend im Homeoffice arbeitet, vor allem die Stille. «Wenn mein Mann und die Kinder zu Hause sind, finde ich im Coworking-Space deutlich mehr Ruhe.» Eine Einschätzung, die auch Sandra Jörimann teilt. «Zu Hause lasse ich mich zudem leichter ablenken, weil ich oft denke, ich könnte noch schnell Wäsche waschen oder etwas kochen. Im Coworking-Space arbeite ich fokussierter und effizienter, weil ich genau weiss, dass ich alles andere später erledigen kann.»
Géraldine Bircher hingegen schätzt in den Coworking-Spaces den Austausch mit Gleichgesinnten, die ihren Arbeitsalltag ebenfalls flexibel gestalten. «In meinem engeren Umfeld kenne ich niemanden, der so arbeitet wie ich. Der Austausch vor Ort ist für mich deshalb unglaublich wertvoll.» Auch die Offenheit und Freundlichkeit der Community würden zu einer inspirierenden Arbeitsatmosphäre beitragen.
Weitere Pluspunkte sind für Bircher ausserdem die hellen, lichtdurchfluteten Räume und für Braunwalder die höhenverstellbaren Tische und Stühle, die grossen Bildschirme sowie die Möglichkeit, zwischen Austausch und Privatsphäre zu wählen – «und selbstverständlich einen guten Kaffee, wenn nötig».
Natürlich gebe es auch Nachteile, wenn man in einem Coworking-Space arbeite, so könne es manchmal etwas lauter werden, wenn der Raum voller ist. Eine Erfahrung, die Sandra Jörimann gemacht hat. Doch für solche Situationen würden viele Coworking-Spaces Einzelbüros oder Sitzungszimmer als Rückzugsorte anbieten. Géraldine Bircher, die an Grossraumbüros gewöhnt ist, stört sich indes nicht am Lärm: «Ich bin es gewohnt, mit anderen zusammenzuarbeiten, und teile den Raum gerne.»
Datenschutz und Co.
Wer in der Öffentlichkeit arbeitet, muss wissen, wie er oder sie den Datenschutz gewährleisten kann. Sandra Jörimann nutzt hierfür einen VPN. Géraldine Bircher sichert ihr Notebook ausserdem konsequent, indem sie es stets sperrt, sobald sie ihren Platz verlässt. Sensible Telefonate oder Online-Meetings führt sie niemals in einem offenen Bereich eines Coworking-Spaces.
Auch Julia Braunwalder achtet darauf, sich für vertrauliche Gespräche in Telefonkabinen oder Sitzungszimmer zurückzuziehen. Darüber hinaus gebe es in den meisten Coworking-Spaces sichere Internetverbindungen. «Mein Gerät ist zudem mit den nötigen Sicherheitsprogrammen ausgestattet, und dank ausreichend Abstand und Sichtschutz zwischen den Arbeitsplätzen fühle ich mich dort rundum sicher», ergänzt sie.
Für die drei virtuellen Assistentinnen steht ausser Frage, dass sie Coworking-Spaces uneingeschränkt weiterempfehlen würden. Besonders, weil das Konzept nachhaltig sei: «Man teilt Arbeitsräume und damit Ressourcen. Ausserdem spart man häufig einen langen Arbeitsweg, den man sonst mit dem Auto oder dem öffentlichen Verkehr zurücklegen müsste», erklärt Braunwalder. Auch Bircher und Jörimann sehen darin klare Vorteile: «Statt ungenutzte Büroflächen zu mieten, teilen wir uns Arbeitsbereiche mit anderen. Das ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll.»
Nebst dem Nachhaltigkeitsaspekt punkten Coworking-Spaces durch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis: Für vergleichsweise wenig Geld erhalte man einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz. Zusätzlich biete sie die Möglichkeit, Teil einer Community zu werden und das eigene Netzwerk zu erweitern – wenn man das möchte. «Das Arbeiten in einem Coworking-Space ist ideal für Menschen, die offen für neue Erfahrungen sind, flexible Arbeitsmodelle schätzen und Interesse an Networking haben», sagt Julia Braunwalder.
Pekuniärer Punkt
Einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz für wenig Geld. Doch wie sieht es konkret mit den Kosten aus? Tatsächlich gibt es bei den Preisen eine grosse Bandbreite. Julia Braunwalder nutzt beispielsweise eine jährliche Mitgliedschaft, die sie 50 Franken kostet. Damit erhält sie einen voll ausgestatteten Tagesplatz für 38 Franken, inklusive Kaffee, Tee und Wasser. «Ich finde das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend», sagt sie.
Sandra Jörimann kauft in der Regel ebenfalls Tagespässe, die je nach Standort zwischen 15 und 40 Franken oder Euro kosten. «15 bis 20 Franken oder Euro finde ich in Ordnung. Höhere Preise von 30 bis 40 Franken oder Euro zahle ich nur im Notfall. Etwa wenn ich einen Workshop organisiere und das WLAN in meiner Unterkunft nicht ausreicht, oder ich keinen anderen ruhigen Ort finde.» Géraldine Bircher löst ebenfalls aktuell noch Tagespässe für rund 30 Franken. «Für das neue Jahr überlege ich jedoch aufgrund einer höheren Frequentierung, ein Abo abzuschliessen. Dann wird es kostengünstiger», verrät sie.