Ausbruch aus der Powerpoint-Frontalbeschallung
Warum es sich lohnt, beim nächsten Kongress oder Seminar den Projektor auszuschalten, und wie partizipative Events die Zukunft der Zusammenarbeit formen können.
Foto: Oleg Laptev / Unsplash
So ganz ausgedient hat sie immer noch nicht, die gute alte und zuverlässige Powerpoint-Präsentation. Das zeigen kleinere und grössere Fach- und Firmenevents, an denen nach wie vor auf dieses technische Mittel zur Wissensvermittlung gesetzt wird. Der Ablauf ist dabei oft derselbe: Folie für Folie wird abgearbeitet und oft sind die meisten Anwesenden nach Folie 199 gedanklich ausgestiegen. Besonders innovativ ist das nicht.
Dialoge und Begegnungen
Schon 2019 hielt die Marketingagentur MCI in einem Whitepaper zum Kongress der Zukunft fest: «Die digital affinen Generationen X, Y und Z stellen ganz andere Erwartungen an eine Fachveranstaltung. Sie wollen nicht mehr aufs Zuhörerbänkchen verbannt werden, sondern das Kongressprogramm aktiv gestalten.» Die zentralen Elemente eines erfolgreichen Events seien Wissen und Begegnung. Salopp gesagt: bei Powerpoint-Frontalbeschallung ist der Anteil an Wissen zwar hoch, die Begegnung bleibt jedoch auf der Strecke.
Doch wie förderte man Dialoge auf Augenhöhe? Möglich wird das mit innovativer Eventplanung. Neue Konzepte gewährleisten den direkten Austausch untereinander und bieten jedem Teilnehmenden eine Wissen- und Erfahrungsplattform. Statt eine Powerpoint-Präsentation nach der nächsten anzubieten, können Eventverantwortliche beispielsweise ein World-Café oder einen Open Space mit anschliessender Fishbowl-Diskussionsrunde planen (siehe Boxen).
Konzepte klar kommunizieren
Diese neuartigen Eventkonzepte ermöglichen es, dass sich Teilnehmende nicht nur bei kleinen, kurzen Diskussionsrunden in den Kaffeepausen austauschen können, sondern dass der Gedankenaustausch ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung wird. Bei diesen Methoden ist allerdings auch ein hohes Mass an Organisation und klarer Kommunikation nötig, damit die Teilnehmenden genau über die Ziele und ihre Rolle im Geschehen Bescheid wissen. Also: Was geschieht mit den Erkenntnissen und wie wird bezüglich Fragestellung während des Events verfahren?
Fazit
Mit innovativen Abläufen können Fach- oder Firmenanlässe durchgehend positive Emotionen hinterlassen, anstelle des Gefühls, die Hälfte der Zeit nur herumgesessen zu sein.
Barcamp
Barcamps, auch Un- oder Ad-hoc-Nicht-Konferenz genannt, nutzten 2005 erstmals IT-Entwickelnde. Bei diesem Format ist zu Beginn noch nicht klar, worum es im Detail gehen soll, denn der Ablauf und die Themen werden erst durch die Teilnehmenden gemeinsam festgelegt. Das Barcamp richtet sich somit nach den Bedürfnissen der Anwesenden und ermöglicht, dass jede Person ihr Wissen einbringen kann. Dadurch kann viel bedürfnisorientierter und konkreter an Problemstellungen gearbeitet werden.
World-Café
Beim World-Café finden parallel voneinander Brainstorming-Sessions in kleinen Gruppen statt, die jeweils die gleichen Fragestellungen bearbeiten. Die Gruppen werden aus einem repräsentativen Querschnitt der anwesenden Teilnehmenden gebildet, um eine Diskussionsrunde zu ermöglichen, bei der verschiedene Standpunkte vertreten sind. Pro Frage kann etwa eine Gesprächsrunde von 15 bis 30 Minuten eingeplant werden. Zwischen den Gesprächen mischen sich die Teilnehmenden neu; oftmals wird jedoch empfohlen, dass pro Runde eine Gastgeberin oder ein Gastgeber an Ort und Stelle verbleibt, um bisherige Erkenntnisse für die neuen Teilnehmenden zusammenzufassen. Am Ende werden alle Resultate zusammengetragen.
Open Space
Open Space eignet sich für komplexe Fragestellungen, bei denen verschiedene Antworten und Lösungen möglich sind. Die Teilnehmenden planen die zu besprechenden Themen selbstorganisiert und jede Person kann frei entscheiden, an welcher Themensession sie mitwirken möchte. Dabei wird in den Erarbeitungsgruppen frei von vorgegebenen Pflichtzeiten agiert: Endet eine Session «früher», ist das genauso legitim wie das «Überziehen» des angedachten Zeitfensters. Wer seinen Beitrag in einer Session geteilt hat und das Gefühl hat, nichts mehr mitteilen oder mitnehmen zu können, kann in eine andere Session wechseln.
Fishbowl
Diese Methode bietet sich an, um Ergebnisse aus verschiedenen Diskussionsrunden zusammenzuführen. Dafür wird ein innerer und ein äusserer Stuhlkreis gebildet. Im inneren Kreis nehmen fünf Personen Platz und im äusseren sitzen die restlichen Teilnehmenden. Ein Stuhl des inneren Kreises bleibt oft frei, um den Personen im äusseren Kreis die Möglichkeit zu bieten, fehlende Inputs im Kreis zu ergänzen. In dieser Konstellation ist auch eine Pro-Kontra-Diskussion möglich. Durch die klare Rollenzuteilung – Diskutierende und Zuhörende – entsteht eine verdichtete Diskussion und die Teilnehmenden können sich dadurch besser mit dem Thema identifizieren.