premium Nachhaltige Meetings

Es grünt so grün…

Nachhaltigkeit beschäftigt Menschen inzwischen in jeder Lebenslage und ist aus dem privaten und beruflichen Alltag kaum mehr wegzudenken. Unternehmenseinblicke ­zeigen, wie Nachhaltigkeit auch bei der Meetingplanung eine Rolle spielen kann.

«Verantwortungsvoller Konsum» oder «Leben unter Wasser schützen»: Das sind zwei der insgesamt 17 definierten «Sustainable Development Goals» (SDG; Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen. Die festgelegten Massnahmen sind darauf ausgerichtet, die globalen ­Herausforderungen anzugehen und eine nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ebene zu fördern. Schön und gut, doch was haben diese hochtrabenden Nachhaltigkeitsziele mit der Schweiz, ja, mit der MICE-Industrie zu tun? Mehr, als man denkt. Denn «die Gesellschaft erwartet, dass in Zeiten des Klimawandels, schwindender Ressourcen und bei einem Anstieg der Weltbevölkerung auch im MICE-Alltag immer mehr nachhaltig gedacht und gelebt wird», sagt Joachim Schweier, Senior Marketing & Communications Manager bei der Dolder Hotel AG. Ein Votum, das Rolf Schwery unterstützt: «Planen Unternehmen Events professionell, spielt Nachhaltigkeit mittlerweile automatisch eine Rolle», sagt der Gründer und ­Executive Director von Schwery Cade, der Firmen auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit berät und unterstützt.

Nachhaltigkeitsmassnahmen

Entsprechend passte das Dolder Grand sein MICE-Angebot beispielsweise mit saisonalen und vegetarischen Drei-Gang-Menüs an. Nicht nur dies: Das Hotel befasst sich seit 2008 mit diesem Thema, bekennt sich zu Fair-Trade und berücksichtigt beim Einkauf vermehrt lokale Produzenten. «Zudem können Hotelgäste ihre CO2-​Emissionen des Aufenthalts mit einem Beitrag von einem bis zu vier Franken kompensieren – dazu zählen auch Seminarteilnehmende», sagt Schweier.

Das Dolder Grand ist nicht der einzige Betrieb, der sich der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Auch das Deltapark Vitalresort am Thunersee trägt das Nachhaltigkeits­siegel: So setzt der Betrieb unter anderem auf Fotovoltaik, stellt aus Essensresten Biogas her, setzt auf Glas und verzichtet grösstenteils auf Plastik. Die Gäste können zudem auch hier den CO2-Ausstoss ihrer Logiernächte über die Plattform Myclimate kompensieren. Dass Nachhaltigkeit kein Modetrend ist, bestätigt Deltapark-Direktor Kevin Furrer: «Ein gewisser ­Nachhaltigkeitsstandard wird inzwischen vorausgesetzt.»

Solarstrom und Food-Waste-Vermeidung sind das eine, doch auch beim Einkauf von Kulinarischem in der Sitzungspause lässt sich im Bereich Nachhaltigkeit etwas bewegen. Dafür offeriert das Sorell Hotel Rüden in Schaffhausen Meeting- und Seminarteilnehmenden kein Flugobst und achtet generell stark auf regionale Produkte. Auch der Fleischkonsum spielt eine erhebliche Rolle: «Bei Seminaren bieten wir auch vegane Alternativen», sagt General Manager Samantha Schnewlin. Als weitere nachhaltige Massnahmen würden Räumlichkeiten, die gerade nicht genutzt würden, zudem nur minimal beheizt. «Wir achten aber auch auf Kleinigkeiten und nutzen beispielsweise wiederverwertbaren Filzuntersätze für ­Gläser statt Papiersets.»

Nachhaltigkeit auch beim Personal

Wer Meetings oder Seminare bucht, wünscht sich eine gute Betreuung vor Ort – auch hier spielt Nachhaltigkeit eine Rolle, wenn sie der Gast auch häufig nicht bemerkt. Für die Hoteliers dennoch kein Grund, bei diesen Massnahmen zu sparen: Wer sich als Unter­nehmen der Nachhaltigkeit verschreibt, müsse auch die soziale Komponente eines Übernachtungsangebots beachten. Beispielsweise beim Personal: Immer mehr junge Menschen wollen bei Firmen arbeiten, die sich damit auseinandersetzen und kein Greenwashing betreiben. Deshalb müssen Gastrobetriebe ihr Engagement aufgrund des Fachkräftemangels auch nach aussen tragen: «Nachhaltigkeitsziele haben einen grossen Einfluss auf das Employer Branding», bestätigt auch Rolf Schwery. «Vor allem Bewerbende der jüngeren Generation fragen in Bewerbungsgesprächen, inwiefern sich das Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit engagiert.»

Tipps für mehr Nachhaltigkeit

 

Was es bei der Planung von nachhaltigen Meetings, Seminaren und Events zu berücksichtigen gilt. Die wichtigsten Nachhaltigkeitspunkt als Leitfaden in der Übersicht:

  1. Ort: Ist der Veranstaltungsort für alle externen und internen Stakeholder gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar? Ist der Zugang barrierefrei gestaltet?

  2. Catering: Vegetarisches oder veganes Essen servieren ist klimafreundlicher und kann mittlerweile bezüglich Geschmack mit den Fleisch- und Fischmenüs mehr als mithalten. Möchte man trotzdem das obligate Mostbröckli-Sandwich anbieten, ist es wichtig, auf die Herkunft des Fleischs zu achten. Auch beim vegetarischen oder veganen Catering sollten regionale wie ­saisonale Produkte berücksichtigt werden.

  3. Wasser: Wasser muss nicht unbedingt in PET-Flaschen serviert werden, denn mitunter ist das Leitungswasser schadstoffarmer als das Wasser aus Plastikflaschen. Also: Beim nächsten Meeting das Wasser statt in PET in Karaffen anbieten oder Glasflaschen zum selbst Auffüllen verteilen.

  4. Abfallvermeidung: Eine akribische Planung beim Essen ­vermeidet, dass am Ende viel weggeworfen werden muss – fragen Sie die Teilnehmenden vorher nach Ihren Essenswünschen. Für Aktionen gegen Food Waste findet man weitere Inspirationen unter foodwaste.ch/lokale-initiativen.

  5. Papierkonsum: Das Ausdrucken von Unterlagen auf Papier ist zu vermeiden. Besser sendet man den Teilnehmenden vorab die Unterlagen als PDF zu, da die meisten ohnehin mit Laptop oder Tablet zum Meeting erscheinen und so ihre Notizen direkt auf den Unterlagen machen können.

  6. Kompensieren: Unvermeidbare CO2-Emissionen lassen sich zum Beispiel bei Myclimate oder Atmosfair kompensieren. ­Myclimate bietet zudem einen Event-Rechner an, der diverse Parameter des Events berücksichtigt. 

  7. Swisstainable: Bei Meetings, die extern durchgeführt ­werden, lohnt sich ein Blick auf die Webseite von Schweiz Tourismus. Das Nachhaltigkeitsprogramm «Swisstainable» hilft bei der Orientierung durch den Dschungel von externen Anbietenden: Unterkünfte, Gastronomiebetriebe und auch Meetingpartner sind in der Auflistung zu finden. 

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Christine Bachmann ist die Chefredaktorin von Miss Moneypenny.

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Online-Redaktorin, Miss Moneypenny. 
luisa.schmidt@missmoneypenny.ch

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