Alles Obstkorb oder was?

«In Jaipur stellten wir ein Teambuilding-Spiel in der ganzen Stadt auf die Beine, bei denen die Teilnehmenden mit lokalen Verkehrsmitteln unterwegs waren und Rätsel lösen mussten», erinnert sich Andréanne Kohler, Head of MICExperts, an ihr liebstes Incentive zurück, das sie planen durfte. Eine Reise nach Rajasthan, inklusive Abendessen in einem Palast, steht nun wahrlich nicht bei jedem Arbeitgebenden auf dem Plan, wenn es um Incentivierung der Mitarbeitenden geht. 

Obstkorb, Firmenfeier und Co.

Benefits für Mitarbeitende gehören mittlerweile zum Standard in die Jobausschreibungen – Geld ist eben nicht alles. Der Benefits Report 2023 der Circula GmbH, die von dem Marktforschungsunternehmen YouGov durchgeführt wurde, listet die Top-Positionen der angebotenen Zusatzleistungen auf, zu denen ein 13. Gehalt (52 %), flexible Arbeitsformen (34 %) und Weiterbildungsmöglichkeiten (33 %) gehören. Und auch der Obstkorb ist mit einer Häufigkeit von 30 Prozent in den Top fünf vertreten. Unter den Top drei Wunsch Benefits der Befragten finden sich nebst den flexiblen Arbeitsformen, der Zuschuss zum ÖV und Benefits im Bereich Altersvorsorge. 

Die Liste an möglichen Incentives ist jedoch schier endlos. Wie entscheidet man sich im Wald aus Gutscheinen, Elektronik, Fitness-Zuschüssen, Firmenevents und Teamausflügen für den richtigen Mix? Der Schlüssel ist simpel. Nachfragen lohnt sich! Die Erhebung der Circula GmbH zeigt: 86 Prozent der Arbeitnehmenden bekommen von ihren Unternehmen Benefits angeboten, zufrieden damit sind jedoch nur 48 Prozent.

New York, Rio, … Toggenburg?

Nicht zu unterschätzen ist das Gefühl, mit dem Arbeitnehmende am Arbeitsort erscheinen. Das bestätigt auch Andréanne Kohler: «Wenn man Teams leitet, weiss man, dass das Wohlbefinden der Mitarbeitenden neben den Einstellungsbedingungen auch davon abhängt, ob es Spass macht, arbeiten zu gehen und seine Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Firmenevents und -reisen sind deshalb sinnvoll.» Eine gemeinsame Incentive-Reise unter Mitarbeitern schaffe Bindungen und schweisse zusammen. Ein weiterer Vorteil sei die Vernetzungsmöglichkeit zwischen den Abteilungen: «Gemeinsame Ausflüge ermöglichen es, bestimmte Personen kennenzulernen, mit denen wir uns sonst vielleicht nicht ausgetauscht hätten.»

Aufgrund der Diskussion um Nachhaltigkeit ist es eher unwahrscheinlich, dass jeder CEO seine Schäfchen gesammelt nach Indien fliegen lässt. «Früher war es nicht ungewöhnlich, dass wir nach New York, Rio oder Tokio gefragt wurden», erinnert sich Kohler, die schon seit 2000 Reisen für Firmen plant. Mittlerweile seien auch wieder Ziele innerhalb der Schweiz interessant: «Wir haben zurzeit mehrheitlich Anfragen für die Schweiz und Europa oder Nordafrika – oft auch mit dem Zug!» Zudem habe sie in den letzten Jahren beobachtet, dass Incentives von kürzerer Dauer in Auftrag gegeben worden sind. Zwei bis vier Tage schicken Firmen im Durchschnitt ihre Mitarbeitenden auf Reisen statt wie früher drei bis sieben Tage.

Arbeitnehmermarkt versus Sparmentalität

Dennoch: «Budget, Budget, Budget» heisst es heutzutage aus vielen Chefetagen und Fringe Benefits sind oft die ersten Stellen, an denen Einsparungen vorgenommen werden. Wird hier in Zeiten des Fachkräftemangels vielleicht an der falschen Stelle gekürzt? Das Thema beschäftigt auch Karen Lindner, VP People & Culture der Circula GmbH, die als Auftraggeber hinter dem Benefits Report 2023 stecken: «Zusatzleistungen und Flexibilität in der Arbeitsgestaltung können darüber entscheiden, ob potenzielle Mitarbeitende ein Stellenangebot gegenüber einer anderen Organisation vorziehen oder nicht.»

Der gleichen Meinung ist Andréanne Kohler, die für Incentive-Teamausflüge eine Lanze bricht: «Wenn die Mittel in einem Jahr begrenzt sind, empfehle ich einem Unternehmen, einen schönen Tagesausflug zu machen, aber nicht darauf zu verzichten.» Und der Obstkorb kann für die Pause auch noch eingepackt werden.