Passion fürs Sechseläuten
Aber nicht nur die Tierhaltung hat sich verändert, auch Fenners Job ist im Wandel. «Als ich anfing, war mein Arbeitsplatz noch beim Haupteingang gleich hinter der Kasse. Das war oft sehr turbulent. Zu uns wurden jeweils die Kinder gebracht, die das Mami verloren hatten, und ich hörte am Drehkreuz, wie gross der Besucherandrang gerade war. Ich war viel mehr Allrounderin», sagt die Assistentin. Trotzdem stand damals schon einer der insgesamt drei Computer des Zoos auf ihrem Pult. «Drei Computer! Das ist heute unvorstellbar!»
Rund 1,2 Millionen Gäste besuchen den Zoo Zürich jährlich, er ist 365 Tage im Jahr offen und beschäftigt rund 170 Mitarbeitende. In seiner Tochtergesellschaft, der Zoo Zürich Restaurants GmbH, sind gegen 80 Mitarbeiter tätig. Der Zoo wurde 1928 als Genossenschaft gegründet. 1999 wurde er in eine AG umgewandelt. Der Verwaltungsrat ist mit neun Mitgliedern schlank, Bauten und neue Projekte sind relativ rasch realisierbar. «Ich schreibe das Protokoll an Verwaltungsrats-, Stiftungsrats- und Geschäftsleitungssitzungen und bekomme so direkt mit, was besprochen und geplant wird. Das Team ist sehr interdisziplinär zusammengesetzt, das ergibt spannende Diskussionen. Und die Mischung aus Wirtschaftlichkeit, Naturschutz, artgerechter Tierhaltung und Bildungsauftrag ist sehr interessant. Ich lerne auch persönlich viel», erzählt Fenner. Früher hat sie auch noch die Medienarbeit gemacht und Events wie Kongresse und Tagungen organisiert. Für beides gibt es jetzt eigene Abteilungen, da unterdessen auch die Verwaltung des Zoos gewachsen ist. Dafür kümmert sie sich bei Spezialanlässen nach wie vor um die Freunde und Donatoren des Zoos.
Ausser Dienst
Dafür habe ich das letzte Mal Mut gebraucht: Ich bin eine eher ängstliche Person. Das letzte Mal Mut gebraucht habe ich vielleicht, nachdem ich einen Zwischenfall mit meinem Pferd hatte. Mich der gleichen Situation wieder zu stellen, war herausfordernd für mich.
Das würde ich gerne noch lernen: Ich würde gerne mehr Sprachen beherrschen. Es war schon immer mein Wunsch, einmal Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch auf gutem Niveau zu sprechen.
Das bringt mich zum Lachen: Vieles. Freche Sprüche von Kollegen im Büro, Situationskomik und die herzige Logik, die Kinder manchmal an den Tag legen.
Das bereitet mir Sorgen: Wie sich die soziale Interaktion durch Smartphones und Co. gerade bei Jugendlichen verändert.
Diese Person würde ich gerne kennenlernen: Ich bin kein Groupie-Typ. Mich interessieren starke Menschen, die guten Witz und Humor haben.
Mein Traum: Ich wünsche mir, meine Zufriedenheit behalten zu können.
Mit der neuen Organisation und auch weil die Geschäftsleitungsmitglieder sehr selbständig arbeiten, konnte Gabriela Fenner ihr Pensum im Jahr 2000 bei der Geburt ihrer ersten Tochter auf 50 Prozent reduzieren. «Ich arbeite jeweils vormittags. Das funktioniert perfekt», sagt die Mutter zweier Töchter. Der Zoo Zürich sei ein sehr fortschrittlicher, guter Arbeitgeber. Und auch für ihren Chef hat sie nur höchstes Lob bereit. «Er ist Tierarzt im Grundberuf und hat ein enorm breites und vernetztes Denken. Zudem gefällt mir, dass er mit beiden Füssen so fest auf dem Boden steht und eine sehr umgängliche, angenehme Person ist.» Die beiden verbindet unter anderem die Liebe zur Stadt Zürich und zum Sechseläuten. «Er ist Mitglied einer Zunft und ich arbeite ehrenamtlich im Kostümkomitee des Kinderumzugs mit.»
Der Favorit: Riesen-Meersäuli
Im neuen Elefantenpark versteckt sich das 120-Kilo-Baby Ruwani gerade hinter seiner Mutter. «Die Elefanten haben abgenommen, seit sie hier wohnen», sagt Fenner und lacht. Sie kennt die Namen der meisten Tiere im Zoo und weiss so manche Anekdote zu erzählen. Obwohl sie alle Zootiere faszinieren, schaut sie am liebsten bei den Capybara vorbei, die an grosse Meerschweinchen erinnern. «Das grösste Nagetier der Welt. Ich finde sie einfach super süss.» Zu Beginn ihrer Zoozeit durfte Fenner schon mal einen jungen Schneel-eoparden streicheln, einen Elefanten tätscheln und sogar einmal kurz auf ein Orang-Utan-Baby aufpassen: «Das war Ujan. Er wurde von Hand aufgezogen, weil seine Mutter ihn nicht annahm. Er war wie ein richtiges Baby, das war schon ein aussergewöhnliches Erlebnis.» Heute sind solche direkten Kontakte zu den Tieren unüblich, da man die Zoo-tiere möglichst naturnah halten will. Auch Handaufzuchten sind äusserst selten geworden.
Der tierische Liebling von Gabriele Fenner steht allerdings ausserhalb des Zoos, wenn auch nicht weit: Seit ein paar Jahren hat sie ein Island-Pony. Es sei ihr Ausgleich, sagt die Tierliebhaberin: «Isländer sind vielseitige und freundliche Pferde, die zusätzlich zu den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp den sogenannten Tölt beherrschen. Eine nicht ganz einfach zu reitende, aber sehr spannende und vor allem bequeme Gangart. Das gefällt mir.»