Wie viel Social Media braucht’s für den Job?
«Das hat mir gerade noch gefehlt», stöhnen Sie jetzt vielleicht, wenn Sie schon zu viel Zeit in den sozialen Netzwerken zu verplempern glauben. Warum Linkedin & Co. nicht das Gleiche sind wie Instagram und Tiktok und warum Sie die Businessnetzwerke sogar in Ihren Arbeitsalltag integrieren sollten.
«Als Assistentin kann ich meine Führungskraft bei dieser Herausforderung unterstützen – denn das Problem ist, dass die Chefinnen und Chefs diese wichtige Kommunikationsaufgabe zwar wahrnehmen sollten, aber mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind und keine Zeit dafür haben», meint Netzwerk-Expertin Petra Rohner. (Illustration: iStock)
In letzter Zeit wird man den Eindruck nicht los, dass im Beruf gar nichts mehr geht ohne Social Media: Karriere macht nur noch, wer digital vernetzt und auf den entsprechenden Plattformen aktiv ist, Recruiter schalten keine Stellenanzeigen mehr, sondern «sourcen» Kandidaten nur über deren Online-Profile – Pech für alle, die keins haben – und an aktuelles Wissen kommt man ausschliesslich, wenn man den richtigen Experten und Hashtags folgt. Nun, ganz so krass ist es nicht. Trotzdem ist Netzwerk-Expertin Petra Rohner der Meinung: «An den digitalen Netzwerken kommt niemand mehr vorbei.» Rohner hat untersucht, wie sehr die virtuellen Businessnetzwerke die heutige Arbeitswelt beeinflussen. Sie sagt: «Es ist nicht mehr die Frage, ob man auf diesen Plattformen präsent ist. Die Herausforderung wird sein, am Ball zu bleiben – durch die Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt rasant, künftig sogar noch schneller als bisher.»
Online-Kommunikation immer wichtiger
Als Petra Rohner 2007 zum ersten Mal in den geschäftlichen Online-Netzwerken eine Gruppe eröffnete, existierten in der Schweiz noch praktisch keine Smartphones. «Im Jahr 2007 besassen 3 Prozent der Leute eins, 2012 waren es schon 48 Prozent und heute sind es 98 Prozent, also nutzen praktisch alle ein Smartphone», beschreibt die Digitalexpertin die Entwicklung. «Damit hat sich unsere Kommunikation grundlegend verändert.» Will heissen: Heute kommuniziert man dank Smartphone immer mehr online – privat genauso wie geschäftlich. Dazu kommt, dass sich die beruflichen Netzwerke ebenfalls weiterentwickelt haben: «Linkedin und Xing haben vor gut 20 Jahren als virtuelle Visitenkarten-Portale angefangen, mehr war das damals nicht», erinnert sich Rohner. «Heute sind aus den beiden Plattformen Karrierenetzwerke geworden, wo man sich über die Firma hinaus in der ganzen Branche vernetzt. Besonders Linkedin hat sich stark weiterentwickelt, und zwar zu einer Content- und Kommunikationsplattform.»
Daher lautet Petra Rohners Fazit auch, dass die Social-Media-Arbeit respektive die Arbeit in den Online-Businessnetzwerken sehr wohl zum Daily Business einer Assistentin gehört – oder es zumindest sollte: «Heute wird nicht mehr nur von den Firmen erwartet, dass sie online präsent sind und sich im virtuellen Markt zeigen, sondern auch von den Führungskräften. Sie sollen die Werte ihrer Firma in einer Art Influencer-Rolle nach aussen tragen.» An dieser Stelle kommen laut Rohner die Assistenzen ins Spiel: «Als Assistentin kann ich meine Führungskraft bei dieser Herausforderung unterstützen – denn das Problem ist, dass die Chefinnen und Chefs diese wichtige Kommunikationsaufgabe zwar wahrnehmen sollten, aber mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind und keine Zeit dafür haben.»
Neue Aufgaben für Assistenzen
Petra Rohner unterscheidet klar zwischen Social Media und den Online-Businessnetzwerken und wählt die beiden Begriffe mit Bedacht. «Das sind ganz unterschiedliche Dinge, man darf sie nicht in einen Topf werfen», betont sie. «Auf Facebook oder Instagram scrolle ich durch meinen Feed, like hier und da etwas. Auf Linkedin hingegen muss ich meine Aktivitäten strategisch angehen – besonders, wenn ich für meine Unternehmung respektive für meine Vorgesetzten aktiv bin.»
Rohner sieht zwei Wirkungsfelder für die Assistenzen punkto Kommunikation in den geschäftlichen Netzwerken. «Da Ihre Führungskraft mit tausend anderen Dingen beschäftigt ist, können Sie als Assistentin für sie am Ball bleiben und die Entwicklungen «da draussen» für sie verfolgen. Das heisst, Sie beobachten diesen stetigen Wandel in der digitalen Kommunikation und präsentieren Ihre Erkenntnisse dem Chef oder der Chefin regelmässig – schau, das hat sich verändert, das habe ich festgestellt.» Dafür könne man anderen Führungskräften in der Branche auf Linkedin folgen und sich notieren, wie diese kommunizieren und zu welchen Themen. «So übernehmen Sie immer mehr die Rolle des Sparringpartners für Ihren Vorgesetzten zu diesen Fragen.»
«Welches Resultat erwarten wir von der persönlichen Online-Präsenz?»
Sollten der Chef oder die Chefin sich dann selbst mehr in der öffentlichen Kommunikation einbringen wollen oder müssen, könne man laut Rohner als Assistentin auch hier Unterstützung bieten – etwa, indem man der Führungskraft diese Aufgabe abnimmt. In diesem Fall sei jedoch eines besonders wichtig, sagt die Expertin: «Es braucht unbedingt eine Strategie, die gemeinsam mit dem Chef erarbeitet werden sollte.» Wichtige strategische Fragen sind Rohner zufolge: «In welchem beruflichen Umfeld bewegen wir uns, um welche Themen geht es? Wer ist die Zielgruppe für unsere Kommunikation? Was braucht es, um professionell in den Businessnetzwerken zu kommunizieren?» Denn es mache einen Unterschied, ob es zum Beispiel um das Gewinnen von Neukunden gehe oder um Employer Branding, um Talente anzuziehen. Wieder anders müsse man vorgehen, wenn die Aufgabe lautet, den Chef besser in der Branche zu vernetzen. «Es ist also ganz wichtig, sich beim Erarbeiten der Strategie zu fragen: Welches Resultat erwarten wir von der persönlichen Online-Präsenz?»
Drei Themen, nicht mehr
Aber auch für die eigene karrieretechnische Positionierung in den geschäftlichen Netzwerken geht es laut Petra Rohner nicht ohne Strategie. «Die Gefahr besteht immer, dass man sich verzettelt», erklärt die Networking-Spezialistin. Sie rät daher immer: «Wählen Sie drei Themen, zu denen Sie Kontakte anfragen, Posts liken oder teilen oder selbst Beiträge schreiben, also Ihre Kommunikation im Netz aufbauen.» Drei Themen, nicht mehr – so bleibe man fokussiert und sei zudem für andere greifbar: «Wenn jemand Ihr Profil anschaut, etwa ein Recruiter, dann wird nicht nur auf Lebenslauf und Foto geachtet, sondern auch auf Ihre Aktivitäten.» Wer sich auf wenige Themen konzentriere, sei im Vorteil, weil sich so für den Betrachter ein kompaktes Bild präsentiere. Aber es gehe nicht nur um Aussenwirkung: «Durch die Fokussierung haben Sie auch Ihre Zeit im Griff.» Die Drei-Themen-Strategie empfiehlt Petra Rohner übrigens auch für die Online-Kommunikation des Chefs. Grundsätzlich rät Petra Rohner dazu, die Dinge erst einmal für sich selbst auszuprobieren. Anschliessend sei man in der Lage, die Führungskraft kompetent zu beraten. «So entwickelt man sich als Assistentin zur Know-how-Trägerin in Sachen digitale Kommunikation.»
Einen letzten Tipp hat Petra Rohner, um den geschäftlichen Aspekt der Online-Netzwerke hervorzuheben: «Wenn Sie in den Businessnetzwerken unterwegs sind, dann lesen, liken oder teilen Sie Beiträge ruhig am Handy. Wenn es aber um eigene Beiträge oder Artikel geht, dann schreiben Sie diese bewusst am PC oder am Laptop, wenn möglich im Büro.» So setze man klar die Grenze zwischen einfachem Newsfeed-Scrollen und der fokussierten Kommunikationsarbeit. «Mit diesem kleinen Trick erinnern Sie sich daran, dass Sie nicht etwas für sich privat tun, sondern eine Arbeit verrichten, die Sorgfalt und ein geplantes Vorgehen erfordert – wie jede andere geschäftliche Tätigkeit auch.»
Werden Sie zum LinkedIn-Profi
Wie Sie auf Linkedin Ihren Lebenslauf erstellen, müssen wir Ihnen nicht erklären. Doch vielleicht, wie Sie sichtbarer werden – denn das Netzwerk wächst und damit auch das Risiko, in der Masse unterzugehen. Hier sind ein paar Tricks, wie Posts und Profil auffallen.
Nutzen Sie das Titelbild
Würde sich Ihr Linkedin-Profilfoto umdrehen – was würde es sehen? Würde es spannende Zusatzinfos auf Ihrem Titelbild entdecken oder in eine grosse, gähnende Leere blicken? Falls Sie die Fläche hinter dem Profilfoto noch nicht nutzen, dann ist es jetzt höchste Zeit dafür. Hier können Sie mittels schöner Grafik einen wichtigen Firmenevent bewerben oder Ihr aktuelles Projekt fotografisch in Szene setzen. Zum Beispiel. Wir hätten auch nichts gegen ein Foto vom letzten Assistants’ Day. Das Beste daran ist: Der Platz ist gratis, Sie brauchen kein spezielles Abo abzuschliessen, um das Titelbild zu nutzen.
Legen Sie sich einen Profilslogan zu
Sie haben es sicher auch schon gesehen – gleich neben dem Profilfoto respektive unter dem Namen steht so etwas wie: «Happiness-Entrepreneur. Motivations-Evangelist. Mitarbeitenden-Entwicklungs-Wizard. Hobbys: To-do-Listen entwickeln und Leute in Gespräche verwickeln.» Das Ganze gespickt mit Emojis. Bei anderen wiederum steht nüchtern: «Teamleiterin». Auch wenn die Beschreibung der ersten Variante mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist – ernst gemeint ist sie trotzdem: Auf Linkedin ist sie nämlich beliebter als die Variante zwei. Was sollte also in den Profilslogan? Idealerweise enthält er Keywords, unter denen Sie gefunden werden wollen, etwa Jobtitel, Schlüsselqualifikationen und – falls Sie so richtig auffallen wollen – Ihre Mission, plakativ formuliert. Zum Beispiel: «Ich brenne dafür, Ihnen Rücken, Kopf und beide Hände freizuhalten, damit Sie Ihre Abteilung durch die kurvenreiche Strasse der Geschäftswelt steuern können.» Oder so ähnlich.
Optimieren Sie Ihre URL
Auf Linkedin können Sie Ihre eigene Profil-URL selbst wählen und damit lesbarer gestalten – die Werkseinstellung wirkt ein bisschen so, als sei man Häftling in einer Strafkolonie und habe eine entsprechende Nummer verpasst bekommen. Gut ist eine URL, die Ihren Namen beinhaltet oder, falls Sie Ihr Business promoten wollen, einen Bezug zu Ihrer Webseite oder Marke hat. So werden Sie nicht nur besser gefunden, etwa auf Google, sondern Ihr Link sieht auch gleich ansprechender und professioneller aus. Sie können zwischen 3 und 100 Buchstaben oder Zahlen im Link haben und dürfen ihn innerhalb von 180 Tagen fünfmal ändern, sofern Sie das möchten.
Timing is King
«Die meisten Klicks und Shares erreichen Linkedin-Posts an Dienstagen zwischen 11 und 12 Uhr, also kurz vor der Mittagspause», schreibt die Handelszeitung. Die Wochenenden seien eine tote Zeit und die Peaks zwischen 7 und 8 Uhr morgens und kurz vor Feierabend, also zwischen 17 und 18 Uhr. Auch wenn das grösstenteils vermutlich stimmt: Es könnte sein, dass Ihre Zielgruppe anders tickt, also je nach Alter und Beruf zu anderen Zeiten auf Linkedin aktiv ist. Halten Sie sich also nicht starr an irgendwelche Zeitvorgaben, sondern experimentieren Sie: Posten Sie zu verschiedenen Zeiten und beobachten Sie, wie Ihre Follower reagieren. Das sagen nicht wir, sondern das schreiben die Fachleute von Linkedin in ihrem Marketing-Blog: «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Tests immer noch das beste Mittel sind, um den idealen Zeitpunkt für Sie und Ihre Zielgruppe zu ermitteln.»
Welche Social-Media-Plattformen nutzen Sie respektive welche Online-Businessnetzwerke?
Ich bin ausser auf Linkedin auf keiner Social-Media-Plattform aktiv, und auch dort nur sehr spärlich. Aber ich arbeite definitiv daran und versuche immer mal wieder, auch einen eigenen Post abzusetzen. Den eigenen Schatten zu überspringen und nicht nur zu liken oder zu teilen, sondern wirklich auch die eigenen Gedanken und Themen anzusprechen und in einem Beitrag zu veröffentlichen, finde ich nach wie vor sehr herausfordernd. Mut und Zeit sind hier für mich die limitierenden Faktoren.
Welche nutzen Sie beruflich, welche privat?
Linkedin nutze ich beruflich, bin dort aber auch mit privaten Bekannten vernetzt. Privat nutze ich (noch) keine Social-Media-Plattformen.
Verfolgen Sie eine bestimmte Content-Strategie in den beruflichen Netzwerken?
Ich verfolge keine Content-Strategie, versuche aber natürlich schon, mich mit interessanten und inspirierenden Leuten zu vernetzen respektive ihnen zu folgen, um meinen Horizont zu erweitern. Kolleginnen und Kollegen versuche ich ebenfalls zu unterstützen, etwa indem ich Stellenausschreibungen oder andere Informationen teile, hinter denen ich stehen kann.
Was bringt Ihnen Social Media für den Beruf?
Social Media hält mich fit für den Beruf, weil ich so etwas am Ball bleiben kann und mitbekomme, was bei Kolleginnen und Kollegen und anderen Firmen läuft. Ebenfalls habe ich die Weiterbildungsmöglichkeit zum CAS in Digital Office Management vor zwei Jahren auf Linkedin gesehen und mich daraufhin gleich angemeldet.
Was schätzen Sie: Wie viel Zeit verbringen Sie in den Online-Netzwerken?
Etwa zwei bis fünf Stunden pro Woche.
Welche Social-Media-Plattformen nutzen Sie respektive welche Online-Businessnetzwerke?
Neben Instagram und Facebook nutze ich vor allem Linkedin.
Welche nutzen Sie beruflich, welche privat?
Über die Firma nutzen wir Instagram, Facebook und seit kurzem auch Linkedin. Privat nutze ich vorwiegend Linkedin und Instagram.
Verfolgen Sie eine bestimmte Content-Strategie in den beruflichen Netzwerken?
Nein, ich bin da eher auf der konsumierenden Seite und finde es immer wieder spannend, was andere posten.
Was bringt Ihnen Social Media für den Beruf?
Es hilft mir, vernetzt zu bleiben und mich von den Kolleginnen und Kollegen in der Assistenz inspirieren zu lasen. Themen wie New Work, Digitalisierung und andere aktuelle Trends interessieren mich sehr.
Was schätzen Sie: Wie viel Zeit verbringen Sie in den Online-Netzwerken?
Laut Angaben meines Handys sind es durchschnittlich acht Stunden Bildschirmzeit pro Woche. Ooops!
Welche Social-Media-Plattformen nutzen Sie respektive welche Online-Businessnetzwerke?
Früher waren es Xing und Linkedin, mittlerweile nur noch Linkedin. Meinen Account bei Xing habe ich nach vielen Jahren gelöscht.
Welche nutzen Sie beruflich, welche privat?
Beruflich nutze ich Linkedin, privat eher Facebook. Jedoch brauche ich auch Facebook zum Netzwerken mit Arbeitskollegen, die ich ein bisschen besser kenne, oder mit ehemaligen Kollegen. Ich finde, es verbindet einander in einem positiven Sinn auf der Beziehungsebene.
Verfolgen Sie eine bestimmte Content-Strategie in den beruflichen Netzwerken?
Seit ich beim Kanton Zürich arbeite, lese ich viele Beiträge meiner Arbeitskollegen auf Linkedin und erweitere so mein Wissen. Ich finde es auch fürs Rekrutieren nützlich, man kann das Jobinserat mit einem Klick teilen und viele Menschen erreichen. Das Wichtigste für mich an Linkedin ist das Netzwerken. Ich finde, das ist das A und O in der Berufswelt.
Was bringt Ihnen Social Media für den Beruf?
Es gibt mir ein gutes Gefühl, mit Arbeitskollegen, ehemaligen und aktuellen, Bekannten und Freunden vernetzt zu sein. Ich kann mein Kontaktnetz aufbauen, Inhalte teilen und Gemeinsamkeiten pflegen. Mir hat es auch sehr geholfen, als ich nach einer neuen berufliche Herausforderung gesucht hatte. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und Kurse zu absolvieren.
Was schätzen Sie: Wie viel Zeit verbringen Sie in den Online-Netzwerken?
Das habe ich mir noch nie überlegt. Grob geschätzt sind es vier Stunden pro Woche.