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Weiterbildung – Macht sich gut im CV

Die Kollegin hat schon das vierte CAS in der Tasche, während Ihr letzter Abschluss in grauer Vorzeit liegt? Denken Sie deshalb manchmal: «Ich sollte mal wieder eine Weiterbildung machen, sonst bin ich weg vom Fenster.»? Worauf es bei Weiterbildungen ankommt – und worauf nicht.

Manchmal, wenn Theo Joos sich über ein Bewerbungsdossier beugt, rutscht ihm ein Seufzer heraus. «In diesem Lebenslauf sind auf drei Seiten Kurse aufgelistet», sagt er und blättert durch den Stapel Papier auf seinem Schreibtisch. Theo Joos ist Inhaber von Müntener & Thomas, einer Personal- und Unternehmensberatung in Chur. Als externe Agentur rekrutieren Joos und sein Team für ihre Firmenkunden unter anderem Fachleute im kaufmännischen Bereich. «Es gibt Leute, die sammeln Weiterbildungen wie Trophäen und stellen sie dann im CV aus. Ein bisschen wie in einem Medaillenschrank», lacht er.

Oh Schreck – wirklich? Kann man tatsächlich zu viele Weiterbildungen machen und damit Stellenvermittler das Weite suchen lassen? Tönt es denn nicht landauf, landab, Weiterbildungen seien gut für die Karriere und bringen einen weiter? «Es kommt auf das Gesamtbild an», sagt Larissa Tschenett, Recruiterin bei Müntener & Thomas, über deren Tisch die CVs für die Assistenzstellen gehen. «Eine Weiterbildung sollte mit den täglichen Aufgaben im Einklang stehen, also einen starken Praxisbezug haben.» Darauf schaue sie, wenn sie ein Dossier beurteile Theo Joos bekräftigt: «Weiterbildungen bringen einen absolut weiter.» Man müsse jedoch aufzeigen können, welchen Mehrwert ein Seminar oder ein Lehrgang einem Unternehmen biete. «Bei der Wahl einer Weiterbildung ist deshalb wichtig, dass eine Verzahnung zwischen Theorie und Praxis da ist», sagt der Experte.

Weiterbildung in der Praxis

Auch Stephan Sticher beugt sich über ein Dokument. Sticher ist Leiter der lokalen People&Organization-Abteilung bei Siemens, Smart Infrastructure in Zug. Es ist aber keine Bewerbung, die er sich ansieht, sondern eine Offerte der internen IT. Der HR-Chef ist zufrieden: «Wir sind dabei, den Zeiterfassungsreport zu automatisieren, welchen die Assistenzen für ihre Vorgesetzten jeden Monat aufbereiten. Jetzt haben wir die Kostenübersicht für das Projekt erhalten.» Mit dem Vorschlag, den Report zu automatisieren, sei eine Assistentin gekommen. «Nachdem sie die Idee präsentiert hatte, schlug ich ihr vor, dass wir das gemeinsam anpacken. Jetzt leitet sie das Projekt zusammen mit mir.»

Nicht jeder Kurs macht sich gut im Bewerbungsdossier.

Insofern wäre es für diese Assistenzstelle laut Stephan Sticher sicher von Vorteil gewesen, wenn die Kandidatin bei der Bewerbung im CV eine Weiterbildung in Projektmanagement aufgeführt hätte. Doch das sei rein hypothetisch. Denn in diesem Fall ist nicht rekrutiert worden. Sondern das Projekt ist auf einem anderen Weg entstanden.

«Bei Siemens entwickeln wir uns zu einer lernenden Organisation», erläutert Sticher. «Deshalb stellen wir allen Mitarbeitenden Lerninhalte auf unserer Plattform My Learning World zur Verfügung. Auf diese können die Mitarbeitenden jederzeit und gratis zugreifen – die Erwartung ist, dass das Wissen anschliessend in der Praxis angewendet wird.» Die besagte Assistentin, die bereits länger bei Siemens arbeitet, hatte gerade eine Schulung in agilem Projektmanagement absolviert und war «dann einfach mit offenen Augen durch die Firma gelaufen», wie der HR-Leiter sagt. Indem sie die eigene Arbeit mit dem Zeiterfassungsreport reflektiert habe, habe sie Verbesserungspotenzial entdeckt. Genau so sollte das im Idealfall auch laufen: «Es ist das Anwenden von neuem Wissen im Arbeitsalltag, das die Menschen und damit die Organisationen weiterbringt – etwas ausprobieren, einfach mal machen», ist der HR-Fachmann überzeugt.

Bei Siemens können die Mitarbeitenden zur eigenen Weiterentwicklung auch die Plattform LinkedIn Learning nutzen oder Schulungen auf Coursera absolvieren; natürlich online und standortunabhängig, was dem digitalen Zukunftsspirit von Siemens entspricht, den Stephan Sticher betont. «Wir haben Verträge mit diesen Firmen und unsere Mitarbeitenden können sich einfach nehmen, was sie brauchen.» Auch das Angebot von getAbstract, wo man Buchzusammenfassungen lesen kann, sei im Lernpaket mit dabei. Einstiegspunkt für all diese Möglichkeiten ist die Plattform My Learning World –  «also sehr einfach», sagt Sticher.

Digital, agil & mindful

Potenzielle Lernfelder und entsprechend sinnvolle Weiterbildungen sieht der HR-Verantwortliche besonders im Bereich der Digitalisierung und im agilen Projektmanagement. «Durch die Digitalisierung befinden sich die Jobs im Wandel, auch diejenigen der Assistenzen. Gewisse Aufgaben fallen weg, andere kommen dazu; wir schätzen es auch sehr, wenn die Assistenzen selbst Vor­schläge machen, wo sie sich neu einbringen können. Doch wer sich wie weitentwickeln möchte, das ist sehr individuell», sagt Sticher. Um ­genau diese Entwicklungsmöglichkeiten zu diskutieren und allfällige Weiterbildungen zu vereinbaren, stehe der «Growth Talk» zur Verfügung, ein Entwicklungsgespräch, in dem sich Mitarbeitende mit ihren Führungskräften austauschen können. «Es muss jedoch nicht immer eine klassische Weiterbildung sein. Auch ein Mentoring durch eine erfahrene Assistenz der C-Stufe in Kombination mit Kursen aus der My Learning World sind denkbar, um im Job wachsen zu können.»

Apropos My Learning World: Dort steht Weiterbildungshungrigen bei Siemens nicht nur Handfestes zur Verfügung. «Bei uns geht es nicht einfach nur darum, dass jemand irgendwelche Tools bedienen kann», sagt Sticher. «Wir bieten auch Kurse zu Mindfulness an und man kann Meditationssessions machen. Denn das Thema Wellbeing ist uns sehr wichtig.»

So einfach kann das sein. Sollten nun auch Sie sich zu Mindfulness und Wellbeing weiterbilden wollen – vielleicht sehen Sie in Ihrer nächsten Bewerbung trotzdem davon ab, den Kurs im CV aufzuführen. Es sei denn, Sie erklären, inwiefern das Stillsitzen im Lotussitz Ihrer Unternehmung genützt hat; etwa, dass Sie nun produktiver arbeiten, weil Sie sich besser fokussieren können. Dann sind nämlich auch Theo Joos und seine Crew zufrieden.

 

Drum prüfe, wer sich weiterbildet

Sie wollten sich eigentlich in einem – vielversprechend klingenden – Seminar aufschlauen, doch es fühlt sich an, als sässen Sie im falschen Film? Hier sind unsere Tipps, wie Sie bei der Wahl Ihrer nächsten Weiterbildung am besten vorgehen, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Es ist uns allen schon mal passiert: Wir freuen uns auf einen Kurs, nur um am Tag X festzustellen, dass wir in der komplett falschen Veranstaltung sitzen. Warum eine Weiterbildung nicht die richtige ist, kann verschiedene Gründe haben: Vielleicht wollten Sie sich zu digitaler Kommunikation schlau machen, also mehr über Linkedin & Co erfahren, und lernen jetzt alles darüber, wie man eine (digitale Kommunikations-)App programmiert. Oder es geht tatsächlich um Kommunikation in den sozialen Medien, aber es werden Ihnen Basics beigebracht, die sogar Ihre Grossmutter zum Gähnen bringen würden. Oder umgekehrt: Die anderen Teilnehmenden sind alle die Oberprofis, sodass Sie sich vorkommen, als hätten Sie keinen Kurs gebucht, sondern eine Reise nach Fernost – Sie verstehen nämlich kein Wort vom ganzen Fachchinesisch.

Ob Sie das falsche Thema erwischt haben, mit den falschen Leuten im Kurs stecken oder das Kursniveau unter respektive zu weit über Ihrem Level liegt – der Nachgeschmack, den die Erfahrung hinterlässt, ist immer der gleiche: Am Ende des Tages fühlen Sie sich frustriert, haben Zeit und (Firmen-)Geld verschwendet und trotzdem nichts für sich mitnehmen können. Tatsächlich ist es auch gar nicht so einfach, sich im umfangreichen und teilweise verwirrenden Weiterbildungsangebot hierzulande die passgenaue Weiterbildung für sich herauszusuchen; die gut klingenden Werbeversprechen vieler Anbieter sind darauf ausgelegt, möglichst viele Leute in die Kurse zu locken, und nicht, um Sie darüber zu informieren, ob ein bestimmter Lehrgang etwas für Sie ist oder eben nicht.

Deshalb lautet der wichtigste Ratschlag bei der Wahl einer Weiterbildung: Bevor Sie den Knopf «Verbindlich buchen» drücken, nehmen Sie sich genügend Zeit, sich über Inhalt, Zielgruppe und Nutzen zu informieren – egal, ob es sich um ein mehrwöchiges Bootcamp vor Ort handelt oder um ein halbtägiges Online-Webinar. Denn auch kurze Formate können eine Quelle des Frusts sein, wenn es immer wieder die falschen sind, und sich zu einem Rattenschwanz an verschwendeten Ressourcen zusammenläppern. Daher: Prüfen Sie mit folgenden Tipps, ob es das Richtige für Sie ist.

1. Inhalt festlegen: Eine Weiterbildung, sofern sie im beruflichen Kontext steht, sollte Ihnen Inputs für die Praxis liefern und Sie befähigen, Ihre alten Aufgaben besser zu erledigen oder neue Verantwortungsbereiche zu übernehmen. Daher empfiehlt es sich, mit Ihrer Führungskraft über Ihre Karrierepläne zu sprechen – zum Beispiel in einem Gefäss, das bei Siemens «Growth Talk» heisst und in Ihrer Firma vielleicht «My Career» oder klassisch «Qualigespräch». Ihre Chefin oder Ihr Chef können Ihnen mittels Feedbacks helfen, Ihr eigenes Bild über Ihre Potenziale zu vervollständigen. Zudem kann die Führungskraft Hinweise geben, in welche Richtung sich die Firma entwickeln und welche Aufgaben sie Ihnen diesbezüglich übertragen möchte. Solche Infos helfen, sich eine Weiterbildung auszusuchen, die sowohl Ihnen als auch dem Arbeitgeber nützt. So lässt sich auch eine finanzielle oder zeitliche Beteiligung des Arbeitgebers sichern.

2. Recherchieren Sie: Es ist Segen und Fluch zugleich – im Netz findet sich eine schier endlose Fülle an Informationen über alles Mögliche, so auch über Weiterbildungs­angebote. Da kann es leicht passieren, dass Sie statt eines Überblicks einen rauchenden Kopf bekommen. Recherche bedeutet daher nicht, nur zu googeln, sondern auch das direkte Gespräch zu suchen. Hier kann Ihnen Ihr berufliches sowie privates Netzwerk nützlich sein: Haben Sie Kolleginnen und Kollegen, Freunde oder Freunde von Freunden, die den Lehrgang bereits absolviert haben, der Ihnen vorschwebt? Wie ist deren Erfahrung? Empfehlen sie den Kurs weiter? Was hat ihnen gefallen, was nicht und vor allem – haben die Lerninhalte sie im Beruf weitergebracht? Scheuen Sie sich auch nicht davor, bei der HR-Abteilung Ihrer Firma anzuklopfen – vermutlich existieren Verträge mit bestimmten, auf Herz und Nieren geprüften und für gut befundenen Anbietern, wo Sie obendrein noch einen Rabatt bekommen. Online können Sie übrigens Angebote über Vergleichsportale wie eduwo.ch vergleichen, eine Art Comparis für Aus- und Weiterbildungen. Es kann auch nicht schaden, auf Linkedin Schulen, Dozenten oder bestimmten Hashtags zu folgen, wo Sie Inspiration und Infos zu Kursen in Ihren Newsfeed geliefert bekommen.

3. Rufen Sie beim Anbieter an: Sie haben Infomaterial bestellt, verglichen, mit allen möglichen Leuten gesprochen und sind trotzdem noch unsicher? Es gibt eine letzte, gute Möglichkeit, die verbliebenen Zweifel aus dem Weg zu räumen: Rufen Sie beim ­Anbieter direkt an. Während es Vor-Ort-Infoanlässe nur bei grösseren Weiterbildungen respektive einem Studium gibt, sollte jeder Anbieter eine Kontaktstelle haben, wo Sie Ihre offenen Fragen stellen können oder sonst zur Seminarleiterin oder zum Dozenten weitergeleitet werden: Gehören Sie tatsächlich zur Zielgruppe dieser Weiterbildung oder wären sie über- oder unterfordert? Interpretieren Sie den Inhalt der Broschüre richtig und ist der Kursinhalt das, was Sie darunter verstanden haben? In welchen Arbeitsbereichen können Sie das neu erworbene Wissen in der Praxis einsetzen? Stellen Sie Ihre Fragen – seriöse Weiterbildungsinstitute beantworten diese kompetent und gerne.

Wenn Sie diese Punkte beherzigen, kann bei der Wahl der nächsten Weiterbildung (fast) nichts mehr schiefgehen.

 

Smartes Upskilling für die neue Arbeitswelt

Zukunftsgerichtet, praxisorientiert und in den Alltag einer vielbeschäftigten -Direktionsassistentin integrierbar: Welche Weiterbildungen gibt es, die diese Kriterien erfüllen und Ihnen dazu noch die nötigen Skills für die neue Arbeitswelt vermitteln? Wir haben bei der KV Business School Zürich nachgefragt.

«Die meisten Unternehmen wollen wissen: Sind wir mit unseren Fähigkeiten gut aufgestellt? Welche werden wir künftig noch brauchen?», sagt Jeanine Bönsel, Geschäftsleitungsmitglied der KV Business School Zürich und zuständig für die Weiterbildungen im Bereich Re- und Upskilling. «Wenn man sich als Assistentin mit Future Skills auseinandersetzt und zu diesen eine beratende Rolle in der Firma einnehmen kann, dann stärkt das die eigene Position», ist sie überzeugt. Jeanine Bönsel und ihr Team haben unterschiedliche Gefässe entwickelt, in welchen man diese Skills kennenlernen und vertiefen kann und die laut der Bildungsexpertin «für erfahrene Direktionsassistentinnen interessant sind». Aber nicht nur, um den Chef oder die Chefin beraten zu können – die Kurse seien auch darauf ausgerichtet, Methoden und Wege zu vermitteln, mit denen die täglichen Aufgaben besser bewältigt werden können.

Eines dieser Gefässe ist die Skillbox – unterteilt in drei Kategorien mit diversen Kursen zum jeweiligen Thema. So eignet sich die Kategorie Meta Skills für Assistenzen, die eng mit ihrem Management-Team zusammenarbeiten und oft Entscheidungen mitstützen und gegenüber anderen vertreten müssen. Mit den Digital Skills werden laut Jeanine Bönsel die Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Digitalisierung im Büroalltag gestärkt, besser mit Tools und Daten umzugehen. Zu den Human Skills, der dritten und letzten Skillbox-Kategorie, sagt die Expertin: «Diese Module sind spannend für alle, die viel mit anderen Teams interagieren und sich mit der Frage beschäftigen: Wie organisiere ich mich und andere in einer zunehmend digitalisierten und sich stetig verändernden Welt?» Zur jeweiligen Kursdauer sagt sie: «Ein Skillbox-Modul dauert zwischen einem halben und drei Tagen. Wobei Sie das Modul während zwei, drei Wochen im Arbeitsalltag begleitet.»

Als weiteres Gefäss empfiehlt Jeanine Bönsel die Smart Camps: «Ein Smart Camp dauert etwa sieben Tage und erstreckt sich über drei Monate. In dieser Zeit arbeitet man vertieft am eigenen Case, den man aus der Praxis mitgebracht hat.» Für Direktionsassistenzen mit dem entsprechenden Verantwortungsbereich sind laut der Expertin die Camps zu Transformation, Projekten und Führung interessant: «Man lernt etwa, Transformationsprojekte wie die Einführung neuer Geschäftsmodelle oder Arbeitsformen zu unterstützen und zu begleiten. Das Smart Camp zu den Projekten beschäftigt sich mit agilen Methoden des Projektmanagements, während man im Teamleiter-Camp das Einmaleins der Führung kennenlernt – interessant für alle, die Direct Reports führen oder führen werden.

Natürlich können auch einzelne Seminare aus unseren ‹Trainings› herausgepickt werden; zum Beispiel, wenn für bestimmte Themen ein Fresh-up oder neue Impulse nötig sind – von Powerpoint-Präsentationen über Pivot-Tabellen bis zu Kompetenzen im Selbstmanagement gibt es auch hier eine breite Palette an Kursen», erklärt die Upskilling-Expertin.

Sämtliche Formate sind auf skilltrainer.ch der KV Business School Zürich zu finden.

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Jelena Martinelli ist selbstständige Texterin bei martinellitext. Sie schreibt leidenschaftlich gerne Blogs und Publireportagen und auch sonst alles, was mit Online-Marketing zu tun hat.

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