Firmenfeste

Weihnachtsfeier: Der Knigge ist erst der Anfang

Nicht zu viel trinken, nicht mit dem Chef flirten, keine anzüglichen Witze machen: Wir gehen davon aus, dass Assistentinnen die Etikette auf einer Weihnachtsfeier aus dem Effeff beherrschen. Aber als rechte Hand vom Chef oder gute Seele des Teams geht es um mehr, als nur selbst eine gute Figur zu machen. 

Oft ist die Assistentin schon die Organisation der Weihnachtsfeier eingebunden. Sie weiss, wo gefeiert wird, wer kommt, was es zu essen gibt und welcher Dresscode herrscht. Und sie weiss, welche Kollegen sowieso immer die Köpfe zusammenstecken, wer neu in der Firma ist und wer es mit der Etikette vielleicht nicht so genau nimmt. Dieses Wissen kann und sollte sie nutzen, damit das Team auch wirklich ein schönes Fest hat.

«Wenn es darum geht, Menschen ins Team zu integrieren, spielen Assistentinnen oft eine wichtige Rolle», weiss Stilberaterin Catherine Tenger. Und diese Rolle könne sie gerade auf einer Betriebsfeier sehr gut erfüllen. «Natürlich ist der Chef der Gastgeber», erklärt Tenger. Aber der hat vielleicht so viel zu tun, dass er gar keinen Blick dafür hat, ob sich alle wohl fühlen. Sie rät deshalb, die Vernetzer in der Firma schon im Vorfeld zu bitten, sich um neue Kollegen zu kümmern. Oder selbst aktiv zu werden, wenn jemand zu lange alleine in der Ecke steht. Zu so jemandem könne man auch mal hingehen und ihn zu anderen mitnehmen. Eine kurze Vorstellung mitsamt einem möglichen gemeinsamen Gesprächsthema erleichtere gerade neuen oder schüchternen Kollegen den Einstieg in die Runde. «Wenn man etwas über gemeinsame Hobbys weiss oder Kinder, dann ist das immer ein guter Aufhänger für Small-Talk», sagt Tenger.

Um den Gästen den Kaltstart zu erleichtern seien auch so genannte Kennlernspiele keine schlechte Idee. «Die dürfen natürlich nicht peinlich sein», warnt sie. Mit einer Art Suchspiel habe sie aber zum Beispiel gute Erfahrungen gemacht. Dafür bekommt jeder eine Karte mit einer Personenbeschreibung und muss den Beschriebenen auf der Party ausfindig machen. «Da kommt jeder mit jedem mal kurz ins Gespräch und es hat keinen expliziten Spiele-Charakter».

Auch bei der Sitzordnung kann im Vorfeld der Party dafür gesorgt werden, dass es möglichst kommunikativ zugeht. «Dafür hat die Assistentin wahrscheinlich mehr Sinn als der Chef und darf deshalb ruhig aktiv werden», rät Tenger. Sie empfiehlt in jedem Fall, die Teams an den Tischen zu durchmischen und so zu vermeiden, dass sich die üblichen Gruppen bilden. «Dann entsteht eine gute Balance», weiss sie. Runde Tische, an denen jeweils einer aus der Führungsebene sitzt und die Gastgeberrolle übernimmt, hält sie für die beste Variante. «Dann achten auch alle automatisch ein bisschen auf ihren Alkoholkonsum und gutes Benehmen», sagt sie.

Der Dresscode ist ein weiterer wichtiger Punkt auf jeder Weihnachtsfeier. Selbst wenn er auf der Einladung vermerkt ist, gibt es vielleicht den einen oder anderen Kollegen, der nicht ganz stilsicher ist. So heisst «festlich» keineswegs, dass man in gewagter Partykleidung auftauchen kann. «Vor allem jüngere Frauen neigen dazu, sich bei dem Stichwort eher sexy zu kleiden und sehr viel Haut zu zeigen», weiss Tenger. Damit keiner der Kollegen under- oder overdressed auf der Party auftaucht, ist es gut, wenn eine Assistentin genau weiss, was angesagt ist und Fragen dazu auch bereitwillig beantwortet. Wenn sie davon ausgeht, dass einer der Kolleginnen ein Faux-Pas unterlaufen könnte, dann kann sie diejenige auch im Vorfeld darauf ansprechen. «Das muss natürlich vorsichtig und sensibel geschehen», sagt Tenger. Mit dem Umweg über die Frage «Was ziehst du eigentlich an?» kann man das Thema aber ganz einfach anschneiden und die wichtigsten Tipps loswerden. Ob die umgesetzt werden ist dann die Sache des jeweiligen Kollegen.

Beim Thema Dresscode fällt der Stilberaterin aber auch noch ein weiterer Punkt ein, der oftmals vergessen wird: «Gerade bei festlicher Kleidung gilt auch, dass man bis zum Schluss angezogen bleibt», sagt Tenger. Das bedeutet für die Herren, dass die Jackets an bleiben, egal wie warm es ist. Zumindest bis der Chef seins auszieht. «Es kann sinnvoll sein, den Chef dahingehend ein bisschen zu briefen», rät Tenger. Oder ihn auf den richtigen Zeitpunkt hinzuweisen. Die Kollegen werden es zu schätzen wissen, sofern der Zeitpunkt so gewählt wird, dass sie nicht schon Schweissflecken unter den Armen haben.

Und was, wenn es zum Worst-Case kommt und sich ein Kollege ganz offensichtlich danebenbenimmt? Dann darf die Assistentin ihn auch vorsichtig darauf hinweisen. «Natürlich ist sie keine Babysitterin», sagt Tenger. Aber jemanden ansprechen und ihm vorsichtig sagen, dass er lockerer sei als sonst oder der Tischnachbarin etwas zu nahe rücken würde, sei durchaus angesagt. «Das muss aber gar nicht direkt passieren, man kann auch enge Kollegen darauf hinweisen und die bitten, etwas zu sagen», sagt Tenger. Auch wenn man damit ein wenig in die Aufpasserrolle rutscht, seien spätestens am nächsten Tag sicher alle froh darüber.

Zu einer gelungenen Party gehört schlussendlich auch der Heimweg. Den niemand unter Alkoholeinfluss mit dem eigenen Auto antreten sollte. Hier kann jede Assistentin glänzen, indem sie im Vorfeld ein Taxi-Shuttle organisiert oder am Eingang ein Schild mit der Nummer aufhängt. Auch eine Liste ist denkbar, in der sich jeder eintragen kann und über die sich Mitfahrer finden können. «Sowas ist ein super Service, der einfach umgesetzt werden kann», sagt Tenger.

Manche Assistentin fragt sich jetzt vielleicht zu Recht, wo bei all den Aufgaben ihr eigenes Vergnügen bleibt. «Das darf natürlich nicht zu kurz kommen», sagt Tenger. Denn auch wenn es bei einer Weihnachtsfeier dazugehört, sein professionelles Image beizubehalten, darf auch eine Assistentin einfach mal entspannt feiern und das Jahr ausklingen lassen. 

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