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Furchtlos, egal in welcher Position

«Go langstrumpf yourself!», fordert Keynote-Speakerin Steffi Buchli am diesjährigen Assistants’ Day. Ein Gespräch über Pippi Langstrumpf, Haltung als Superkraft und die Zusammenarbeit mit Assistenzen.

Ein Vormittag im Restaurant Metropol in Zürich. Unter den kunstvollen Arkaden wähnt man sich fast in Italien. Es ist lichtdurchflutet, lebendig, inspirierend. Ein Ort, wie gemacht für ein Gespräch über mutige Figuren, kluge Assistenzen und die Kraft von Haltung. Steffi Buchli, Journalistin, Medienmanagerin und Keynote-Speakerin am kommenden Assistants’ Day, trinkt ihren Kaffee und sagt: «Für mich war Pippi Langstrumpf immer eine gute Inspirationsquelle.» 

Pippi als Vorbild? Buchli nickt. Viele entscheidende Momente im Leben hätten mit Mut zu tun, und dieser sei bei der Kinderbuch-Figur fast schon ein Lebensprinzip. «Sie ist eine Anreisserin und Umbauerin, furchtlos, egal in welcher Position.» Doch Pippi sei nicht nur wild und laut, sie sei auch fröhlich, kontaktfreudig, gastfreundlich. Eigenschaften, die Buchli mit Blick auf ihre Keynote am Assistants’ Day im Assistenzbereich für zentral hält; Menschen, die nicht bloss abarbeiten, sondern mitdenken.

Vom Wert der Unbequemen 

«Natürlich», ergänzt sie, «bringt Pippi auch das Unbequeme mit.» Sie mache sich die Welt, wie sie ihr gefällt, und das sei nicht immer einfach. Wer sich diese Freiheit bewahrt, Entscheidungen eigenständig zu treffen und das Leben aktiv zu gestalten, geniesse ein grosses Privileg. «Aber das kann auch anstrengend sein», sagt sie. Pippi schwimme gern gegen den Strom, sei keine Mitläuferin – und genau das könne herausfordernd sein. 

Buchli selbst schätze Menschen, die ähnlich furchtlos sind wie sie: «Ich habe immer gern mit Menschen zusammengearbeitet, die mitdenken, widersprechen und Entscheidungen hinterfragen.» Etwa so, wie es ihr früherer Assistent bei Ringier beispielsweise getan habe. 

«Er hat mich oft gespiegelt. Still, klug und mit dem Blick fürs Ganze.» Sie habe ihn immer wieder ermutigt, unbequem zu sein. Nicht um des Widerspruchs willen, sondern um Strukturen, Prozesse und Inhalte zu prüfen und zu hinterfragen. «Gerade, weil er mehr Ruhe hatte und weil er das Publikum im Blick behielt.» Das sei sehr wertvoll gewesen. Für Buchli ist das eine Schlüsselfähigkeit in der Assistenz: «In dieser Rolle darf, soll und muss man mitdenken.» 

Was sie weiter an ihrem Assistenten geschätzt habe, sei seine grosse Selbständigkeit und das proaktive Denken. «Dieses Vermögen, ein Problem zu erkennen, bevor es überhaupt entstanden ist.» Für Buchli ist das der Inbegriff von Dienstleistungsdenken. Geht nicht, gibt es nicht.» Man finde immer einen Weg, etwas möglich zu machen. Diese Haltung sei entscheidend. 

Haltung zeigen 

Überhaupt, sagt Steffi Buchli, gehe es um Haltung – jetzt mehr denn je. Haltung zeigen, bewahren und leben. Gerade in einer Welt, in der jede Position potenziell polarisiert, ist Haltung für sie eine Superkraft. «Sie gibt einem einen inneren Kompass.» Gemeint sei nicht primär die politische Haltung, sondern auch eine gesellschaftliche, eine persönliche. «Was ist für mich richtig, was falsch. Was ist akzeptabel, was nicht.» Solche Fragen beantworteten sich nicht einmal und für immer. Haltung könne sich verändern. «Meine ist heute nicht mehr dieselbe wie vor zwanzig Jahren.» Aber sie biete Orientierung, quasi ein Koordinatensystem. Menschen, bei denen unklar sei, woran man ist, verunsicherten sie. Wer heute dies und morgen das erzähle, irritiere sie und sei für sie im Geschäftsleben schwer einzuordnen: «Ich möchte wissen, wofür jemand steht.»  

Mut und Haltung zeigen – wer das tut, stellt oft auch bestehende Strukturen infrage. So ist es im Gespräch nur ein kleiner Schritt zum Thema Frauen in der Unternehmenswelt. «Empowerment ist nach wie vor nötig», sagt Steffi Buchli. Nicht weil es Frauen an Talent fehle, sondern weil die Strukturen noch immer gegen sie arbeiten würden. Und weil Frauen, so ehrlich müsse man sein, oft keine besonders strategischen Netzwerkerinnen seien. «Rein weibliche Zirkel bringen uns selten weiter. Was es braucht, sind durchmischte Netzwerke; echte Allianzen, die Türen öffnen.»

Führungsverhalten 

Buchli beobachtet, dass sich viele Unternehmen mit ein paar sichtbaren Frauen in HR oder Marketing begnügen und dann meinen, das Thema Gleichstellung sei erledigt. Es gehe allerdings nicht darum, einfach eine Frau in der Geschäftsleitung zu haben, sondern Strukturen so zu verändern, dass sie Vielfalt auf allen Ebenen ermöglichen. Sie wünsche sich, dass Frauen in Führungspositionen offen seien für andere Frauen – und nicht die Einzige bleiben wollten. 

Wie aber verändert sich Führung, wenn man selbst an der Spitze steht? Steffi Buchli denkt kurz nach. «Mein grösstes Learning? Auf leise Menschen hören.» Die Managementwelt sei laut, schnell und extrovertiert. Wer sich in diesen Disziplinen durchsetze, werde gehört. Doch oft seien es gerade die Introvertierten, die differenzierter denken, tiefer reflektieren und andere Perspektiven einbringen. «Diese Stimmen brauchen wir. Deshalb müssen wir Strukturen schaffen, in denen sie auch gehört werden.»  

Was rät sie Frauen, die sich zwischen Anpassung und Aufmüpfigkeit entscheiden müssen? Steffi Buchli lächelt. «Wenn wir den Kreis zu Pippi Langstrumpf schliessen wollen: Dann wäre mein Rat, dass wir uns ein Stück Pippi bewahren und das ewige Zögern ablegen.» Sie sehe so viele talentierte Frauen, die zweifeln, zögern und sich selbst nicht ganz trauen. «Und ja, ich kenne das auch. Auch ich zweifle. Aber ich glaube, wir dürfen ruhig mal ein bisschen überkorrigieren. Lieber einmal zu viel wagen, zu mutig sein, als sich ständig selbst zurücknehmen. Es ist fast nie zu viel.» 

Steffi Buchli

Steffi Buchli ist Medienfrau und Managerin und blickt auf 24 Jahre Erfahrung als Journalistin zurück. Bis eben war sie Chief Content Officer von Ringier Medien Schweiz. Als Mitglied der Geschäftsleitung war sie verantwortlich für die publizistischen Inhalte von rund zwanzig Titeln. 2020 stiess Buchli als Chefredaktorin Sport der Blick-Gruppe zu Ringier, zuvor baute sie als Programmleiterin den Pay-TV-Sender MySports auf. Bis 2017 arbeitete die Zürcherin als Moderatorin und Redaktorin bei SRF. 2016 wurde Steffi Buchli von einer Fachjury zur Sportjournalistin des Jahres gekürt. 2023 figurierte sie im nationalen Ranking der Chefredaktoren auf Rang drei. Steffi Buchli lebt mit ihrer Familie am Zürichsee.

Keynote: «Go langstrumpf yourself! – Warum den Mutigen die Welt gehört»


In ihrer Keynote erzählt Medienfrau Steffi Buchli von ihrer beruflichen Entwicklung von der lachenden Mitläuferin hin zur fordernden Leaderin. Sie erklärt, weshalb Pippi das beste Vorbild für Business-Menschen ist, wie man mit seinem Auftritt Wirkung erzielt und weshalb Haltung eine Superkraft ist.

  • Ort: Assistants' Day 2025, Kongresshaus Zürich, Kongresssaal
  • Zeit: Mittwoch, 10. September 2025
  • Tickets unter: assistantsday.ch
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Christine Bachmann ist die Chefredaktorin von Miss Moneypenny.

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