Size matters
Du oder du? Sie oder sie? Wie schreibt man das am besten? Oder heisst es am Besten? Die Gross- und Kleinschreibung verunsichert oft. Eine kleine Auffrischung der Grundregeln tut gut.
Eigentlich ist die Grossschreibung der Substantive eine Errungenschaft des Deutschen, und sie hat viele Vorteile. Sie ist eine Hilfe für das Verständnis des Textes, weil auf einen Blick ersichtlich wird, worum es geht. Problematisch wird es, wenn Unwichtiges grossgeschrieben werden muss.
Was schreibt man gross?
Als Grundregel gilt: Substantive (Nomen), Satzanfänge und Eigennamen werden mit grossem Anfangsbuchstaben geschrieben. Manchmal ist jedoch nicht ganz klar, was vorliegt. Zum Beispiel bei Verben, die wie Substantive gebraucht werden, nach: zum, beim, mit, im, am, vor, kein, ohne, der, die, das – also beim Überqueren der Strasse, zum Essen, ohne Jammern, das Warten. Ebenso schwierig machen es uns wie Nomen gebrauchte Adjektive nach: alles, wenig, etwas, allerlei, viel – also zum Beispiel alles Gute, wenig Erfreuliches, etwas Schönes, allerlei Lustiges, viel Neues. Ein weiteres Beispiel bilden so genannte Paarformeln: Jung und Alt, Gleich und Gleich.
Nach einem Doppelpunkt: Grossbuchstabe, wenn danach ein ganzer Satz folgt oder bei direkter Rede (Er fragte: «Was kosten die Rosen?» Sie schaute in den Kühlschrank: Alles glänzte und war frisch.
Gross schreibt man auch die Höflichkeitsform (Besten Dank für Ihre Bestellung vom …), Sprachbezeichnungen (auf Deutsch, in Englisch), Farbbezeichnungen, wenn sie substantiviert sind (die Ampel steht auf Rot), Tageszeiten nach den Adverbien heute, gestern, morgen – also gestern Nacht, heute Morgen, morgen Vormittag.
Als Substantive gebrauchte Adjektive und Partizipien werden in der Regel grossgeschrieben: das Gute, die Angesprochene, Altes und Neues; und Ähnliches, wir haben Folgendes geplant; der zuletzt Genannte (oder Zuletztgenannte), die zu spät Gekommenen (oder Zuspätgekommenen).
Die Grossschreibung gilt auch in festen Wortgruppen und in (nicht deklinierten) Paarformeln zur Bezeichnung von Personen: im Dunkeln tappen, im Trüben fischen, auf dem Laufenden sein, zum Besten geben, ein Programm für Jung und Alt.
Was schreibt man klein?
Als Grundregel gilt: Mit Ausnahme der Substantive, des Satzanfangs und der Namen werden alle Wörter kleingeschrieben. Zum Beispiel die vertraute Anrede: du, dein, ihr, euer, euch. (Ausnahme: In Briefen dürfen diese Pronomen auch grossgeschrieben werden.)
Auch aus Nomen entstandene Wörter anderer Wortarten werden kleingeschrieben. Dabei kann es sich um folgende handeln:
- Adverbien: abends, morgens, sonntags, anfangs, rings, teils, mitten, willens, rechtens, kreuz und quer (aber: eines Abends, jenes Morgens, des letzten Sonntags etc.)
- bestimmte Adjektive (mit «sein» oder «werden» verbunden): z. B. «Mir ist angst» (aber: «Ich habe Angst»), «Du bist schuld daran»
- Präpositionen (Verhältniswörter): dank, kraft, laut, statt, trotz, seitens, angesichts, namens
- unbestimmte Pronomen (Fürwörter) und Zahlwörter: ein bisschen (= ein wenig), ein paar (= einige), aber: ein Paar (= zwei zusammengehörende) Schuhe
Adjektive und Partizipien mit Artikel werden kleingeschrieben, wenn sie einem vorangehenden oder folgenden Substantiv beigefügt sind: «Mir gefallen alle Krawatten sehr gut. Besonders mag ich die gestreiften und die gepunkteten» (= die gestreiften und gepunkteten Krawatten). «Sie war die aufmerksamste und klügste unter allen Zuhörerinnen» oder «Das blaue ist mein Auto».
So kanns danebengehen
Die Verwechslung von Gross- und Kleinschreibung kann zu unguten Verwechslungen führen. Lassen Sie sich diese Beispiele auf der Zunge zergehen:
- Die Spinnen. Oder: Die spinnen.
- Er hat liebe Genossen! Oder: Er hat Liebe genossen!
- Wäre er doch nur Dichter! Oder: Wäre er doch nur dichter!
- Die nackte Sucht zu quälen. Oder: Die Nackte sucht zu quälen.
- Der gefangene Floh. Oder: Der Gefangene floh.
Superlative mit «am», nach denen man mit «wie?» fragen kann, schreibt man klein (in diesen Fällen ist «am» nicht zu «an dem» auflösbar): «Diese Regel ist am leichtesten zu lernen», «Etwas zu essen brauchen wir am nötigsten». Aber: «Es fehlt uns am (= an dem) Nötigsten.»
In festen adverbialen Wendungen aus «aufs» oder «auf das» und Superlativ, die sich mit «wie?» erfragen lassen, kann das Adjektiv gross- oder kleingeschrieben werden: «Er erschrak aufs Äusserste oder aufs äusserste.» «Wir werden uns aufs Königlichste oder aufs königlichste amüsieren.»
Possessivpronomen (besitzanzeigende Fürwörter) in Verbindung mit dem bestimmten Artikel können auch grossgeschrieben werden: «Wir haben das unsere oder Unsere zur Finanzierung des Projekts geleistet.»