Schluss mit der Extra-Meile?
Das Konzept der stillen Kündigung, dem sogenannten Quiet Quitting, hat in den letzten Jahren immer mehr Präsenz gewonnen. Vor allem in Assistenzberufen kann ein derartiges Verhalten sehr gravierende Auswirkungen für Unternehmen haben, allerdings können Assistenzen auch die Personen sein, die rechtzeitig einschreiten können.

Foto: iStock
Wenn Mitarbeitende zwar ihren Arbeitspflichten nachkommen, vom Arbeitsplatz aber mental und emotional Abstand nehmen, spricht man von einer stillen Kündigung. Sie nehmen dann in der Regel nicht aktiv am Arbeitsgeschehen teil, zeigen keine oder kaum Initiative und erfüllen nur das Mindestmass an Anforderungen.
Anders als bei einer tatsächlichen Kündigung bleiben Mitarbeitende beim Quiet Quitting im Unternehmen, ziehen sich jedoch innerlich zurück. Langfristig beeinträchtigt das sowohl die Teamdynamik, aber auch die Qualität der Leistung und schlussendlich sogar die Unternehmenskultur.
Warum kündigen Mitarbeitende in Assistenzberufen still?
Für Assistenzberufe gibt es einige Faktoren, die eine stille Kündigung wahrscheinlicher machen könnten. Die häufigsten Ursachen können Folgende sein:
- Assistenzkräfte arbeiten oft im Hintergrund, wodurch ihre Leistungen weniger wahrgenommen und vielleicht auch weniger gewürdigt werden. Eventuell haben sie dadurch das Gefühl, nur als Erfüller von Aufgaben zu fungieren und keinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen zu haben.
- Das Engagement kann sich vor allem langfristig mindern, wenn Assistenzen Routinearbeiten ohne Entwicklungsperspektiven nachgehen müssen. Generell kann ein Mangel an Abwechslung zu Unterforderung oder Frustration führen.
- Als Assistenzkraft erhält man oftmals ein hohes Mass an Verantwortung übertragen, aber mitunter werden nicht gleichermassen Entscheidungsbefugnisse eingeräumt. Das kann zu einem Ungleichgewicht führen, sodass man sich demotiviert oder überfordert fühlen kann.
- Wenn die Arbeitsbedingungen ungünstig sind, also zum Beispiel keine Flexibilität in der Arbeitszeit geboten wird, wirkt sich das ebenfalls negativ aus. Man hat womöglich das Gefühl, nicht gut genug vom Unternehmen unterstützt zu werden.
- Wenn man als Assistenz zu wenig konstruktive Kritik oder generell Feedback erhält oder Transparenz in der Führungsriege nicht ernst genommen wird, kann es ebenfalls eine Belastung sein.
Wenn einer oder mehrere Punkte eintreten, kann das zu einer immensen Unzufriedenheit führen. Mitarbeitende überlegen sich – auch in Assistenzberufen – ihren Job zu wechseln. Sie verbleiben erst mal im Unternehmen, verabschieden sich aber innerlich bereits. Die Perspektiven für einen Jobwechsel sind zudem in der Schweiz sehr gut. Im Jahr 2023 haben der Schweizerischen Eidgenossenschaft zufolge nur 2,8 Prozent der in der Schweiz lebenden Personen Sozialhilfe bezogen – das ist Tiefstand seit 2005.
Was tun gegen Quiet Quitting?
Unternehmen können das Risiko einer stillen Kündigung in Assistenzberufen minimieren, wenn sie sich auf einige wichtige Grundsätze berufen. Mitarbeitende sollten regelmässiges Feedback erhalten und ihre Leistung sollte gewürdigt werden. Das steigert die Motivation und auch die Leistung. Fort- und Weiterbildungen beziehungsweise generell Angebote zur persönlichen und beruflichen Entwicklung schaffen Perspektiven für Assistenzkräfte. Gerade Schulungen für Soft Skills, Digitalisierung und projektbezogene Details können eine weitere Form der Wertschätzung sein.
Generell sollten Unternehmen ausserdem darauf achten, dass sie in der Arbeitsgestaltung flexibel sind. Angebote für Homeoffice und flexible Arbeitszeiten gehören genauso dazu wie die Sicherstellung einer fairen Work-Life-Balance. Zu guter Letzt müssen die Kommunikation und Transparenz gestärkt und Aufgaben mit Entscheidungsspielraum delegiert werden. Generell sollten Assistenzkräfte von Unternehmen auch, wo möglich, in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
Wie geht man mit Mitarbeitenden um, die still kündigen?
Haben sich Mitarbeitende bereits innerlich zurückgezogen, ist es wichtig, dass Firmen sensibel, aber auch zielgerichtet reagieren. Unternehmen sollten auf Anzeichen achten wie sinkende Motivation, fehlende Initiative oder auch zunehmende Abwesenheit. Vor allem Assistenzkräfte haben gute Voraussetzungen, um Unmut in der Belegschaft zu bemerken und dieser, falls nötig und vom Vorgesetzten gewünscht, auf den Grund zu gehen.
Bei Gesprächen können beispielsweise die Ursachen für die Unzufriedenheit ergründet werden, man sollte dabei jedoch eine offene und nicht-wertende Kommunikation pflegen. Hilfreich ist mitunter das Erarbeiten einer Unterstützung in Form von Coaching oder Mentoring-Programmen und – durch die Führungskraft – das Aufzeigen der langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen. Auch die Integration der Mitarbeitenden in Teamprojekte kann helfen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln oder wieder zu stärken.