Mit Humor angespannte Situationen entschärfen
Manchmal gerät man – beruflich und privat – in Gesprächssituationen, in denen scheinbar nichts mehr geht. Dann ist Humor häufig ein probates Mittel, um die Spannung zu lösen und das Gespräch in neue Bahnen zu lenken.
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Lachen ist gesund: Diese Volksweisheit hat einen wahren Kern. Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Lachen kann Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken und Heilungsprozesse beschleunigen.
Doch Humor heilt nicht nur, er wirkt auch entkrampfend – zum Beispiel in Gesprächen und Situationen, in denen alles festgefahren scheint. Zum Beispiel, wenn der Lebenspartner sich überfordert fühlt oder wenn ein Kollege in einem Stimmungstief steckt. Dann kann eine humorvolle Aussage die Situation entschärfen und neue Perspektiven eröffnen. Humor schafft eine emotionale Distanz zu Problemen, lässt sie in einem helleren Licht erscheinen und löst die Zuversicht aus, die zum Bewältigen von Problemen nötig ist.
Doch Vorsicht! Falsch eingesetzt wirkt Humor destruktiv. Steht zum Beispiel die Beziehung zum Gegenüber auf wackeligen Füssen, wird ein Scherz schnell als Schadenfreude oder als mangelndes Mitgefühl empfunden. Doch stimmen die Voraussetzungen, dann ist Humor als Spannungslöser sehr wirkungsvoll. Deshalb seien hier einige Methoden vorgestellt, wie Sie mit ihm schwierige (Gesprächs-)Situationen meistern.
Methode 1: Das Welt- oder Selbstbild sanft karikieren
Eine Technik, die bei Freunden und Verwandten, oft intuitiv angewendet wird, ist das «liebevoll auf die Schippe nehmen». Ein Beispiel: Ein Ehemann jammert seit Tagen, er werde alt und gebrechlich. Seine Frau hört ihm geduldig zu, versucht ihn vom Gegenteil zu überzeugen und bemitleidet ihn – ohne Erfolg. Intuitiv greift sie deshalb irgendwann zur «Medizin Humor». Sie erwidert auf sein Jammern augenzwinkernd: «Ich habe mich schon für einen Kurs ‚Pflege von älteren Angehörigen‘ angemeldet. Außerdem sollten wir dir einen Rollstuhl besorgen…»
Die Frau steigt also in das Welt- und Selbstbild ihres Ehemanns ein und überzeichnet es. Dadurch wird ihm im Idealfall klar, dass sein Selbstmitleid überzogen ist, und er denkt über sein Verhalten nach.
Methode 2: Negatives umdeuten
Ist ein Glas halb leer oder halb voll? Das ist Ansichtssache! Denn wenn man eine – scheinbar – negative Situation aus einem anderen, positiveren Blickwinkel betrachtet, dann erscheint sie meist in einem helleren Licht. Dieses Umdeuten fällt in Krisensituationen aber oft schwer, denn dann stecken Menschen oft in einer Perspektive fest. Es braucht also einen Anstoss von aussen.
Ein Beispiel: Frau Müller, eine 45-jährige Bürokauffrau, lässt sich beraten. Denn sie ist seit einem Jahr arbeitslos und völlig frustriert. Sie wird zwar regelmässig zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, erhält aber nie eine Zusage. Die Atmosphäre in der Beratung wird immer düsterer, je länger Frau Müller erzählt und nebenbei klagt sie auch noch darüber, dass sie Single sei und gerne wieder einen Partner hätte. An diesem Punkt ergreift die Beraterin das Wort und fragt Frau Müller: «Führen Sie die meisten Vorstellungsgespräche mit Männern?» Diese bejaht dies erstaunt. Daraufhin schlägt die Beraterin vor: «Betrachten Sie die Bewerbungsgespräche doch als ‚Blind Dates‘. Nehmen Sie den Interviewer ebenfalls unter die Lupe: Trägt er einen Ehering? Hält er beim Sprechen Blickkontakt? Ist er ein sportlicher Typ?»
Dieses Umdeuten hat zumindest die Beratungssituation aufgelockert. Vielleicht hat es aber auch eine nachhaltigere Wirkung und vielleicht denkt Frau Müller im nächsten Bewerbungsgespräch an das Stichwort «Partnersuche» und geht entspannter ins Gespräch. Dadurch verbessert sich ihre Ausstrahlung und ihre Chance auf eine Jobzusage steigt.
Methode 3: Das Problem verschlimmern
Ein weiteres Mittel, um festgefahrene Sichtweisen zu lösen, sind paradoxe Fragen und Aussagen. Also statt zu fragen «Wie lösen wir das Problem?» kann man beispielsweise überlegen: Wie verschärfen wir das Problem? Das löst beim Gegenüber oft eine problemlösende Gegenreaktion aus. Eine Erfahrung, die auch Eltern oft sammeln: Bitten sie ihre Kinder, mit dem Schreien aufzuhören, bewirkt dies oft nichts. Fordern sie ihre Kinder hingegen auf, noch lauter zu schreien, herrscht bald Ruhe.
Fragen Sie Ihre schwarz-sehenden Gesprächspartner also zum Beispiel: «Wie erreichen Sie es todsicher, dass Ihr Chef Sie entlässt?»
Humor nur selektiv und gezielt einsetzen
All diese Methoden, um einer Person eine neue Sichtweise zu eröffnen, haben eins gemein: Es ist enorm wichtig, ein Gespür dafür zu haben, wann sie genutzt werden können. Denn humorvoll gemeinte Aussagen können auch verletzend wirken. Prüfen Sie deshalb, bevor Sie in heiklen (Gesprächs-)Situationen auf die Medizin Humor setzen, genau:
- Wie tragfähig ist die Beziehung zu meinem Gegenüber?
- In welcher mentalen Verfassung ist diese Person? Und:
- Was verrät mir die Körpersprache?
Ist er oder sie beispielsweise kurz vorm Platzen, dann verzichten Sie auf Humor. Setzen Sie Humor generell nur ein, wenn Sie sicher sind: Dies ist der Situation und Beziehung angemessen. Denn Humor ist kein einfach zu handhabendes Interventionsinstrument. Doch manchmal – und mit der erforderlichen Übung – ein sehr wirkungsvolles.
Dieser Text wurde zur Verfügung gestellt von Die PRofilBerater GmbH.