Manche mögen's heiss
Die einen gehen an einem Teamevent am liebsten gemütlich etwas essen. Bei anderen muss etwas laufen: das Team über glühende Kohlen etwa. Vor allem, wer etwas bewegen oder verändern will, tun gut daran, sich mit seinen Grenzen auseinanderzusetzen. Zum Beispiel beim Feuerlauf.
Ein Teamevent mit Feuerlauf? Wer das hört, hat schnell das geflügelte Wort «gemeinsam durchs Feuer gehen» auf den Lippen. Und so sehr das auch eine viel bemühte Floskel sein mag: In Teams geht es nun einmal darum, sich gegenseitig auf den anderen verlassen zu können und ein Stück weit die Last des anderen mitzutragen. Das ist nicht in jeder Konstellation gegeben: «Manchmal sind Teams zerstritten, die Teamkultur funktioniert nicht oder Einzelne sorgen für Ärger», weiss Georgios Antoniadis. Der Feuerlauftrainer organisiert bereits seit fünf Jahren Feuerlaufevents für Firmen und Privatpersonen. Für ihn geht es dabei darum, den Menschen zu zeigen, dass ihre Ängste fast immer unbegründet sind und sich überwinden lassen. «Feuerlauf ist auch ideal im Change Management, wenn zum Beispiel eine neue Führungscrew kommt oder eine neue Strategie umgesetzt werden soll», findet Antoniadis. «Beim gemeinsamen Feuerlauf brechen Hierarchien auf, weil man merkt, dass auch der Chef, der im Alltag immer Stärke zeigt, Ängste mit sich herumträgt.»
Scherben zur Vorbereitung
Die Methode eigne sich aber auch zur Bereinigung von schwierigen Situationen: «Ein Team war latent zerstritten. Das ging so weit, dass keiner mehr für den anderen einspringen wollte, wenn mal einer krank war. Nach dem Feuerlauf sind dann die Unruhestifter relativ schnell aus dem Unternehmen ausgeschieden und als der personelle Engpass überwunden war, lief endlich wieder alles in geordneten Bahnen», erinnert sich Antoniadis.
Im Fall von Natascha Villigers Firma ging es darum, ein Team näher zusammenzubringen: «Wir arbeiten in unserem Call-Center auf zwei Etagen und es gab nicht so viel Austausch zwischen den beiden Ebenen», erinnert sich Villiger. Die Assistentin des Geschäftsführers beim Schadensservice für Motorfahrzeuge der Axa Winterthur schlug ihrem Chef darum vor, mit dem Team über Glut zu laufen. Dieser war sofort Feuer und Flamme. Leider sprang der Funke nicht bei allen im Team so schnell über: «In jedem Umfeld gibt es Mitarbeiter, die nicht mit zum Teamevent kommen und Privates streng von Geschäftlichem trennen», so die Assistentin. Von den rund 40 Mitarbeitenden hätten letztlich 25 teilgenommen.
Auch Georgios Antoniadis erlebt bei Teamevents immer mal wieder Teilnehmer, die nur so halb freiwillig mitgekommen sind. Am Ende seien aber noch immer alle über die Glut gelaufen – auch jene, die am Anfang hartnäckig Nein gesagt haben.
Das liegt wohl auch daran, dass es bei der Vorbereitung schon zur Sache geht: Dort lässt Antoniadis die Teams Eisenstangen verbiegen, über Glasscherben laufen oder Holzbretter mit der Hand zerschlagen. «Das dient der mentalen Vorbereitung, so merken die Teilnehmer, dass alles möglich ist, auch wenn sie vorher nicht daran glauben.»
Nach dem mentalen Training, das auch aus Erfolgsgeschichten anderer Teams besteht, bauen die Teilnehmer gemeinsam den Holzstoss auf und zünden ihn an. Es braucht zwei bis drei Stunden, bis das Feuer so weit abgebrannt ist, dass nur noch die Glut zurückbleibt. Während dieser Zeit gibt es Znacht. Der Anlass dauert in der Regel den ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein. Über die Glut wird erst im Dunkeln gelaufen.
Lachen und weinen
Neben Firmenanlässen gibt es auch öffentliche Veranstaltungen für Privatpersonen. Der Fokus sei dann ein anderer, so Antoniadis: «Beim Teamevent geht es mehr darum, erlebbar zu machen, dass die Grenzen im Kopf sind, aber auch darum, Spass zu haben. Privatpersonen hingegen kommen oft mit konkreten persönlichen Themen, die sie lösen wollen.» Oft sei das Erlebnis mit extremen Emotionen wie Weinen oder Lachanfällen verbunden.
Auch Natascha Villiger findet zwei Jahre nach ihrem Feuerlauf emotionale Wort für das Erlebnis: «Es war ein Hammer-Erlebnis, einfach unvergleichlich. Es sind so viele Lasten von mir gefallen und wenn ich jetzt darüber spreche, geht es mir auch gleich wieder viel besser», freut sich Villiger hörbar. Vor dem Lauf hätten alle noch ihre persönlichen Lasten auf einem Zettel notiert und dem Feuer übergeben. Dabei seien auch Tränen geflossen: «Natürlich ist es nicht so angenehm, vor Arbeitskollegen zu weinen. Aber das hat in diesem Moment keine Rolle gespielt, ich war so sehr auf mich konzentriert.»
Und was hat das heisse Abenteuer letztlich gebracht? «Es hat mehr Zusammenhalt gegeben und wir haben auch mehr und andere Gespräche miteinander geführt als zuvor», sagt Villiger. Heute erinnere noch ein Fotobuch in der Cafeteria an den Event. «Es ist immer wieder schön, das durchzublättern.»
Die Fakten
Teamgrösse: 10 bis 300 Personen können an einem Feuerlaufevent teilnehmen. Je nachdem kümmern sich mehrere Betreuer um die Teams.
Anforderungen: Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, ausser Durchhaltevermögen für sieben bis acht Stunden Seminar. Man sollte auch körperlich in der Lage sein, sich im schnellen Schritt oder im Laufschritt fortbewegen zu können.
Preis: je nach Gruppengrösse für Teams ab CHF 2400.–
Info und Buchung: feuerlauf-schweiz.ch, Tel: 079 302 62 62
Der Durchführungsort kann auf die Bedürfnisse des Teams angepasst werden.