Leadership

Typisch Mann, typisch Frau?

Miss Moneypenny Recruiting-Expertin Ute Barnickel äussert sich zur Rolle der Frau in Führungspositionen sowie zu den Unterschieden wie Gemeinsamkeiten männlicher und weiblicher Führung.

Leadership ist eine der wichtigsten Fähigkeiten in unserer heutigen Arbeitswelt, die von ständigem Wandel, Unsicherheit und Komplexität geprägt ist. Obwohl viele Fortschritte erzielt wurden und der Wert der geschlechtsspezifischen Vielfalt allgemein anerkannt ist, bleibt die Geschlechterungleichheit in Führungsrollen eine Realität.

Dabei haben Frauen viel zu bieten, wenn es um Leadership geht, denn sie verfügen über Stärken, Werte und Prinzipien, die sie von Männern unterscheiden, diese aber auch ergänzen können. Ohne die gängigen Klischees bedienen zu wollen, ist doch anzuerkennen, dass es Unterschiede im Führungsverhalten von Männern und Frauen gibt. 

Unterschiedliche Führung: Mann versus Frau?

Die Diskussion über typisch weibliche und männliche Führungsprinzipien ist ein komplexes Thema. Das Geschlecht ist sicher nicht per se mit einem bestimmten Führungsstil verknüpft – es gibt erhebliche Variationen. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Muster beobachtet werden, die in traditionellen Geschlechterrollen verwurzelt sind. Was also gilt denn als typisch Mann und typisch Frau?

Als typisch männliche Führungsprinzipien werden oft als durchsetzungsstark, entscheidungsorientiert und hierarchisch betrachtet. Männer neigen dazu, sich auf klare Strukturen und klare Zielsetzungen zu konzentrieren. Die Führungsstile können direkter sein, und Entscheidungen werden oft schneller getroffen. Es wird angenommen, dass Männer eher auf Ergebnisse und Effizienz fokussiert sind und eine stärkere Neigung haben, autoritäre oder leistungsorientierte Ansätze zu verfolgen.

Typisch weibliche Führungsprinzipien werden oft als sozial orientiert, kooperativ und empathisch beschrieben. Frauen neigen dazu, eine stärkere Betonung auf Teamarbeit und Beziehungsmanagement zu legen. Kommunikation wird als Schlüsselelement betrachtet, um eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen. Frauen zeigen häufiger Verständnis, Einfühlungsvermögen und Konfliktlösungsfähigkeiten in ihrer Führungspraxis. Der Fokus liegt oft auf der Förderung einer kooperativen Kultur, in der Mitarbeiter motiviert und unterstützt werden. Geschlechtsstereotype beeinflussen, wie Männer und Frauen mit Stress umgehen. Einige Studien legen nahe, dass Männer dazu neigen könnten, in stressigen Situationen belastbarer oder risikobereiter zu sein, während Frauen eher auf kooperative Lösungen setzen.

Vorurteile und Lösungen

Zusätzlich zu Vorurteilen lassen sich Hindernisse aufzeigen, warum es nach wie vor schwieriger ist, als Frau eine Führungsposition einzunehmen. Die unsichtbare Barriere und sogenannte «Glasdecke» stellt nach wie vor eine Hürde dar, der meist stereotype Vorstellungen über Frauen und Männer zugrunde liegen. Ebenso beeinflusst das Thema der traditionellen Rollenverteilung, verbunden mit der Erwartung, dass Frauen eine grössere Verantwortung für die Familie tragen, die Karrierechancen von Frauen – und zwar völlig unabhängig davon, ob es sich um eine Manager- oder eine Assistenzposition handelt.

Ebenso können «unconscious bias» – also unbewusste Vorurteile gegenüber Frauen bei Entscheidungsprozessen – eine Rolle spielen. Das kann dazu führen, dass Frauen weniger wahrscheinlich für Führungspositionen ausgewählt werden, allerdings zeigt sich eine zunehmend positive Veränderung durch Mentoring und gezielte Vorgaben bei Executive Search Mandaten, die die Förderung von Frauen vorantreiben. 

Um dieser Entwicklung weiterhin positiven Schub zu verleihen, müssen ganz gezielt Programme zur Identifikation und Entwicklung weiblicher Führungskräfte in Verbindung mit flexiblen Arbeitsbedingungen gefördert werden. Zudem bin ich der Meinung, dass die Bewusstseinsschaffung bereits in viel früherem Stadium beginnen sollte. Gängige Klischees in Kinderbüchern und Kindermedien gibt es nämlich nach wie vor: Schauen wir auf die Pixi-Bücherreihe «Was will ich mal werden», wo sich typischerweise bei den Jungen Berufe wie Pilot oder Fussballprofi finden, während bei den Mädchen die Darstellung als Krankenschwester oder Tierpflegerin dominiert. 

In den vergangenen Jahren hat sich die Frage nach der Präsenz von Frauen in Führungspositionen zu einem zentralen Anliegen entwickelt. Die meisten von uns werden wohl zustimmen, dass Männer und Frauen gleichermassen qualifiziert sind, um Unternehmen zu leiten, und sie und vertreten darüber hinaus die Auffassung, dass es wichtig ist, Männern und Frauen gleiche Chancen für ihre berufliche Weiterentwicklung einzuräumen.

Fazit

Es muss darum gehen, die Vielfalt der Führungsstile zu erkennen und zu schätzen sowie anzuerkennen, dass Führungsqualitäten unabhängig von Geschlecht entwickelt werden können. In der sich stetig wandelnden Arbeitswelt ist es entscheidend, die schematischen Vorstellungen über männliche und weibliche Führung zu überwinden. Unternehmen werden von einer vielfältigen Führung, die eine breite Palette von Fähigkeiten und Perspektiven integriert, unabhängig vom Geschlecht, profitieren. 
 

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Ute Barnickel ist als Beraterin bei DA Unternehmens­beratung in Personalfragen, Zürich, im ­Bereich ­Segment ­Executive ­Assistants/Office ­Management ­tätig.

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