Ihre Mission: mehr Diversität
Evelyne Bucher setzt sich nicht nur für Diversität am Arbeitsplatz ein, sie lebt Diversität auch in ihrer täglichen Arbeit. Denn dank Digitalisierung ist ihr Portfolio so vielfältig wie die Menschen bei ihrem Arbeitgeber, dem Aufzüge- und Rolltreppenhersteller Schindler.
Mit wild klopfendem Herzen und einem 23-Kilo-Koffer in jeder Hand fährt Evelyne Bucher eine Rolltreppe hoch. Im Hosensack hat sie nur ein Oneway-Ticket und 500 Dollar. Wo sie ist: am Flughafen Zürich. Wo sie hin will: nach New York City. Sie hat noch nicht die leiseste Ahnung, dass New York nur ein Zwischenstopp sein und sie stattdessen ein ganzes Jahr in San Francisco leben wird. Genauer gesagt: im Castro District von San Francisco, dem Hotspot für die LGBTI-Kultur weltweit. Sie hat noch keinen Schimmer, dass sie bald über regenbogenfarbene Fussgängerstreifen spaziert und mit Drag Queens ein Schwätzchen hält – sie, das Mädchen vom Land, das auf einem Bauernhof im luzernischen Seetal zwischen Hühnern und Hasen aufgewachsen ist. Nein, davon weiss sie jetzt noch nichts. Jetzt sitzt sie im Flugzeug, einen Kloss im Hals, und fragt sich: «Was zum Teufel mache ich hier?»
«Dieser Moment im Flieger war der blanke Horror», lacht Evelyne Bucher, die heute als Assistentin für den CFO der Schindler Aufzüge AG arbeitet, einer Tochter des Schindler-Konzerns, wo weltweit 65 000 Menschen beschäftigt sind. Heute, in Ebikon bei Luzern, ist die 34-Jährige am Ziel ihrer Reise angekommen. Sie ist zurück in ihrer alten Heimat und hat ihren Traumarbeitgeber gefunden. Auch wenn es scheint, als hätte sie sich einmal im Kreis gedreht: Rückblickend gesehen hat alles genau so kommen müssen. Denn dieses Jahr über dem grossen Teich im Herzen der LGBTI-Community hat sie offener und toleranter gemacht, sagt Evelyne. Und sie für die Arbeit bei Schindler mit seiner grossen Vielfalt geradezu prädestiniert.
Persönlich
Das wollte ich als Kind werden
Müllmann. Die dürfen auf dem LKW stehen und arbeiten nur dienstags.
Das hat mich geprägt
Das einfache Landleben während meiner Kindheit.
Da muss ich lachen
Über Kuriositäten des Alltags mit Kind.
Darüber ärgere ich mich
Rücksichtslosigkeit und Food Waste.
Dafür habe ich einmal viel Mut gebraucht
Abenteuer USA ohne Rückflugticket und die Entscheidung fürs Single-Parent-Modell.
Das möchte ich gerne lernen
Akustikgitarre spielen.
Diese Person würde ich gerne kennenlernen
Tina Turner.
Die Bodenständige
Es ist Oktober 2010, als Evelyne in ihrer Rolle als Privatkundenberaterin ein letztes Mal bei der UBS in Zürich ausstempelt und abhebt in Richtung USA, wo sie Englisch lernen will. Vor dem Bankjob hat sie eine KV-Lehre bei der Post gemacht. Der Vater ist Lastwagenchauffeur, die Mutter Selbstversorgerin auf einem kleinen Bauernhof und Evelyne, das jüngste von vier Kindern, macht Karriere. Aber bald hat sie das Gefühl, dass es nicht mehr passt. Sie findet, dass sie sich in der Finanzbranche zu sehr von ihrer Auffassung von Bodenständigkeit entfernt hat. Sie kündigt und macht sich auf ihre abenteuerliche Reise nach Amerika.
Ich wollte in eine Branche, die in meine Weltanschauung passt.
«Als ich aus den Staaten zurückkehrte, wollte ich in die Maschinenbauindustrie, in eine Branche, die zu meiner Weltanschauung passte», sagt Evelyne. Also heuert sie bei Mettler-Toledo im zürcherischen Greifensee an. «Ich war sehr glücklich dort. Aber wie es so ist im Leben: die liebe Liebe», seufzt sie. Sie lernte einen Mann kennen, der im Kanton Luzern lebte. Sie kündigt ihre Stelle und zieht zurück in die Heimat.
«Da war für mich klar: Mein nächster Arbeitgeber musste Schindler sein. Ich habe keine andere Firma in Betracht gezogen und habe geduldig gewartet, bis eine Stelle ausgeschrieben war», erzählt Evelyne. Sie bewirbt sich mit Erfolg: «Innerhalb von zwei Wochen hatte ich den Job.»
Das Multitalent
Evelyne kann ihr Aufgabengebiet selbst gestalten, das schon bald zu grossen Teilen aus Sachbearbeitungs- und Projektaufgaben besteht. In den nächsten Jahren verändern sich ihre Aufgaben weiter. «Die Digitalisierung hat mir sehr geholfen, da sie viele klassische Assistenztätigkeiten vereinfacht», sagt sie.
Die so frei gewordene Kapazität nutzt -Evelyne für weitere Aufgaben – sie ist nicht der Typ, der Däumchen dreht, auch wenn die mittlerweile alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter alle Hände voll zu tun hat. Zusätzlich zu ihrer Assistenztätigkeit wird sie im Sales tätig, wo sie Serviceverträge verkauft, und sie übernimmt ein Projekt im Strategischen Einkauf. Lassen sich all die Aufgaben überhaupt noch voneinander abgrenzen?
«Nein», lacht Evelyne. «Wenn der Kunde am Dienstag anruft, kann ich ihm nicht sagen, dass ich erst am Donnerstag wieder im Verkauf arbeite. Und der Chef hat auch immer Priorität. Aber ich mag diese Abwechslung und Dynamik sehr.» Und als Schindler Aufzüge AG die Swiss Diversity Initiative startet, um das Thema Inclusion & Diversity konzernweit anzugehen, engagiert sich Evelyne auch dort – zumal sie in den USA ein paar Jahre zuvor das Mindset dafür mitbekommen hat.
Der Diversity-Champion
«Vielfalt ist ein zentrales Element für unternehmerischen Erfolg», findet Evelyne. Aber es geht ihr nicht nur um den betriebswirtschaftlichen Aspekt, sondern ihr ist vor allem das Zwischenmenschliche wichtig: «Während meiner Zeit in Kalifornien lebte ich bei einem lesbischen Ehepaar, Lisa und Caroline. Tagsüber passte ich auf ihre Zwillinge auf und verdiente mir so Kost und Logis, während ich abends Vorlesungen an der Berkeley University besuchte.» In Kalifornien besteht Evelynes ganzes privates Umfeld praktisch nur aus Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender sind. Sie erfährt grosse Toleranz innerhalb der Community: «Ich habe selten einen so respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander erlebt wie dort.»
Heute gibt sie bei Schindler diese Toleranz weiter. «Seit Kalifornien bin ich mit meinen Mitmenschen sehr wertfrei unterwegs.» Sie ist auch stolz darauf, dass die Schindler Aufzüge AG 2019 das Swiss LGBTI-Label erhielt, eine Auszeichnung für Unternehmen, die eine Kultur der Offenheit, Inklusion und Wertschätzung leben. «Es ist schön, in einer Firma zu arbeiten, wo alle willkommen sind. Ich bin sehr gerne hier. Wenn es nach mir ginge, würde ich bei Schindler pensioniert», lacht Evelyne.
Das einstige Mädchen vom Land scheint seinen Platz gefunden zu haben. Wer weiss, vielleicht muss man sich ja tatsächlich zuerst in die Ferne tragen lassen, bevor man dort ankommt, wo man hingehört – bei Evelyne Bucher ist es auf alle Fälle so.
Evelyne Bucher
Evelyne Bucher ist als jüngstes von vier Kindern auf einem Bauernhof im luzernischen Seetal aufgewachsen. Nach einer KV-Lehre bei der Post und verschiedenen Arbeitgebern wie UBS oder -Mettler-Toledo arbeitet sie heute als Assistentin des CFO der Schindler Aufzüge AG. Zusätzlich ist sie als Verkäuferin im Sales Service und im Strategischen Einkauf tätig und wird seit diesem Sommer auch im Schindler Talent Programm gefördert. Privat lebt sie zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter Emma und der Mopsdame Rosie.