Herbstblues und Workation
Die Tage werden kürzer und viele Mitarbeitenden sehnen sich nach dem sonnigen Wetter des Sommers zurück. Die ideale Lösung erscheint eine Workation zu sein; Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diesen Wunsch zu ermöglichen, ohne dabei rechtliche und organisatorische Stolpersteine zu übersehen.
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Der kalte Winter nähert sich mit grossen Schritten, und viele Mitarbeitende spielen mit dem Gedanken, dieser Jahreszeit zu entfliehen und eine längere Zeit in wärmeren Regionen oder in den Bergen zu verbringen. Eine Möglichkeit dafür bieten sogenannte Workations, bei denen Arbeit und Freizeit kombiniert werden können. Viele Unternehmen wollen als attraktive Arbeitgebende dem Wunsch ihrer Mitarbeitenden nachkommen und ihnen flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen, um in Zeiten des Fachkräftemangels keinen Talenteverlust zu riskieren. Ziel ist es, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu bieten, von (fast) überall auf der Welt zu arbeiten – sei es für ein paar Tage, mehrere Wochen oder sogar einige Monate im Jahr. Entsprechend werden HR-Verantwortliche und Vorgesetzte zunehmend mit solchen Anfragen konfrontiert.
Der primäre Zweck von Workations besteht darin, Entspannung und Freizeit mit der Arbeit zu verbinden und somit eine höhere Erholung zu erreichen. Mit einem Mix aus Arbeiten und Freizeit lässt sich der Aufenthalt an einem Wunschort verlängern, ohne Lohneinbussen hinnehmen zu müssen und (zu viele) Ferientage zu verbrauchen. Solch flexible Arbeitszeitmodelle wirken sich nicht nur positiv auf die Work-Life-Balance aus, sondern sind auch bei der Gewinnung neuer Talente ein entscheidender Vorteil.
Was spricht für eine Workation?
Vorteile
- Mehr Zeit für Familie, Freizeit und Erholung
- Höhere Work-Life-Balance
- Möglichkeit, die Überzeit abzubauen
- Weniger/kein Verbrauch von zusätzlichen Ferientagen
- Keine Lohneinbussen
- Attraktiver Arbeitgeber
- Zufriedene Mitarbeitende und höhere Produktivität
Nachteile
- Gefahr, von der Arbeit abgelenkt zu werden
- Ein zu gedrängter Tag kann zu Müdigkeit und Stresssituationen führen
- Schwierigkeiten, Arbeit von Freizeit zu trennen
- Mehrkosten für Infrastruktur, sichere Datenübertragung und Mobiltelefon
- Abklärungen bezüglich Compliance führen zu Mehrkosten
- Regelmässiger Austausch mit der oder dem Mitarbeitenden kann sich schwieriger als erwartet gestalten
Welche Fragen stellen sich?
Allerdings gibt es auch Herausforderungen bei Workations, die nicht unterschätzt werden dürfen und von Person zu Person unterschiedlich ausfallen können. Mitarbeitende, die sich schwer auf ihre Aufgaben konzentrieren können, laufen Gefahr, in einer attraktiven Urlaubsumgebung schnell abgelenkt zu werden. Zudem sollten individuelle Bedürfnisse beachtet und der Tagesablauf nicht zu stark verplant werden, um Stress und Ermüdung zu vermeiden – besonders wenn man versucht, gleichzeitig den Ansprüchen von Familie und Arbeitgeber gerecht zu werden. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ist daher unerlässlich.
Arbeitgebende hingegen möchten sicherstellen, dass die Mitarbeitenden während der Workation über einen sicheren und komfortablen Arbeitsplatz sowie eine stabile Internetverbindung verfügen und den Datenschutz einhalten. Dies kann mit zusätzlichen Kosten verbunden sein, die in der Regel nicht vom Arbeitgeber übernommen werden, es sei denn, es handelt sich um eine Team-Workation. Auch die Koordination und der Austausch können komplexer sein als gedacht (zum Beispiel aufgrund von Zeitverschiebungen oder des Konflikts zwischen Arbeitszeiten und Freizeit der Mitarbeitenden).
Was müssen Arbeitgebende beachten?
Bevor eine Workation gewährt wird, sollten die rechtlichen und organisatorischen Konsequenzen sorgfältig geprüft werden, insbesondere bei grenzüberschreitenden Einsatzorten ausserhalb der EU/EFTA-Länder oder längeren Aufenthalten. Folgende Fragen sollten geklärt werden:
- Welche Genehmigungen oder Visa sind erforderlich, um im Einsatzland arbeiten zu dürfen?
- Welche steuerlichen Auswirkungen hat eine Arbeitsplatzverlegung ins Ausland für das Unternehmen und die Mitarbeitenden? Besteht zum Beispiel ein Betriebsstättenrisiko?
- Welche Tätigkeiten dürfen die Mitarbeitenden im Einsatzland nicht ausüben?
- Welche Regelungen gelten für die Sozialversicherung bei Tätigkeiten in EU/EFTA-Staaten und Drittstaaten?
- Was ist in Bezug auf Kranken- und Versicherungsschutz abzuklären?
- Welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen ergeben sich für das Unternehmen und die Mitarbeitenden
- Welche Datenschutzvorschriften gelten im Einsatzland, und sind die Internetverbindungen ausreichend sicher?
- Welche Anforderungen stellen Sie als Arbeitgeber an Mitarbeitende, die aus einer Workation heraus arbeiten?
Fazit
Workations sind im Trend und werden auch künftig gefragt bleiben. Sie bieten zahlreiche Vorteile und sind ein attraktives Instrument zur Gewinnung und Bindung von Talenten. Arbeitgebende und Arbeitnehmende müssen sich jedoch der rechtlichen Rahmenbedingungen und möglicher Nachteile bewusst sein. Wenn diese beachtet werden und klare Regeln festgelegt sind, kann eine Workation für alle Beteiligten eine lohnende und positive Erfahrung sein.
Der komplette Beitrag von Gordana Muggler erschien im Miss Moneypenny-Schwestermagazin HR Today.