Globetrotterin von Beruf
Wenn sich in einem Unternehmen alles ums Reisen dreht, fliegen auch die Chefs oft aus. Für Sandra Studer, Geschäftsleitungsassistentin beim Reiseveranstalter Globetrotter, ist das die Zeit, in der sie sich vor allem um ihre zahlreichen Projekte kümmert. Denn ihre Stelle ist nicht gerade klassisch.
Kündigungsgrund Computer
Studer trat zu einer interessanten Zeit ins Unternehmen ein. Globetrotter, 1976 vom Weltenbummler Walo Kamm in Zürich gegründet, sah sich als Anlaufstelle für abenteuerlustige Individualreisende, welche die Welt auf eigene Faust erkunden wollten. In den Anfängen wurden fast ausschliesslich Flugtickets verkauft. Alles andere organisierten richtige Abenteurer schliesslich selbst vor Ort. Doch das Unternehmen wuchs, die Anforderungen stiegen und auch die Reisewelt wurde technologisiert. «Als hier 1989 die ersten Computer eingeführt wurden, gab es Kündigungen», erinnert sich Studer. «Einige sahen darin den Geist von Globetrotter verraten. Der Wandel zu einem stärker kommerzialisierten Unternehmen war schwer.»
Diese starke Identifikation mit dem Arbeitgeber beobachtet sie heute noch bei den inzwischen rund 260 Mitarbeitenden. «Das macht uns aus. Hier wird mit sehr viel Leidenschaft und Commitment gearbeitet.» Dass dies keine leeren Management-Floskeln sind, zeigt die Struktur von Globetrotter: flache Hierarchien – und damit auch wenig Aufstiegsmöglichkeiten –, eine geringe Fluktuation und ein Kader, bei dem mit zwei Ausnahmen alle im Durchschnitt schon seit über zwanzig Jahren dabei sind. Herzstück sind aber die Reiseberaterinnen und Reiseberater, viele von ihnen Quereinsteiger, die ihre Passion für das Reisen zum Beruf gemacht haben. Sie kennen die Destination, die sie verkaufen, wie ihre Westentasche. Dafür sind sie im Jahr drei Monate vor Ort unterwegs, allerdings nur fünf Wochen bezahlt. Das bei, wie in der Reisebranche üblich, nicht gerade hohen Löhnen. «Unsere Reiseberater nehmen viel auf sich, um ihre Leidenschaft leben zu können. Zudem benötigen sie ein grosses Wissen, nicht nur, was die Destination betrifft, sondern auch technisch für die komplexen Systeme in der Branche. Viele Aussenstehende haben eine zu romantische Vorstellung vom Beruf.»
Zur Person
Sandra Studer ist Reiseprofi durch und durch. Das KV absolvierte sie bei Kuoni, nach der Lehre war sie für den Tour Operator zwei Jahre lang in London tätig. Zurück in der Schweiz arbeitete sie bei Kuoni weiter, bevor sie zum Airline-Ticketbroker Take off wechselte. 1994 trat sie bei Globetrotter Travel Service ein. Das Unternehmen baute ein eigenes Ticketoffice auf, Studer übernahm mit ihrem Know-how bald die Leitung. Später durchlief sie mehrere Abteilungen bei Globetrotter, bis sie 2007 zur Assistentin des damaligen Globetrotter-CEO André Lüthi wurde. Er ist heute CEO der Globetrotter Group und Verwaltungsratspräsident von Globetrotter Travel Service. Seine Stelle bei Letzterem übernahm Dany Gehrig. Studer arbeitet als GL-Assistentin für beide und ist für PR und Medienarbeit zuständig.
Von Jubiläumsheft bis Helpline
Ausser Dienst
Das kostet mich Mut: Jemandem freundlich, aber ehrlich und direkt meine Meinung zu sagen und dabei die Antwort nicht zu scheuen.
Das würde ich gerne noch lernen: Ich wäre gerne Falknerin. Greifvögel üben eine unglaubliche Faszination auf mich aus und Falken finde ich besonders schön. Ich würde sehr gerne mit diesen Tieren arbeiten.
Diese Person würde ich gerne zu einem Nachtessen treffen: Vielleicht Machiavelli? Das wären spannende Diskussionen. Es würde mich sehr interessieren, was er zu Trump und Kim Jong-un sagen würde.
Das bringt mich zum Lachen: Vieles! Aber ich hatte schon immer einen guten Zugang zu britischem Humor.
Das macht mich nachdenklich: Ich habe das Gefühl, wir steuern auf ein amerikanisches System zu, bei dem immer sofort mit Anwalt oder Kassensturz gedroht wird. Die Eigenverantwortung und der gesunde Menschenverstand scheinen mir bedroht.