Business Travel
Geschäftsreise – aber sicher!
Terror, Krieg oder Naturkatastrophen beherrschen die Nachrichten – und beschäftigen auch Personalabteilungen in Unternehmen. Denn mit der Globalisierung sind auch Mitarbeiter häufiger unterwegs als früher, nicht selten sogar in Krisengebieten. Das bringt Risiken mit sich, auf die sich alle Beteiligten vorbereiten müssen.
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Entführungen, Terrorangriffe, Kriegsausbrüche oder Naturkatastrophen sind wohl die grössten Horror-Szenarien für Dienstreisende und die entsendenden Unternehmen. Aber alltäglich sind sie zum Glück nicht. Weit häufiger sind Mitarbeiter mit einfacher Alltagskriminalität oder chaotischem Strassenverkehr konfrontiert. «Autounfälle sind wirklich das höchste Risiko», sagt Aurore Chatard, Regional Security Manager bei International SOS verantwortlich für die Schweiz. Dafür muss nicht mal jemand anderes beteiligt sein. Wer nach einem langen Flug übermüdet in ein Auto steigt und den Weg nicht kennt, der kommt schnell von der Fahrbahn ab. Aber auch Diebstähle passieren jeden Tag und überall. «Da muss man gar nicht in Risikogebiete fahren, das gibt es auch in Frankreich oder in Deutschland», sagt Chatard.
Unvorhergesehene Risiken berücksichtigen
Und gerade die kleineren Risiken haben meist weder Unternehmen noch Mitarbeiter auf dem Schirm, wenn sie an Gefahren auf Dienstreisen denken. Dabei lauern die auch an auf den ersten Blick unverfänglichen Orten. So kann ein Streik aus einer Frankreich-Reise einen Abenteuertrip machen oder ein Mitarbeiter ganz unvorbereitet unter aufgebrachte Fussballfans geraten, weil er sich in der Nähe eines Stadions aufgehalten hat. In jedem Fall ist aber umsichtiges Handeln angesagt, wenn ein Mitarbeiter im Ausland auf Schwierigkeiten trifft. Und zwar nicht nur von ihm selbst, sondern auch vom Unternehmen. Eine Personalabteilung, die im Ernstfall nicht erreichbar ist, ist im Fall der Fälle jedenfalls keine grosse Hilfe. Und ein Mitarbeiter, der in Panik verfällt auch nicht.
«Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahren und setzen damit nicht nur den Mitarbeiter unnötigen Risiken aus», warnt Chatard. Denn Arbeitgeber sind zur Fürsorge gegenüber ihren Beschäftigten verpflichtet. Sie müssen in ausreichendem Masse dafür Sorge tragen, dass der Mitarbeiter vor möglichen Gefahren, die im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit auftreten können, geschützt ist. Und diese Pflicht besteht besonders auf Geschäftsreisen. Kommen Unternehmen dieser nicht nach, kann das strafrechtliche Folgen haben.
Mitarbeiter nicht allein lassen
«Der Arbeitgeber muss im Zweifel beweisen können, dass er die entsprechenden Pflichten: Informationspflicht, Präventionspflicht, Kontrollpflicht/Pflicht der Überwachung, insbesondere der Einhaltung von Instruktionen und Sicherheitsbestimmungen sowohl die Interventionspflicht eingehalten hat », sagt Jeanne von Segesser, Marketing-Managerin bei International SOS. Die Organisation berät und schult Unternehmen und deren Mitarbeiter, die ihren Umgang mit Reiserisiken verbessern wollen. Und rät immer dazu, mit den Massnahmen schon weit vor der Reise anzufangen. «Wichtig ist immer, sich des Risikos bewusst zu sein und sich dann darauf vorzubereiten», sagt von Segesser. Und das nicht nur im Fall einer konkreten Reise, sondern am besten generell. Entscheidend sei zum Beispiel, dass ein Unternehmen immer genau weiss, wo die Mitarbeiter gerade reisen und immer in Kontakt mit ihnen stehen. «Da darf niemand im Stich gelassen werden», warnt Chatard. Sie empfiehlt, immer eine Kontaktperson festzulegen, die für die auswärtigen Mitarbeiter jederzeit erreichbar ist. «Das gibt viel Sicherheit», sagt sie.
Ebenfalls sinnvoll sei es, einige der häufigsten Situationen einfach mal durchzuspielen und zu schauen, wie die Reaktionskette funktioniert und was verbessert werden kann. «In unseren Schulungen machen wir dafür richtige Rollenspiele, da merkt man sofort, wenn niemand weiss, was zu tun ist», erzählt sie. Hat ein Unternehmen sich mit dem Thema beschäftigt und seine Reiserichtlinien und Krisenstrategien erarbeitet, hört die Fürsorgepflicht allerdings nicht auf. Denn die besten Strategien helfen nichts, wenn der Mitarbeiter vor Ort nicht weiss, an wen er sich wenden soll oder was er zu tun hat. «Das Unternehmen ist in der Pflicht, die Mitarbeiter über die Lage vor Ort und mögliche Risiken zu informieren», sagt von Segesser. Und wer ganz sicher gehen will, der sollte niemanden auf Reisen schicken, der nicht vorher eine Schulung durchlaufen hat. «Erst wenn ein Unternehmen Sicherheitsregelungen hat und diese konsequent an die Mitarbeiter vermittelt, ist es aus dem Schneider, wenn etwas passiert», sagt sie. Dies ist im Artikel 328 des Obligationsrechts (OR; SR 220) geregelt und entspricht den Ergebnissen einer Studie der International SOS zum Thema «Can you get sued in Switzerland?» (auf der Seite nach unten bis «Switzerland» scrollen).
Vorbereitung schützt
Wo es für die Unternehmen auch um rechtliche Fragen geht, geht es für die Mitarbeiter selbst dagegen vorrangig um ihren eigenen Schutz. Auch bei noch so guter Vorbereitung und Betreuung ist er im Ausland auf sich allein gestellt und sollte wissen, wie er sich in bestimmten Situationen am besten verhält. Dazu gehört auch, sich seines Profils bewusst zu sein. «Man ist kein Einheimischer, das fällt sofort auf», sagt Chatard. Allein deshalb ist in vielen alltäglichen Situationen schon Vorsicht angesagt. Ob es um den Umgang mit Geld und Wertsachen geht oder die Frage, welchen Menschen man vertraut – mit der richtigen Vorbereitung gelingt das besser als ohne. «Man sollte sich nicht nur über die allgemeine Lage, sondern auch über die Hot-Spots vor Ort informieren», rät Chatard. Nur dann kann man sich zum Beispiel von Fussballstadien fernhalten oder besonders gefährliche Bezirke meiden. «Wer sich nicht auskennt, ist ein leichtes Opfer», weiss die Expertin. Für Frauen sei die persönliche Sicherheit noch einmal entscheidender als für Männer. «In nicht wenigen Ländern sind Frauen noch öfter Ziel von Übergriffen. Wenn man sich dessen bewusst ist, und sich entsprechend vorbereitet und die Reise gut plant, kann man dieses Risiko jedoch deutlich reduzieren», sagt Chatard.
Generell habe aber sowohl bei den Reisenden selbst als auch bei den Unternehmen ein Umdenken eingesetzt. «Durch die allgemeine Sicherheitslage und spätestens mit den Terroranschlägen in Europa haben viele Unternehmen das Thema Sicherheit auf die Agenda geholt», sagt Chatard. Ganz unbedarft reise kaum noch jemand, die Mitarbeiter forderten Betreuung ein und viele Unternehmen hätten erkannt, dass sie Nachholbedarf haben. «Da tut sich was», sagt Chatard.
Tipps für Mitarbeiter:
Gegen Diebstahl:
- Kein Geld auf der Strasse wechseln
- Kein Geld offen zeigen
- Nicht alle Wertsachen in einer Tasche aufbewahren
- Pass und Kreditkarte unbedingt getrennt aufbewahren
- Eine Fake-Börse bereithalten und beim Überfall hergeben
Gegen Verkehrsunfälle:
- Nach einem anstrengenden Flug nicht selbst fahren in fremder Umgebung
- Öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis nutzen
- Meet & Greet – Angebot vom Unternehmen fordern
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