Frisch aus dem Kühlschrank
Es ist mittags kurz vor zwölf – der Magen knurrt, aber in der Firma gibt es weder eine Kantine noch war Zeit, zu Hause vorzukochen. Schon wieder Pommes-Chips anstelle eines vollwertigen Gerichts? Wir haben uns nach Alternativen zum Snack-Automaten umgehört.
Szenekoch Fabian Zbinden: «Wenn das Bauchgefühl stimmt, dann kommt es gut.»
Nicht jeder würde das Jobangebot eines waschechten Prinzen ausschlagen. Aber Fabian Zbinden ist nicht jeder. Fabian ist Koch. Aber nicht irgendein Koch. Fabian hat schon in ganz jungen Jahren in Robert de Niros Nobelrestaurants in Los Angeles und Miami seine Gerichte hingezaubert, unter anderem für Superstars wie Madonna oder David Beckham. Fabian beherrscht sein Handwerk, und wenn er in der Küche steht, dann ist er mit vollem Herzen dabei. «Die Liebe und das Essen sind die wichtigsten Dinge im Leben», sagt er. Doch als er vom Kronprinzen von Katar das Angebot erhält, in dessen Villa in Hollywood als Privatkoch zu arbeiten, entscheidet er, der Glitzerwelt der Schönen und Reichen den Rücken zu kehren. Fabian hört auf sein Bauchgefühl und das sagt ihm, es sei Zeit, ins heimische Bern zurückzukehren. Zu seinem Entscheid damals sagt der heute 32-Jährige: «In dem Haus war mir einfach nicht wohl; ich hätte wie in einem goldenen Käfig gelebt.»
Fabian zieht es weg vom Glamour hin zu Einfachheit und Bodenständigkeit: «Ich wollte weg von den komplizierten Geschichten der Spitzengastronomie, wo man bis zu 16 Elemente auf einem Teller hat.» Er träumt von einem Gericht, das mindestens so fein, aber so einfach ist, dass man es mit einem Löffel essen kann. Zurück in der Schweiz kauft er sich von seinem letzten Geld einen Vespacar und baut ihn zu einem Foodtruck um. Damit tingelt er durch die Stadt Bern und bietet genau zwei Gerichte an: ein Chili con Carne und einen Gemüseeintopf – einfach, gesund und vor allen Dingen lecker. «La Ribollita» heisst sein Streetfood-Projekt und die Leute stehen Schlange. Aus «La Ribollita» entwickelt Fabian dann eine Fast-Fertigmahlzeit und wagt sich damit letztes Jahr in die «Höhle der Löwen», der Show des deutschen TV-Senders VOX, wo Start-ups und Jungunternehmer ihr Konzept vorstellen und auf finanzielle Beteiligung hoffen.
«feelfood ist eine vollwertige Mahlzeit in einem Becher.»
«Die Sendung war eine Achterbahn der Gefühle», sagt Fabian. Doch mit seiner Persönlichkeit und seinem frischen, gesunden Fertiggericht begeistert der Berner die deutschen «Löwen» – gleich zwei Investoren bieten ihm eine Beteiligung an. Fabian zieht nach Köln, baut dort seine Firma auf. Aber er ist nicht ganz happy mit dem Produkt. Also schraubt er so lange an der Rezeptur, bis etwas herauskommt, das er «das Schweizer Sackmesser der Ernährung» nennt: «Ein kompakter Problemlöser und die Antwort auf die Frage: Was esse ich, wenn es schnell gehen muss und ich trotzdem etwas Gesundes will?» «feelfood» nennt Fabian seine neue Kreation, die gesünder, hochwertiger und moderner sein soll als die üblichen Instantprodukte. Und gründet zusammen mit seiner Mitstreiterin Franziska Schaal gleich eine neue Firma unter diesem Namen. «feelfood ist eine intelligente Mahlzeit in einem Becher, von der du alles bekommst, was du brauchst. Und sie ist schnell zubereitet: Deckel auf, heisses Wasser rein, fertig. Dank eines speziellen Röstverfahrens schmeckt sie wie selber gekocht. Zudem ist sie glutenfrei, bio und plantbased; keine Konservierungsmittel, keine Zusatzstoffe, dafür viel Ballaststoffe und Proteine – es ist wirklich ein High-Profile-Produkt, das dir ein langanhaltendes, angenehmes Sättigungsgefühl vermittelt.» Fabian entwickelt drei Geschmacksrichtungen – Mexican, Italian und Indian Style – und baut das Gericht auf der Basis von Soja, Hafer und Buchweizen auf. Der Einfachheit bleibt er dabei konsequent treu: Die Becher des Berner Szenekochs sollen die Kunden unkompliziert im Onlineshop ordern können. Bis es soweit ist, kann man die Gerichte jetzt schon über feel-food.com vorbestellen.
Vom goldenen Käfig in Hollywood über die Höhle der Löwen in Köln jetzt zurück in Bern: Fabians Traum von einem einfachen Gericht, das man mit einem Löffel essen kann, ist wahr geworden. Ob er immer noch findet, dass es richtig war, das Angebot des Prinzen auszuschlagen? Ja, sagt Fabian. Wenn nämlich das Bauchgefühl stimmt, dann kommt es gut. Egal, ob es um lebensverändernde Entscheidungen geht oder einfach nur um gutes Essen.
Die Zukunft der Büroverpflegung: Der intelligente Kühlschrank
Viele Köche verderben den Brei, heisst es. Im Fall von FELFEL könnte das Sprichwort aber nicht weiter von der Wahrheit weg sein. FELFEL ist ein Schweizer Foodtech-Unternehmen, das seit etwa sechs Jahren dabei ist, die Büroverpflegung in der Schweiz zu revolutionieren. Denn als Alternative zu einer Kantine mit lokaler Küche bietet FELFEL Unternehmen einen Kühlschrank, der täglich mit diversen Leckereien gefüllt wird. Der Clou dabei: Spitzenköche in der ganzen Schweiz kochen die Gerichte jeden Tag frisch.
«Bei uns ist alles natürlich, fein, gesund und datenbasiert», sagt Anna Grassler, Geschäftsführerin bei FELFEL. Wenn sich eine Firma für einen FELFEL entscheidet, wird der Kühlschrank innert 24 Stunden installiert und jeder Mitarbeiter bekommt einen Badge, mit dem sich der Kühlschrank öffnen und das gewählte Gericht bezahlen lässt. Ein Algorithmus bestimmt, was in den Kühlschrank der jeweiligen Firma kommt. «Am Anfang gibt es eine Standardbefüllung, bis wir genug Daten haben, um das Konsumprofil der Firma zu ermitteln», sagt sie. «Sobald wir wissen, wie viel von welchem Produkt gekauft wird, können wir unsere Kunden gezielt beliefern und damit auch Foodwaste auf ein Minimum reduzieren.» Die Idee dabei ist, dass für jeden etwas drin ist, und zwar zu bezahlbaren Preisen: Ob Allergiker, Veganer oder Fleischliebhaber, alle finden im FELFEL etwas. Obwohl die Gerichte von Spezialitätenköchen jeden Tag frisch zubereitet werden – die Poké Bowl kommt vom japanischen, die Käsespätzli vom Schweizer Restaurant –, kostet kein Gericht mehr als 12 Franken. «Wir verdienen nicht an den Gerichten», sagt Anna Grassler, «sondern am Service, den der Arbeitgeber finanziert. Denn wer sich für einen FELFEL entscheidet, investiert bewusst in die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter.» Jede Woche finden sich zwanzig neue Gerichte im FELFEL; ein Foodscout-Team macht sich regelmässig auf die Suche nach neuen Partnerköchen, die laufend neue Kreationen für FELFEL entwickeln. «Es ist einfach crazy», lacht Anna. Die Varietät sei enorm, viel grösser als bei der klassischen Firmenkantine. 500 Firmen haben mittlerweile den FELFEL als Alternative zur Kantine entdeckt und etwa 80 000 Mitarbeiter in der ganzen Schweiz haben Zugang zum intelligenten Kühlschrank.
«In Zeiten von Coworking hat sich auch die Verpflegung gewandelt.»
Ist das etwa die Zukunft der Büroverpflegung? FELFEL sagt ja. Die wachsende Kundschaft, aber auch die Konkurrenz geben ihnen Recht – denn auch die SV Group ist auf diesen Zug aufgesprungen, und zwar mit ihrem eigenen Inhouse-Start-up EMIL Fröhlich. Die Marktführerin in der Gemeinschaftsgastronomie serviert jährlich rund 20 Millionen Mittagessen in über 300 Mitarbeiterrestaurants und Mensen in der Schweiz. Vor gut anderthalb Jahren wurde dieses mit einer weiteren Verpflegungsmöglichkeit ergänzt – mit EMIL Fröhlich ist der intelligente Kühlschrank in die SV Group eingezogen. Ähnlich wie bei FELFEL wird das Essen täglich frisch zubereitet, allerdings tun das bei EMIL Fröhlich erfahrene Köchinnen und Köche in der firmeneigenen EMIL-Fröhlich-Manufaktur in Wallisellen.
«Unsere Snacks und Speisen werden mit hochwertigen und regionalen Zutaten frisch gekocht. Die Nachhaltigkeit hat dabei einen hohen Stellenwert, was sich auch in unseren Kooperationen mit dem WWF Schweiz und dem Schweizer Tierschutz zeigt. Ob das Essen aus dem Kühlschrank kommt oder in einem Mitarbeiterrestaurant angeboten wird – in Bezug auf die Qualität gehen wir keine Kompromisse ein», sagt Manuela Stockmeyer, Mediensprecherin der SV Group. «Auch die Hygiene und Sicherheit haben bei der SV Group allerhöchste Priorität; indem wir die Menüs selbst kreieren und kochen, können wir das zu 100 Prozent garantieren.» Das Angebot reiche vom hausgemachten Müesli über Salate, Sandwiches, feine Suppen bis hin zu würzigen Currys und kreativen Bowls; EMIL biete frisches und gesundes Essen für alle Geschmäcker und Vorlieben. Auch EMIL Fröhlich setzt auf intelligente Technologie: Das Angebot wird durch Algorithmen auf die jeweiligen Vorlieben abgestimmt – die Gerichte können jedem EMIL-Kühlschrank per Smartphone-App entnommen werden und die Bezahlung erfolgt vollautomatisiert.
Doch was ist der Grund, dass nun auch die SV Group auf die Kühlschränke setzt? Manuela Stockmeyer sagt: «Während unserer über 100-jährigen Geschichte haben wir unsere Verpflegungskonzepte stets den Anforderungen unserer Kunden angepasst. So auch heute: In Zeiten von Coworking und flexiblen Arbeitszeitmodellen hat sich auch die Verpflegung gewandelt und die Gäste essen nicht mehr strikte um 12 Uhr, sondern dann, wenn es ihrem Bedürfnis entspricht.»
Ob EMIL Fröhlich oder FELFEL: Der intelligente Kühlschrank bietet dem knurrenden Magen definitiv mehr als eine Tüte Pommes-Chips.