Frag den Coach
An dieser Stelle beantwortet Coach und Bestsellerautorin Tatjana Strobel Ihre Fragen rund um Arbeitsalltag, Zusammenarbeit und Selbstmanagement.
Mein Chef ist viel unterwegs und in dieser Zeit organisiere ich vor Ort viele Dinge für ihn. Er vertraut mir und ermutigt mich auch, Entscheidungen in seiner Abwesenheit selbst zu treffen. Doch ich traue mich nicht so richtig und sichere mich immer bei ihm ab. Wie kann ich mehr Selbstvertrauen gewinnen? Sandra M., Chur
Liebe Sandra
Mit Ihren Gefühlen sind Sie nicht allein. Viele Menschen fühlen ähnlich. Sie sind unsicher und trauen sich nicht, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Den ersten Schritt haben Sie schon gemacht. Ihnen ist bewusst, dass Sie Ihre Unsicherheit daran hindert, Ihr wahres Potenzial zu zeigen. Sie blockiert und behindert Sie.
Lassen Sie uns mal den Teppich hochheben, denn unter ihrer Unsicherheit verbirgt sich etwas anderes, nämlich Angst. Hören Sie mal in sich hinein, um welche Art der Angst es geht. Ist es Angst, etwas falsch zu machen? Die Angst zu enttäuschen? Angst, das Bild, dass man von Ihnen hat, zu gefährden? Angst, sich selbst zu enttäuschen? Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden? Angst zu scheitern? Hinter diesen Ängsten können sich sogenannte Überlebensmuster verbergen.
Das sind Muster, die unser Gehirn entwickelt hat, um buchstäblich zu überleben. Im Laufe unseres Lebens werden wir immer wieder verletzt und enttäuscht. Vor allem in den ersten zwölf Lebensjahren. In dieser Zeit sind wir auf die Hilfe unserer Familie angewiesen, weil wir noch über keinerlei Lebenserfahrung verfügen, uns Situationen nicht erklären können, und uns zum Teil noch nicht artikulieren können. Alles, was wir erleben, wird mit einer gehörigen Ladung Emotion im Gehirn abgespeichert. Und dieses versucht dann weitere ähnliche Situationen zu vermeiden, beziehungsweise uns Mechanismen in die Hand zu geben, Wiederholungen ohne grössere Blessuren zu überstehen.
Ihr Thema resultiert meiner Erfahrung nach aus einer Kombination folgender Muster: Perfektion, Leistungsorientierung und Kontrolle. Vielleicht haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Sie so, wie Sie Dinge angegangen sind, nicht akzeptiert wurden. Sie wurden vielleicht für Fehler gerügt, mit anderen verglichen oder konnten es Ihren Eltern nicht recht machen. Daraus entsteht der Drang nach Perfektion. Werden wir nur akzeptiert und gesehen, wenn wir in den Augen der Eltern die richtige Leistung bringen, so werden wir im Leben sehr darauf erpicht sein, die Erwartungen der Menschen, die für uns wichtig sind, zu erfüllen. Raum für eigene Ideen gibt es dann nicht. Haben wir als Kinder Struktur, Ordnung und Sicherheit vermisst, bauen wir uns diesen Komfortrahmen als Erwachsene auf. Das heisst, alles was aus dem Rahmen fällt, können wir nicht anpacken, da es uns Angst macht. Wie können nun die Lösungen für Ihre eigene innere Sicherheit aussehen?
- Reden Sie mit Ihrem Chef und verschaffen Sie sich Sicherheit. Definieren Sie zusammen, welche Entscheidungen Sie eigenständig treffen können. Bitten Sie um regelmässiges Feedback. Leider hat sich in vielen Betrieben die Unsitte eingeschlichen: Wer nichts sagt, hat gelobt. Fragen Sie, wie das organisierte Meeting verlaufen ist, ob das gebuchte Hotel den Anforderungen entsprochen hat, die ausgewählten Präsente den Geschmack des Geschäftspartners getroffen haben. Je mehr Feedback Sie bekommen, desto mehr sehen Sie Ihren Wert und desto mehr mehr Sicherheit gewinnen Sie.
- Nehmen Sie sich ein Notizbuch und schreiben Sie auf, was Ihnen in den letzten Monaten alles gelungen ist. Immer wenn Sie unsicher sind, ob Sie etwas eigenständig entscheiden sollen, holen Sie Ihr Notizbuch heraus. Die Erkenntnisse über Ihre Erfolge werden Ihnen helfen, auch in kommenden Fällen eigenständig entscheiden zu können.
- Holen Sie sich von Freunden und Arbeitskollegen ein Fremdbild ein. Wofür schätzen diese Sie? Was glauben diese, sind Ihre Stärken? Welche Eigenschaften würden die anderen gerne von Ihnen übernehmen? Warum sind die Menschen stolz, mit Ihnen befreundet zu sein oder mit Ihnen arbeiten zu dürfen?
Herzliche Grüsse
Tatjana Strobel
Liebe Leserinnen, wenn auch Sie ein Problem beschäftigt, schreiben Sie mir unter "> . Vielleicht lesen Sie die Lösung dann im nächsten Heft.
Tatjana Strobel live am Assistants' Day
Am 11. April 2018 haben Sie die Möglichkeit Tatjana Strobel live zu sehen. Ihr Fachreferat «Die Hohe Kunst, souverän zu sein!» findet um 10:45 im Trafo Baden statt.
Alle Informationen und Ihr kostenloses Ticket bekommen Sie hier: assistantsday.ch