Gestaltung von Korrespondenz

Flyer, die hängen bleiben

Wenn die normale Korrespondenz zu wenig auffällig und durchdringend scheint, ist ein Flyer angezeigt. Die Regeln des guten Geschmacks gelten beim grundsätzlichen Aufbau, beim Text und bei den Bildern. Die wichtigsten Basics für Word (oder PowerPoint) erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Der erste Gedanke gehört der Distribution. Soll der Flyer für das Anschlagbrett gestaltet oder mit oder ohne Kuvert versandt werden? Gibt es eine Personalisierung? Daraus leiten sich schon mal Format, Falzung, Papierdicke, Auflage und Sorten ab. Und gleich noch, ob man den Flyer selbst drucken will oder ob er zur Herstellung in die Druckerei muss. Solche Betrachtungen stehen über der eigentlichen Gestaltung. Beim Versand sind es die Posttarife und -vorschriften (post.ch > Geschäftskunden > Briefe > Gestalten), die bei entsprechender Auflage zu Buche schlagen. Falzen, einpacken, adressieren und frankieren wollen bedacht und professionell abgewickelt werden. Es gibt gute Gründe, Flyer inhouse zu fertigen oder extern in Auftrag zu geben.

Gehen wir in unserem Fall davon aus, dass ein A4-Flyer in Word oder PowerPoint gestaltet und auf einem Farbdrucker gedruckt werden soll. Worauf muss man gestalterisch gesehen achten, damit er auf dem Pult und nicht in der runden Ablage unter dem Tisch landet? Die Templates, die Word zur Verfügung hält, taugen nur bedingt für die eigenen Zwecke. Eine weitere Einschänkung sind Bürodrucker, die nicht ganz an den Rand hinaus drucken, wodurch ein weisser Rand von circa 5 bis 10 Millimetern bleibt. Die Gestaltung eines Flyers ist sehr kreativ, man arbeitet mit Elementen, die man in der Korrespondenz kaum findet und ist generell viel freier. Zum Glück gibt es wenig Corporate-Design-Vorgaben, die zu berücksichtigen sind. Es macht darum einfach Spass, auch mal seine Grenzen auszuloten! 

Blickfang schaffen

Bilder oder Illustrationen erregen mehr Aufmerksamkeit als Text. Diese Binsenwahrheit ist das A und O jeder Gestaltung. Ein Flyer ohne Bild ist so dröge wie ein Brief, der mit typografischen Mitteln aufgepeppt etwas aufgeregter daherkommt. Die Suche nach einem geeigneten Bild ist übrigens weit schwieriger als das Formulieren des Textes. Wer über gute Bilder verfügt, kann sich glücklich schätzen. Wer keine Bilder hat, muss sich zur Beschaffung etwas einfallen lassen. Es gibt viele Bilddatenbanken, die Bilder zum freien oder kostenpflichtigen Download anbieten. Sie sind eine gute Inspirationsquelle, wenn einem spontan nichts Geeignetes einfallen mag.

Bilder unterliegen dem Urheberrecht und können nicht einfach so kopiert und veröffentlicht werden. Mit dem eigenen Handy sind heute Bilder herstellbar, die für unsere Zwecke genügen. Sie sind unter der Voraussetzung geeignet, dass sie eine genügend grosse Auflösung haben. Beim Versenden übers Netz sollte die hohe Auflösung beibehalten werden.

Inhaltliche Struktur

Flyer werden kaum gelesen, wenn keine inhaltliche Struktur sichtbar ist. Es geht um die typografische Gliederung von Wichtigem und Unwichtigem. Bei einem zweiseitigen A4-Flyer ist die Vorderseite für nichts anderes als den Blickfang verantwortlich. Sie soll das Interesse für den Inhalt wecken. Dies geschieht mit einem Titel, mit einem bildlichen Aufhänger und einem einführenden Text. Auf keinen Fall darf man die Vorderseite «zumüllen». Bei einem einseitigen Flyer fürs Pinboard sieht es wieder etwas anders aus. Wenn Flyer auch für die Distribution übers Web konzipiert sind, sollte man an aktive Links zu weiter-führenden Informationen denken. Der Flyer übernimmt in diesem Fall die ankündigende, plakative Rolle; die eigentlichen Informationen oder Anmeldemöglichkeiten liegen im Netz. Fundamental wichtig ist die Antwortmöglichkeit, schliesslich soll jeder Flyer etwas auslösen. Die Leser sollen dabei frei sein, die Technik ihrer Wahl (Mail, SMS, schriftlich) zu gebrauchen.

Gestalten in Word

Für die freie Gestaltung in Word gelten die gleichen visuellen Grundregeln wie für professionelle Layoutprogramme: Weniger ist mehr, höchstens zwei bis drei Schriften und Schriftgrössen, Weissraum gezielt einsetzen, für optische Achsen sorgen, keine Mittelachse, keine wilden Formen, keine schrägen Anordnungen und so weiter. Die 13 goldenen Typografieregeln können Sie auf untenstehend downloaden.

Beginnen wir mit einem neuen Dokument. Oben links blinkt der Cursor, bereit für die Texteingabe. Man könnte jetzt Text eintippen, was für eine Flyergestaltung aber zu unflexibel ist. Stattdessen gehe man gleich wie in PowerPoint vor und füge für jede Textgruppe ein neues Textfeld ein (Einfügen > Textfeld). Textfelder können als Objekte wie Bilder frei auf dem Papier bewegt werden.

Wenn eingefügte Bilder beim Herumschieben die Texte verdrängen oder wenn ein Herumschieben nicht möglich ist, hängt dies an der Option Bildformat > Anordnen > Zeilenumbruch. Aktivieren Sie ein Bild und wählen Sie bei «Zeilenumbruch» die Option «Hinter denText» (siehe Abbildung).

Welche Schriften sind geeignet? Wählen Sie für den Titel eine speziell dem Thema angepasste Schrift. Für die Grundinformationen ist eine «normale» Schrift wie Segoe, Open Sans, Calibri und viele mehr angezeigt. Viele unterschiedliche Schriften und Schriftgrössen wirken unruhig, versuchen Sie deshalb, mit nur zwei Schriften und vielleicht drei Grössen auszukommen. Als Schriftfarbe empfehle ich Schwarz, Weiss oder Grau – nie farbig.

Bildauflösung

Die Bildauflösung ist ein Wert, der die Bilder scharf oder verpixelt erscheinen lässt. Denn jedes Bild ist aus quadratischen Pixeln zusammengesetzt, die allerdings mikroskopisch klein sind. Unser Auge kann die feinen Pixel nicht mehr auflösen, das Bild ist scharf. Je mehr man ein Bild vergrössert, desto mehr kommen die Pixelstrukturen zum Vorschein. Die Bildauflösung wird mit pixels per inch (ppi), gemessen. Es hat sich allerdings eingebürgert, von dpi (dots per inch) zu sprechen, auch wenn das nicht ganz korrekt ist. Für den hauseigenen Officeprinter setze ich die untere Grenze bei 150 ppi fest. Unter 150 ppi werden Bilder fürs Internet aufbereitet, im Druck können sie schwammig oder gar verpixelt erscheinen.

Gratisbilder und Schriften

Bilddatenbanken

Googeln Sie «kostenlose Bilder». Sie erhalten eine Auswahl von Bilddatenbanken: fotolia.de; pixabay.com; pixelio.de; pics.de. Man kann Tausende Bilder gratis downloaden.

Schriften

Googeln Sie «kostenlose Schriften»  und wählen Sie die Websites für den Download: schriftarten-fonts.de; -myfont.de; fontriver.com; 1001freefonts.com. Die Schriften gehören in den Ordner «Schriftarten» bei «Systemsteuerung», anschliessend sind sie in Word nutzbar (Windows).

 

 

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Ralf Turtschi ist gelernter Schriftsetzer, dipl. PR-Berater, Publizist und Fachbuchautor. Es ist als Inhaber der Agenturtschi, visuelle Kommunikation, freiberuflich tätig.
 
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