Endlich investieren: mit ETFs?
ETFs werden in der Schweiz als Anlageprodukt immer beliebter. Inzwischen haben viele Kleinanlegerinnen und Kleinanleger ETFs im Depot und das Angebot wächst. Dafür gibt es gute Gründe, trotzdem bringt dieses Anlageprodukt auch einige Nachteile mit sich, die man kennen sollte.
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Mit ETFs kann mit einem Produkt im Depot sehr breit aufgestellt investiert werden, was das Risiko deutlich reduziert. Mit nur einem ETF kann man sein Portfolio über die ganze Welt streuen. So investieren Anlegerinnen und Anleger über verschiedene Länder, Währungen und Branchen. ETFs sind durch ihren meist passiven Ansatz und die Digitalisierung günstig. Durch die Verfügbarkeit an der Börse braucht man nur ein Depot bei einem Broker und ETFs können umgehend gehandelt werden.
ETFs sind profitabler
Studien belegen, dass die meisten Anlegerinnen und Anleger den Gesamtmarkt mit ihrer eigenen Auswahl an Aktien nicht schlagen. Sie sind mit ETFs besser bedient und fahren mehr Gewinn ein. Zudem schlagen die meisten aktiven Fonds, die deutlich teurer sind als ETFs, den Ansatz des passiven Investierens nicht. Das gilt es im Kopf zu behalten, wenn einem im Beratungsgespräch in der Bank ein aktiv gemanagter Fonds angeboten wird.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ein ETF mit wenig Aufwand verbunden ist. Entscheidet man sich, einen ETF zu kaufen, muss man nur ein Produkt und seine Funktionsweise verstehen. Es braucht zwar einen Initialaufwand, um ETFs auszuwählen, jedoch laufen diese danach mit sehr wenig Aufwand. Im Gegensatz zu Aktien: Hier sollte beim Kauf bei jedem Unternehmen eine Analyse gemacht und das Unternehmensmodell verstanden werden.
Danach gilt es, in regelmässigen Abständen den Geschäftsverlauf zu prüfen, um festzustellen, ob das Unternehmen noch auf Kurs ist und sich wie geplant entwickelt. Bei ETFs erhält man mit einem Produkt einen ganzen Korb an Aktien, ohne diese individuell analysieren zu müssen, und die regelmässige Analyse fällt weg.
Sparpläne mit ETFs
Immer mehr Anbieterinnen und Anbieter bieten zudem Sparpläne auf ETFs an. Damit wird das Investieren weiter automatisiert. Mit einem Dauerauftrag zum Depot und einem wiederkehrenden Auftrag auf den gewählten ETF profitiert man ohne regelmässig aktiv zu werden vom Durchschnittskosteneffekt. Erste Anbieter wie «neon», «Yuh» oder «PostFinance» bieten das sogar ohne Transaktionsgebühren an.
Genau wie andere Investitionen an den Finanzmärkten unterliegen auch ETFs den Schwankungen des Marktes, und zwar den exakt gleichen wie der Index, den der ETF nachbildet. Da ETFs aber ganze Märkte oder Branchen abdecken, sind die Schwankungen üblicherweise weniger ausgeprägt als bei Aktien von einzelnen Unternehmen.
Die meisten ETFs enthalten Unternehmen aus anderen Währungszonen und unterliegen somit einem Währungsrisiko. Die Idee von ETFs ist es, breit zu investieren. Somit investiert man in andere Länder mit anderen Währungen. Der Schweizer Franken war in der Vergangenheit eine sehr stabile Währung und viele andere Währungen haben sich im Vergleich abgewertet. Wenn man dieses Risiko absichern möchte, hält man nach einem ETF Ausschau, der ein Hedging auf den Schweizer Franken betreibt. Das kostet meist ein wenig mehr Gebühren.
Stimmrecht entfällt bei ETFs
Beim Kauf einer Aktie erhalten Anlegerinnen und Anleger oftmals ein Stimmrecht. Meist kann einmal pro Jahr an der Generalversammlung über gewisse Themen abgestimmt werden. Bei einem ETF übt der Herausgebende des ETFs dieses Recht aus. Da gewisse ETF-Anbieter sehr viel Kapital verwalten, besitzen diese Unternehmen viel Macht. Hierzu gibt es jedoch auch Einwände, da das Stimmrecht gerade bei ausländischen Aktien von privaten Anlegerinnen und Anlegern eher selten wahrgenommen wird, wenn es überhaupt möglich ist.
Da ETFs einen vorgegebenen Index 1:1 abbilden, kann kein Unternehmen entfernt werden. Das ist besonders dann eine Herausforderung, wenn man gewisse Unternehmen meiden möchte oder einem die Nachhaltigkeit der Investitionen ein Anliegen ist. Nehmen wir Nestlé: Viele Investorinnen und Investoren möchten dieses Unternehmen nicht unterstützen. Nestlé erfüllt aber die ESG-Kriterien und ist deshalb in sehr vielen nachhaltigen ETFs vertreten.
Überwiegen die Nachteile von ETFs?
Wie bei allen langfristigen Entscheidungen lohnt es sich, genau zu wissen, in was man investiert, und zu verstehen, was die Folgen sind. Die Entscheidung, ob ETFs in die eigene Vermögensplanung passen, ist sehr individuell.
Was ist...?
...ein ETF?
ETFs steht für Exchange Traded Funds und beschreibt Investmentfonds, die wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Sie bündeln das Geld zahlreicher Anlegerinnen und Anleger und investieren es in eine breite Palette von Wertpapieren. Ähnlich wie bei einem Blumenstrauss kauft man mit einem ETF eine ganze Auswahl an Blumen und nicht eine einzelne Rose beziehungsweise die Aktien eines einzelnen Unternehmens.
...der Durchschnittskosten-Effekt?
Der Durchschnittskosteneffekt, auch bekannt als Cost-Average-Effekt, bedeutet, dass man regelmässig einen festen Betrag in eine Anlage investiert, unabhängig vom Preis. So kauft man bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger. Über die Zeit gleicht sich der Kaufpreis aus und man profitiert von einem durchschnittlichen Einstiegspreis. Dieser Effekt hilft, das Risiko von Marktschwankungen zu reduzieren, und ist für die emotionale Seite des Investierens gut, da man sich nicht fürchten muss, zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt eingestiegen zu sein.
...ein Index?
Ein Index ist eine Kennzahl, welche die Wertentwicklung einer bestimmten Gruppe von Wertpapieren misst. Ein bekannter Index ist der SMI (Swiss Market Index), der die 20 grössten börsennotierten Schweizer Unternehmen abbildet. Indizes dienen als Barometer für die Gesundheit eines Marktes oder Sektors und als Vergleichsmassstab für Investitionen.