Digitalisierung

«Empathie wird wichtiger werden»

Die Arbeitswelt der Zukunft wird noch digitaler sein als heute. Wie sieht die Rolle der Assistentin im hypervernetzten Arbeitsumfeld aus? Wie verändert sich das Berufsbild? Sunnie J. Groenveld ist als Beraterin auf digitale Themen spezialisiert. 

Frau Groeneveld, viele Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema Digitalisierung. Warum ist das auch für die Assistenz wichtig? 
Je nach Branche verändert sich aufgrund der Digitalisierung das Geschäftsmodell, die Marktverhältnisse, das Produkt und die internen Prozesse und Arbeitsweisen eines Unternehmens. Aus diesem Grund muss digitaler Wandel Chefsache sein und da eine zentrale Aufgabe der Assistentinnen ist, Führungskräfte zu befähigen, ist das Thema für die Assistenz sehr wichtig. Ein simples Beispiel: in immer mehr Unternehmen wird verstärkt digital und mobil kommuniziert. Als der neue CEO von Novartis letzten Monat seinen ersten Tag per Social Media begleiteten liess, kam das bei der Belegschaft  als auch der Öffentlichkeit gut an. Ein Chef muss sich authentisch zeigen, die Mitarbeitenden wollen ihn greifen können. Diese digitale Begleitung lässt sich von einer Person, die nah am Chef dran ist, relativ einfach umsetzen, bedingt aber, dass die Assistenz digitale Kommunikation auch auf Social Media Kanälen beherrscht. 

Wie genau? 
Um beim genannten Beispiel zu bleiben: Indem man ihn oder sie bei kleineren, teils auch internen Anlässen mit dem Mobiltelefon fotografiert oder filmt und einen Einblick in den seinen Führungsalltag gibt. Und eine Assistentin kann gut zum Chef sagen: «Hey, mach doch heute mal wieder einen Tweet oder poste ein Foto auf Facebook». Da muss nicht jedes Mal die Kommunikationsabteilung mit einem ausgefeilten Konzept zur Tat schreiten. Social Media ist niederschwelliger, persönlich und nicht unbedingt perfekt. 

Wie denken Sie, wird sich der Assistenzberuf durch die Digitalisierung verändern? 
Ich denke, die Softskills werden wichtiger, beispielsweise das Thema Empathie. Maschinen werden nie Vertrauenspersonen sein und sind auch nicht in der Lage jemandem das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Zudem sind Assistentinnen in der Regel bestens im Unternehmen mit Mitarbeitern von verschiedenen Teams und Hierarchiestufen vernetzt und können viel besser abschätzen, wo sich innerhalb des Unternehmens zwischenmenschliche Probleme oder Krisen anbahnen. Dieses Wissen ist gerade in Zeiten der Veränderung entscheidend.  Heute ist zwar allen irgendwie klar, dass es genau diese emphatischen Fähigkeiten sind, die eine oder einen gute(n) Assistent/in auszeichnet. Teil der Job Description sind sie aber oftmals nicht. 

Was braucht es, damit Assistentinnen ihre volle Stärke entfalten können? 
Ich kann mir vorstellen, dass sich das Selbstverständnis der Berufsgruppe dahingehend entwickelt, dass sich ein(e)  Assistent/in einerseits stärker als die Person im Unternehmen versteht, die sicherstellt, dass das Vertrauen im Unternehmen intakt ist, eine Art Chief Trust Officer.  Sie ist das Ohr am Boden für den Chef und weiss, wo gerade Vertrauensarbeit nötig ist. enn daran scheitern die meisten digitalen Transformationsprojekte: Dass die Mitarbeiter nicht verstehen, was die Führung von ihnen will. 
Andererseits glaube ich auch, dass die Assistentin der Zukunft digital hochkompetent ist und mit verschiedenen digitalen Tools - auch solchen die mit künstlicher Intelligenz unterlegt sind - umzugehen weiss. Dazu gehört auch, dass sie ein Grundverständnis hat, wie man jene Daten im Unternehmen findet, die als Entscheidungsgrundlage für den Chef relevant sind und ihn in dieser Sache unterstützt. 

Wie kann man sich auf die Veränderungen am besten vorbereiten?
Ich denke, wir alle sollten uns klarmachen, dass wir nicht einfach darauf warten dürfen, dass die Zukunft stattfindet. Jeder sollte sie mitgestalten. Wichtig ist dazu natürlich eine neugierige, lernbereite, offene Haltung. Gerade bei digitalen Tools ist entscheidend, dass man sie ausprobiert. Um wieder auf das Eingangsbeispiel zurückzukommen mit den Social Medias: Bei Snapchat beispielsweise, geht es um Momentaufnahmen. Wer das nicht ausprobiert, kann es sich auch nicht vorstellen. Natürlich gibt es viele Apps und Tools, die nichts taugen. Aber wer nicht ausprobiert, was für die eigenen Ziele taugt, findet es auch nicht heraus. 

Sunnie J. Groeneveld am Assistants' Day 

Am 11. April 2018 erwartet Sie um 9.30 Uhr das spannende Referat von Sunnie J. Groeneveld im Trafo Baden: 

STIRBT DER ASSISTENZJOB AUFGRUND DER DIGITALISIERUNG AUS?

Die Teilnahme am Assistants' Day sowie die Fachreferate sind kostenlos. Registrieren Sie sich am besten gleich hier.

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