Eine Stadt zum Rheinknien
Basel ist bekannt als Zentrum der Pharmaindustrie, als Heimat von Roger Federer und als Schauplatz der nobelsten Messe, die in der Schweiz stattfindet: Die Baselworld lockt Uhren- und Schmuckliebhaber aus der ganzen Welt an. Doch die Stadt am Rheinknie ist auch Kulturstadt, die sogar Picassos Aufmerksamkeit erregte.
Zürich hat seinen Hafenkran, Basel soll einen Leuchtturm bekommen. Noch liegt die Baubewilligung für den 132 Meter hohen Turm am Rheinhafen nicht vor, doch sein Initiant Louis Conzett scheint zuversichtlich. Conzett war früher Kapitän und ist von Basel aus zu den Weltmeeren aufgebrochen. Nun möchte er seiner Stadt ein neues Wahrzeichen mit Leuchtkraft verschaffen – im wortwörtlichen Sinne. Vom Dreiländereck aus soll der Turm mit Hotel, Res-taurants und Büroräumlichkeiten den Namen der Stadt in die Welt tragen und das Hafengebiet symbolisch aufwerten. Bis heute kommen bis zu 15 Prozent der importierten Güter auf dem Wasserweg in die Schweiz. Also durch die Rheinhäfen bei Basel.
Während der Hafenkran die Zürcher Gemüter erhitzt und heftige Diskussionen auslöst, scheinen die Basler ihrem Turm gegenüber eher positiv gesinnt zu sein. In einer Umfrage in der Basler Zeitung, an der 549 Leser teilgenommen haben, sind 70 Prozent für den Turm.
Sicher aber ist, dass die Basler moderner Architektur und Kunst gegenüber sehr offen sind, und dass diese Begeisterung eine lange Tradition hat. Der Vorläufer des Kunstmuseums Basel, das Amerbach-Kabinett, war eine der ersten Kunstsammlungen in Europa, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Und in den 1960er-Jahren hat die Bevölkerung mittels Volksentscheid zugestimmt, dass zwei Werke von Pablo Picasso auf Staatskosten erworben werden, damit sie im Kunstmuseum hängen bleiben. Als Picasso davon hörte, fühlte er sich so geehrt, dass er der Stadt kurzerhand noch zwei zusätzliche Werke schenkte.
Nicht alle Kunstwerke, die heute in Basel zu Hause sind, kamen auf so aussergewöhnliche Art in die Stadt. Aber es sind viele, die den Weg gefunden haben. Fast 40 Museen gibt es, darunter die Fondation Beyeler, das Museum Tinguely oder das Vitra Design Museum. Sie sind nicht die einzigen Orte, an denen man in Basel auf Kunst trifft. Sie ist auch unter freiem Himmel überall in Form von Architektur zu sehen. Gebäude von Stars wie Mario Botta, Renzo Piano oder Frank O. Gehry stellen einen schönen Kontrast dar zur Altstadt mit ihrem typisch roten Sandstein und den barocken Patrizierhäusern. Und auch die Theater- und Musikszene ist lebendig. In Basel steht das grösste Dreispartentheater der Schweiz. Fast jeden Abend gibt es dort Tanz-, Opern- oder Schauspielstücke zu sehen. Dieser Reichtum hat Basel den Ruf als Kulturstadt eingebracht.
Ebenso bekannt ist Basel aber auch als Zentrum der Pharmaindustrie, als wichtiger Ort der aufstrebenden Life Science und als Messestadt. Die Art Basel gilt als die grösste Kunstmesse der Welt, und auch die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld lockt jedes Jahr Reiche und Schöne aus den unterschiedlichsten Ländern an. Für das internationale Flair sind also längst nicht mehr nur der Rhein und seine Häfen verantwortlich, die Basel zu einem Tor ans Meer machen. Es sind auch die vielen Gäste, die dank Grossevents anreisen, die ansässigen internationalen Firmen, die geografische Lage am Dreiländereck, die Basel ein weltoffenes und modernes Gesicht verleihen.
Veranstaltungszentren und Unterkünfte
Congress Center Basel
Das Congress Center Basel ist flächenmässig das grösste Kongresszentrum der Schweiz. Es liegt direkt bei der Messe Basel und ist durch eine Passerelle mit dem Messegelände verbunden. Die neuen Messehallen, gestaltet von Herzog & de Meuron, bieten Platz für ein Plenum mit bis zu 5000 Personen. Seit vergangenem Sommer verfügt das Congress Center über elf zusätzliche modulare Räume, die einzeln oder kombiniert genutzt werden können. Insgesamt stehen 25 Kongress- und Konferenzräume zur Verfügung mit Platz für bis zu 3000 Personen im grössten Saal. www.congress.ch, www.mch-group.com/basel
Swiss Conference Center
Am EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg bietet Swiss International Airlines in ihrem Hauptsitz ein Konferenzcenter mit Auditorium für bis zu 240 Personen und Tagungsräumen für 12 bis 32 Personen an. Für Gruppen kann das Mittag- und Abendessen im Swiss Restaurant gebucht werden. Zudem steht eine Tiefgarage zur Verfügung. www.swiss.com
Pantheon Basel
Tagen mit Blick auf Oldtimer: Das Pantheon Basel ist das grösste Schweizer Forum für Oldtimer. Im Rundbau in Muttenz sind ein Museum, eine Werkstatt, ein Restaurant und ein Shop untergebracht. In der Mitte des Gebäudes gibt es eine Eventplattform und zwei Tagungsräume. Insgesamt können 750 Gäste empfangen werden. www.pantheonbasel.ch
Pathé Küchlin
Die Räumlichkeiten des Pathé Küchlin mitten in der Steinenvorstadt eignen sich nicht nur für private Filmvorführungen: Mit elf Sälen mit 118 bis 554 Sesseln und einem Tagungsraum ist die Location auch für Incentives und Generalversammlungen beliebt. www.pathe.ch/basel
Basler Personenschifffahrt
Die weisse Flotte der Basler Personenschifffahrt bricht nicht nur zu Kurs- und Erlebnisfahrten auf, sondern ist auch für Extrafahrten mit geschlossener Gesellschaft auf dem Rhein unterwegs. An Bord sind technische Hilfs-mittel vorhanden und das grösste Schiff der Flotte, die MS Christoph Merian, bietet unter Deck Platz für bis zu 180 Personen. www.bpg.ch
Grand Hotel Les Trois Rois
Das Kongress- und Tagungshotel in der Basler Altstadt bietet eine schöne Aussicht auf den Rhein und ein edles Interieur mit antiken Möbeln. Im Fünf-Sterne-Haus stehen sieben Tagungsräume und ein Ballsaal mit Platz für 260 Personen zur Verfügung. Zimmer: 101; Saal: 1; Seminarräume: 7; Plus: Gourmetrestaurant Cheval Blanc mit 2 Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten. www.lestroisrois.com
Pullman Basel Europe
Im ehemaligen Mercure Hotel hat das erste Pullman Hotel der Schweiz eröffnet. Geblieben ist die gute Lage nahe beim Messegelände und der Altstadt. Neu dazugekommen sind das moderne, frische Design sowie ein Bistro als Ergänzung zum Restaurant. Zimmer: 141; Saal: 1 (200 Personen); Seminarräume: 7; Plus: die Gartenterrasse sowie die Ausrichtung auf Geschäftsreisende. www.pullmanhotels.com
Hotel Basel
Das Vier-Sterne-Haus in der Altstadt lockt mit seiner zentralen Lage und zwei Restaurants. Im Salon Dolder finden bis zu 30 Personen Platz, für Besprechungen mit bis zu sechs Personen steht das historische Fürstenzimmer bereit und Bankette mit bis zu 80 Personen finden im Basler Keller statt. Zimmer: 71; Seminarräume: 4; Plus: der Innenhof des Salon Dolder und die Gewölbedecke des Basler Kellers. www.hotel-basel.ch
The Passage
Das Design-Hotel gehört zu den jüngsten Adressen in Basel und überzeugt mit seinem urbanen Chic. Für Seminare bietet das Vier-Sterne-Haus einen Raum mit Platz für bis zu zehn Personen an. Neben neusten technischen Geräten gibt es auch eine Ruhezone mit Flachbildschirm-TV und Playstation 3. Zimmer: 53; Seminarraum: 1; Plus: die drei Lofts zur mittel- bis langfristigen Miete. www.thepassage.ch
Der Teufelhof Basel
Das Drei-Sterne-Haus ist mehr als ein Hotel: Unter dem Dach zweier zusammengelegter Stadthäuser in der Altstadt vereint der Teufelhof Gastronomie, Hotellerie, Theater und Kunst. Ein insprierendes Umfeld für Seminare und Tagungen. Zimmer: 33; Säle: 2 (bis zu 130 Personen); Seminarräume: 4; Plus: die zahlreichen permanenten und temporären Kunstwerke überall im Hotel verteilt. www.teufelhof.com
Gratis unterwegs
Dieses Erscheinungsbild ist historisch gewachsen. Bereits die Kelten siedelten in Basel, das dank der Lage zwischen Vogesen, Schwarzwald und Jura viel Sonne abbekommt. Die Römer schätzten den Ort wegen seiner strategisch günstigen Lage. Nach der Gründung der Universität 1460 zog Basel Gelehrte an und entwickelte sich zu einem Zentrum des Humanismus und des Buchdrucks. Die heutigen Pharma- und Chemiekonzerne sind aus den Seidenwebereien und -färbereien entstanden, die sich mit der Reformation niederliessen.
Heute kommen die Firmen, Messe- und Kongressveranstalter vor allem wegen der guten Erreichbarkeit und der Infrastruktur: Basel hat mit dem EuroAirport einen Flughafen nur 15 Minuten vom Zentrum entfernt und auch zum Flughafen Zürich gibt es direkte Verbindungen. Im Schienenverkehr ist Basel zudem an den TGV aus Frankreich und den ICE aus Deutschland angebunden und es gibt Direktzüge in Richtung Österreich und Italien.
Ist man einmal angekommen, stehen einem für Meetings, Kongresse und Seminare die unterschiedlichsten Räumlichkeiten zur Verfügung. Ob Tagungsräume direkt am Flughafen, Lokale mit Rheinanstoss wie das Restaurant Dreilän-der--eck, ein Sitzungszimmer in der stylischen Jugendherberge Basel oder ein Gebäude wie das Congress Center Basel – die Palette ist breit. Selbst für Grossanlässe gibt es eine Auswahl. Flächenmässig ist das Congress Center Basel das grösste der Schweiz. Die angrenzenden neuen Messehallen von Herzog & de Meuron der Messe Basel bieten Platz für ein Plenum mit bis zu 5000 Personen. Ähnliche Dimen-sionen weisen die Premium Lounge im St. Jakob-Park, das Stadtcasino oder die St. Jakobshalle auf. Letztere werden beide umfassend modernisiert beziehungsweise renoviert.
Wer Platz für solch grosse Konferenzen hat, braucht auch Betten. In der Stadt gibt es rund 4000 Hotelzimmer und die Zahl wächst ständig. Allein 2014 werden mehr als 500 Zimmer dazukommen. Verantwortlich dafür ist unter anderem das erste Pullman Hotel in der Schweiz, das im ehemaligen Mercure Hotel eröffnet wurde. Die Edelmarke von Accor ist auf Geschäftsreisende spezialisiert. Accor scheint Gefallen an Basel zu haben und hat gleich noch zwei weitere Hotels eröffnet: das Dorint, ebenfalls stark auf Geschäftsreisende ausgerichtet, und das Ibis Budget in Pratteln. Ein neuer Name unter den Designhotels ist das Vier-Sterne-Haus The Passage in der Innenstadt. Es überzeugt vor allem durch seinen urbanen Stil. Für 2015 ist ein 4-Sterne-Hotel der Krafft Gruppe vorgesehen, und die deutsche Motel One Gruppe hat ihr erstes Haus in der Schweiz für 2016 in Basel angekündigt. 2017 soll Mövenpick Hotel eine Eröffnung in Basel feiern.
Jeder Gast in einem Hotel der Stadt erhält ein Mobility Ticket und kann damit während seines Aufenthalts gratis alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. So werden die sonst schon kurzen Wege von A nach B noch interessanter.
Lieber Stadt als Land
Auch für Teamevents und Ausflüge bleiben die Fahrten kurz. Zwar hat Basel mit den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn sowie dem Elsass und dem Schwarzwald gleich um die Ecke malerische Landschaften und Naherholungsgebiete in unmittelbarer Nachbarschaft, doch hat die Stadt selber so viel zu bieten, dass es schade wäre, nach einem Meeting oder einem Event sofort das Weite zu suchen. Ihr Charme lässt sich zum Beispiel bei einem geführten Rundgang durch die historische Altstadt entdecken, bei einer einstündigen Fahrt im Oldtimer-Tram oder vom Schiff aus auf dem Rhein. Ein besonderes Erlebnis ist die «Voyage Culinaire», wo jeder Gang eines Dinners in einem anderen Lokal wartet und dazwischen hübsche Spaziergänge den Geist (und die Verdauung) anregen.
Auch ein Besuch des Hafens lohnt sich – mit oder ohne den geplanten Leuchtturm von Kapitän Conzett. Er mag ein neues Wahrzeichen der Stadt werden. An Leuchtkraft aber fehlt es Basel auch jetzt nicht.