premium Porträt

Die Wandlungsfähige

Fiona Neri, Assistentin des Spitaldirektors und Leiterin Assistenzpool Direktion und Support am Stadtspital Zürich, hat viel gelernt, aber noch lange nicht ausgelernt. Sie probiert gern Neues aus und will beruflich 
wie privat mit einer gesunden Portion Ehrgeiz sowie Freude und Motivation weiterkommen. 

Pulsierend wie ein Bienenhaus: Im Stadtspital Zürich ist Feierabend ein Fremdwort – und das ist gut so, denn jeder und jede möchte bei einem Notfall so rasch wie möglich versorgt werden. Um den Betrieb mit über 4000 Mitarbeitenden rund um die Uhr am Laufen zu halten, braucht es nicht nur den unermüdlichen Einsatz des medizinischen, sondern auch des in der Verwaltung arbeitenden Personals. Eine Mitarbeiterin dieses Bereichs ist Fiona Neri, Assistentin des Spitaldirektors und Leiterin Assistenzpool Direktion und Support (APDS): «Seit ich 2013 hier begann, habe ich so viel erlebt wie andere an mehreren Orten», sagt Neri. Das glaubt man ihr aufs Wort, denn im Stadtspital hat sich in den letzten Jahren viel getan – von der Zusammenlegung mit dem Spital Waid und dem damit einhergehenden Kulturwandel über zwei Vorgesetztenwechsel bis hin zu einem neu gegründeten Assistenzpool, den sie bis heute leitet: «Wer einen ruhigen Job sucht, ist hier an der falschen Adresse», sagt Neri mit einem Schmunzeln. Sie selbst fühlt sich hier zugehörig. Die begeisterungsfähige 39-Jährige ist eine, die anpackt, verändern will und das mit viel Engagement und Enthusiasmus: «Ich bin ehrgeizig, das stimmt, aber immer auf eine gute Art und Weise. Grosszügigkeit gegenüber dem Umfeld und Humor im Arbeitsalltag dürfen nicht fehlen.»

Fiona Neri würde ihren Job gegen keinen anderen tauschen. Für den Assistenzberuf gewonnen und auf ihn «gluschtig» gemacht, hat sie Manuela Leonhard, Assistentin der Stadtpräsidentin Corine Mauch. Und das kam so: Nachdem Neri ihre kaufmännische Ausbildung und ­Stationen in drei Gemeinden sowie das Kreisbüro der Stadt Zürich hinter sich gelassen hatte, startete sie 2012 als Sachbearbeiterin auf dem Personenmeldeamt der Stadt Zürich. «Dort kam ich in Kontakt mit Manuela. Sie sagte mir, sie sei schon länger auf der Suche nach einer Stellvertreterin und sie könnte sich vorstellen, mit mir zusammenzuarbeiten.» Neri fühlte sich geschmeichelt, nahm das Angebot an und schnupperte erstmals Assistenzluft. «Ich merkte bald, dass ich diesen Berufspfad weiterverfolgen möchte. Die Abwechslung im Alltag, die Interaktion mit der Chefin und die starke Dienstleistungsorientierung faszinierten mich.» Ihre Begeisterung hält an, ­weshalb die damals 28-Jährige 2012 bis 2013 eine Ausbildung zur Direktionsassistentin mit eidgenössischem Fachausweis absolviert: «Nach der Ausbildung wusste ich, eine Stellvertretung genügt mir nicht, ich wollte voll in den Beruf ­eintauchen.» Der Zufall will es, dass im Triemli die Stelle der Assistentin des Spitaldirektors ausgeschrieben wird. Fiona Neri bewirbt sich und erhält die Stelle.

Vakuum Chefwechsel

Als frischgebackene Direktionsassistentin kann Fiona Neri viel von ihrem ersten Chef, Dr. Erwin Carigiet, lernen. «Er arbeitete strukturiert und konnte mir viel Wissen zum Gesundheitswesen vermitteln.» Allerdings sei die Stelle noch nicht so konzipiert gewesen wie heute: «Ich arbeitete mehr nach konkreten Aufträgen und war weniger Sparringspartnerin. Es war anders, aber gut und wichtig, um ein Fundament aufzubauen.». Nach dreieinhalb Jahren lässt sich ­Carigiet 2017 frühpensionieren. «Ich erlebte das erste Mal dieses Vakuum, das entsteht, wenn man nicht weiss, wie es weitergeht.» Dass es mit der Nachfolge klappe, sei nicht selbstverständlich. «Als ich hörte, dass André Zemp übernimmt, war ich mir sicher, dass alles gut wird.» So kam es auch. «Wir arbeiteten hervorragend zusammen, André hat mich stark gefördert und meine Rolle entwickelte sich immer mehr in Richtung Sparringspartnerin.» Eine Rolle, die sich mit ihrem dritten und bis dahin letzten Chef noch vertiefen sollte. Denn 2021 zieht auch Zemp weiter. Er wird Präsident Spitalrat am Universitätsspital Zürich. Die Nachfolge ist schnell gefunden: eine Co-Leitung zwischen dem betriebs­wirtschaftlichen Leiter Marc Widmer und dem medizinischen Direktor Prof. Andreas ­Zollinger. «Für mich stellte sich da die Frage: Möchte ich zwei Chefs? Weil ich beide schätzte, sagte ich zu.» Dass Fiona Neri nun zwei Vorgesetzte hat, sollte aber nicht lange währen. Nur einen Monat nach Stellenantritt starb Zollinger unerwartet. «Das warf alles über den Haufen, auch emotional.» Der ­Ausfall Zollingers führte dazu, dass Widmer zum alleinigen Direktor ernannt wurde und es bis heute ist.

Die Zusammenarbeit mit ihrem Chef sei super: «Marc zeichnet aus, dass er Situationen und Themen in Perspektive setzen kann. Bin ich wieder einmal zu selbstkritisch, sagt er immer: ‹Schau mal auf den Zürichsee, hat sich dort etwas bewegt?›» Neri lacht. «Er hat da ja recht, oftmals lohnt sich der Ärger nicht, wenn man die Dinge im Grossen und Ganzen betrachtet.» Daneben sei er unglaublich wertschätzend. Überhaupt bestehe ein grosser gegenseitiger Respekt und Anerkennung für die Person und die Arbeit des anderen. «Das macht die Zusammenarbeit sehr einfach.» Zudem fördere er sie, beziehe sie mit ein und frage nach ihrem Rat. «Er weiss, dass ich als Assistenz viele Augen und Ohren habe und das Bindeglied zur Basis bin. Somit kann er mein Potenzial ausschöpfen und ich meine Rolle ausleben.»

Meine Wahl

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Foto: Raja Läubli

Sport oder Kultur?
Beides. Ohne Sport geht es nicht, ob Biken, Skifahren, Laufen oder Rhythm Riding. Ohne Kultur geht es ebenfalls nicht. Ich bin gerne kreativ, liebe Theaterbesuche und engagiere mich selbst im Laientheaterverein der «Spielbühne 99» in Weiningen-Fahrweid.

Prosecco oder Champagner?
Weder noch. Wer mir eine Freude machen will, lädt mich auf ein gutes Glas Gin oder Rotwein ein.

Fleisch oder Vegi?
Ich esse gerne Fleisch, schaue aber auf einen bewussten Fleischkonsum und auch sehr auf die Qualität und Herkunft.

National oder international?
Ich reise sehr gerne. Im letzten Jahr kauften mein Partner und ich einen Wohnwagen, mit dem wir in nächster Zeit die Schönheiten der Schweiz entdecken wollen.

Stadt oder Land?
Beides. In der Schweiz ist es so schön, dass Stadt und Land so nahe beieinander liegen. Ich liebe es, in der Stadt Zürich zu flanieren, ebenso begeistert mich aber die wunderbare Schweizer Bergwelt.

Aufbau eines Assistenzpools

Um ihr Potenzial auszuschöpfen, half Fiona Neri im November 2019, einen hauseigenen Assistenzpool Direktion und Support (APDS) aufzubauen. Damit wurden die Sekretariate in einzelnen Fachbereichen aufgelöst und die Ressourcen in den APDS verschoben. «Das Team besteht aus persönlichen ­Assistentinnen, die jeweils eine Departementsleitung unterstützen, sowie aus Teamassistentinnen, welche die nachgelagerten Führungsebenen und Teams departementsübergreifend entlasten», erklärt Neri. Der Support erfolgt somit aus einer Hand. Die Vorteile: «Wir sind optimal vernetzt, Stell­vertretungen sind jederzeit sichergestellt und wir erweitern unser Wissen sowohl in fachlichen Fragestellungen wie auch in allen aktuellen Themen des Gesamtunternehmens. Der APDS sei bis heute eine Erfolgsgeschichte. «Wir sind zu einem Kompetenzzentrum herangewachsen und haben nicht zuletzt das Wir-Gefühl gestärkt. Darauf bin ich sehr stolz.»

Funktioniert der APDS heute reibungslos und ist Fiona Neri als Leitung inzwischen etabliert, war das zu Beginn eine grössere Herausforderung. «Damit wurden frühere Teamkolleginnen plötzlich zu Mitarbeitenden. Ich musste lernen, zu führen und Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig war mir von Anfang an aber wichtig, dass wir den Pool gemeinsam tragen und sie mich eher als Koordinatorin denn als Chefin sehen.» Durch viel Offenheit von allen Seiten funktioniert der Pool heute ausgezeichnet. «Von der administrativen Führungsunterstützung über Terminkoordinationen, das Aufbereiten und Revidieren von Dokumenten bis hin zur Eventorganisation und Verwaltung des ­Büromaterials sind die Aufgaben bunt und vielfältig.» Zwar würden sie natürlich auch mal «Feuer löschen», vor allem seien sie aber da, um entsprechend ihren Qualifikationen gezielte Unterstützung zu bieten und die Qualität sowie die Effizienz von Abläufen zu optimieren.

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Foto: Raja Läubli

 

Die private Fiona

Inzwischen ist Fiona Neri beruflich an einem Punkt angekommen, an dem der Alltag rockt. Das Gleiche gilt für das Privatleben der 39-Jährigen. «Mit meinem Partner bin ich seit über zehn Jahren zusammen. Er unterstützt mich, hält mir den Rücken frei und ist auch für mich da, wenn es mal schwierig ist.» Nebst ihrem Partner verbringt Fiona Neri Zeit mit ihren Freunden und Familie. «Ich schätze die Treffen mit meiner Schwester und meiner Mutter, die bis heute ein Vorbild für mich geblieben ist.» Sie habe es nicht immer leicht gehabt als Schauspielerin und alleinerziehende Mutter, beides aber phänomenal gemeistert. «Das beeindruckt mich bis heute, hat mich aber auch davon abgehalten, selbst einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Es ist ein Knochenjob.» Lieber spiele sie in ihrer Freizeit in einem Laientheater und lebe den Beruf als Assistenz. «Notabene der schönste Beruf, wenn er so wie hier auf Augenhöhe gelebt wird.»

Fiona Neri

Fiona Neri kommt 1984 auf die Welt und wächst mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester in Embrach auf. Von 2002 bis 2005 absolviert sie die Lehre zur Kaufmännischen Angestellten mit Berufs­maturität auf der Gemeinde Rorbas. Danach wechselt sie als Sachbearbeiterin Einwohnerkontrolle nach Birmensdorf. 2006 steigt sie in der Karriereleiter auf und wird Leiterin der Einwohnerkontrolle Wiesendangen. Durch ihr Netzwerk kommt sie 2010 als Kundenberaterin zum Kreisbüro Stadt Zürich.

Dort angekommen, wechselt sie ­intern 2012 als Sachbearbeiterin auf das Personenmeldeamt und wird zusätzlich stv. Assistentin der Stadtpräsidentin Corine Mauch. Von der Assistenztätigkeit fasziniert, absolviert sie von 2012 bis 2013 die Ausbildung zur Direktionsassistentin mit eidg. Fachausweis und wechselt 2013 vollends in diese Funktion als Assistentin des Spitaldirektors am Stadtspital Zürich. 2019 baut sie dort den ­Assistenzpool der Direktion und Support auf, den sie bis heute leitet. Neri ist in festen Händen und frönt in der Freizeit ihrer Leidenschaft für Kultur und Sport.

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Christine Bachmann ist die Chefredaktorin von Miss Moneypenny.

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