Die Liebe gibt's nur im Singular
Die Kosten und die Alimente gibt es nur im Plural. Die Einkünfte immerhin auch. Doch die meisten Nomen haben beide Formen: Singular und Plural. Wie der sich bildet, ist nicht immer klar: Es gibt Faustregeln, doch wenige Gesetze.
In manchen Sprachen bleiben Substantive immer gleich, egal von wie vielen die Rede ist. Im Chinesischen beispielsweise wird die Menge angezeigt, indem ein Zahlwort vorangestellt wird. Das wäre dann in etwa so, als sprächen wir von ein Auto und zwei Auto.
Im Deutschen ist die Sache mit dem Plural komplexer. Ausländer stolpern beim Lernen oft darüber. Grundsätzlich gibt es fünf verschiedene Endungen:
-e: der Urlaub, die Urlaube
-n: die Frage, die Fragen
-en: die Sau, die Sauen
-er: der Geist, die Geister
-s: das Foto, die Fotos
Doch damit nicht genug. Nicht nur am Wortende tut sich was, sondern manchmal auch im Wort selbst. Während beim Plural der schwachen Deklination auf -en oder -n der Wortstamm fast immer unverändert bleibt (Hase – Hasen, Mensch – Menschen), wird in der starken Deklination mit Ende auf -e der Vokal (a, o, u, au) umgelautet. Bei maskulinen Nomen geschieht das oft, bei femininen immer: der Ball – die Bälle, die Kuh – die Kühe.
Maskuline und neutrale Nomen, die auf -er, -en, -el, -chen, -lein enden, haben keine Pluralendung: das Mädchen – die Mädchen, der Fehler – die Fehler, das Fräulein – die Fräulein. Bei den maskulinen Nomen, die ein a, o, oder u enthalten, wird dieses dann oft zum Umlaut: der Vogel – die Vögel, der Garten – die Gärten. Feminine Nomen mit der Endung auf -el oder -er enden meist mit -n: die Gabel – die Gabeln. Doch Achtung: die Muttern und die Mütter sind zu unterscheiden.
Die Pluralform mit -s kommt immer dann zur Anwendung, wenn die Nomen auf -a, -o, -i, -u enden: das Kino – die Kinos, die Oma – die Omas. Und auch bei Abkürzungen (der Lkw – die Lkws) wird manchmal das -s verwendet, was eigentlich unnötig ist, denn schliesslich steht die Abkürzung für Lastkraftwagen und der bleibt bei Einzahl und Mehrzahl gleich.
Einige Nomen werden nur im Singular benutzt: die Liebe («die Lieben» meint etwas anderes und ist Schweizerdeutsch – oft ist gar das Gegenteil gemeint als in der Liebe, also aufgepasst!), das Salz, der Regen, der Schnee, die Milch, die Butter, das Gold, das Silber, die Wärme, das Alter, der Ärger, der Frieden, das Geld, die Geduld, das Glück, die Hitze, die Kälte, der Lärm.
Die folgenden Wörter hingegen gibt’s nur im Plural: die Kosten, die Unkosten, die Ferien, die Personalien, die Gebrüder, die Geschwister, die Einkünfte, die Kosten, die Leute, die Eltern, die Ferien, die Alimente.
Zwei Kaffees oder zwei Kaffee?
Eine weitere Besonderheit sind Flüssigkeitsbezeichnungen. Sie haben in der deutschen Sprache zumeist keine grammatische Pluralform. Daher ist «zwei Kaffee» «richtiger». Umgangsprachlich ist es relativ egal.
Bei Wörtern aus Fachsprachen kommt es mitunter zu ungewöhnlichen Pluralformen, welche der fremden Herkunft dieser Wörter geschuldet sind. Hier passieren auch die meisten Sprachunfälle. Jeder hat schon einmal jemanden von seinen zahlreichen Praktikas erzählen gehört – was einem doppelten Plural entspricht, denn Praktika sind schon mehrere. Weitere Beispiele: das Visum – die Visa, die Sphinx – die Sphingen oder die Sphinxe, der Pharao – die Pharaonen, der Embryo – die Embryonen oder die Embryos, der Kibbuz – die Kibbuzim oder die Kibbuze.
Oft werden im Deutschen auch Plurale gebildet, welche sich in der Morphologie (nicht aber unbedingt in der Aussprache) an der Pluralform der Herkunftssprache des betreffenden Wortes orientieren: der Espresso – die Espressi (Originalplural) – doch gilt mittlerweile auch das eingedeutschte Plural die Espressos als akzeptabel, ebenso wie bei die Pizza – die Pizze (Originalplural) neben die Pizzen oder die Pizzas (beides eingedeutschte Plurale). Was gar nicht geht: die Pizza’s, die Cafè’s, die Steak’s. Doch das schauen wir beim nächsten Mal an.