«Die Lernatmosphäre muss stimmen»
Alpha Sprachwelt ist einer der grössten Anbieter von Sprachkursen in der Schweiz. Firmensitz ist in Zürich. Geschäftsführer Roland Kriesi erzählt, welche Erfahrungen sein Unternehmen während der Corona-Pandemie gemacht hat, was einen seriösen Anbieter von Onlinekursen auszeichnet und wie Teilnehmende die besten Ergebnisse erzielen.
Wie sind Sie bei Alpha Sprachwelt mit dem Lockdown bei der Pandemie umgegangen?
Wir haben zum Glück schnell reagiert. Seit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 haben wir alle Kurse innerhalb von zwei Tagen vom Präsenz auf Online umgestellt. Da wir bereits damals komplett digitalisiert waren, verlief diese Umstellung sehr sanft und problemlos.
Ist das Interesse an Online-Sprachkursen durch Corona gestiegen?
So direkt merken wir das nicht. Aber nach dem zweiten Lockdown wollen die Kursteilnehmenden vermehrt im Online-Modus bleiben und nicht mehr - wie nach dem ersten Lockdown - wieder zurück in den Präsenzunterricht, das spricht schon für ein gestiegenes Interesse.
Haben digitale Lernplattformen generell durch Corona einen Schub bekommen?
Ja, in der Gesellschaft sind Verständnis und Akzeptanz für digitale Angebote deutlich gestiegen. Viele Kursanbieter haben daher auch Onlineformate wie etwa Webinare stark ausgeweitet. Der Trend ist aber nicht wirklich neu. Er war bereits bei YouTube in den letzten Jahren zu spüren, denken Sie nur an die Vielzahl der Tutorials. Es gab also einen gewissen Boost. Die große Begeisterung ist aber teilweise schon wieder verebbt.
Welche Branchen oder Unternehmen buchen typischerweise Onlinekurse?
Es gibt immer mehr Unternehmen, die nur noch Onlinekurse wollen. Denn viele Mitarbeitende sind im Homeoffice, und die Teams oft an verschiedenen Standorten verteilt. Aber das gilt natürlich nicht für alle. Für Mitarbeitende in der Produktion, auf dem Bau oder im Bereich Service ist der Zugang zu Onlinekursen nach wie vor schwierig.
Gibt es Vorteile der Onlinekurse, die nicht so offensichtlich sind?
Wir haben während des Lockdowns die Erfahrung gemacht, dass Teilnehmende in unseren Kursen aus Brasilien oder Südkorea zurück in ihre Heimat mussten. Sie konnten aber von dort am Unterricht weiter teilnehmen, das ist schon eine gute Sache.
Onlinekurse haben also den klaren Vorteil, dass man ortsungebunden ist und von überall dem Kurs folgen kann. Sie ermöglichen auch Menschen in ländlichen Regionen oder am Stadtrand an Präsenzkursen teilzunehmen, für die sonst der Weg zu weit wäre. Auch für Personen, die wegen Krankheit oder eines Handicaps nicht aus dem Haus können, ist das barrierefreie Online-Angebot eine echte Chance.
Manche Inhalte lassen sich auch effizienter vermitteln. Sie können beispielsweise Videos mehrmals ansehen. Und im Prinzip ist der Onlinekurs preisgünstiger, da viel mehr Leute teilnehmen können.
Lernt man online besser als gemeinsam im Klassenzimmer?
Ganz klar, nein! Es gibt einige Menschen, die online gut lernen, weil sie sich dabei besser konzentrieren können. Was online jedoch fehlt oder nur eingeschränkt funktioniert, ist die soziale Interaktion zwischen Lernenden, bei der das frisch erworbene Wissen vertieft und geübt wird. Das ist vor allem wichtig, wenn der Lernstoff wie bei Sprachkursen vielschichtig und komplex ist. Wissenschaftliche Studien belegen, dass bei der Kommunikation die Körpersprache einen Anteil von 55 Prozent, Stimme und Tonfall 38 Prozent und Worte und Inhalt einen Anteil von nur 7 Prozent einnehmen. Bei Onlinekursen fallen ein Großteil der Körpersprache, und je nach Tonqualität auch Stimme und Tonfall weitgehend weg. Für den Spracherwerb sind das keine optimalen Voraussetzungen.
Aber die Online-Vorlesungen von Professoren oder Wissenschaftlern erfreuen sich auf YouTube grosser Beliebtheit ...
Stimmt, aber das funktioniert nur für eine begrenzte Zeit und wer wirklich etwas lernen will, tut sich damit schwer.
Welche Rolle spielen Skills im Bereich interkulturelle Kommunikation in den Kursen von Alpha Sprachwelt?
Im Sprachunterricht treffen immer unterschiedliche Kulturen aufeinander und ein respektvolles Umgehen in der Gruppe ist zentral für den Lernfortschritt. Wir fördern in unserem Unterricht den Austausch zwischen Kulturen auf allen möglichen Ebenen: Familie, Essen, Gestik, Arbeit, soziale Gepflogenheiten usw. Unsere Kursleitenden sind entsprechend geschult und sämtliche Unterlagen werden auf interkulturelle Ausgeglichenheit geprüft.
Woran erkennt man seriöse Anbieter?
Als Schule mit Zertifikaten im Bereich Eaquals, ISO etc. nehmen potenzielle Kunden uns als seriösen Partner wahr, unsere Onlinekurse sind deshalb gut besucht. Allgemein gilt: Ein jederzeit ansprechbarer Support, der auch schnell antwortet und ein professionelles Frontoffice sind fast immer ein Zeichen für Seriosität. Leider gibt es momentan noch kein anerkanntes Qualitätslabel für qualitativ hochstehenden Online-Unterricht. Dies müsste in Zukunft geschaffen werden. Andernfalls stehen Tür und Tor für unseriöse Angebote offen.
Verraten Sie uns ein paar praktische Tipps für Teilnehmende?
In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Online-Unterricht gar nicht so sehr vom Präsenzunterricht. Die Teilnehmenden müssen sich auf die Stunden vorbereiten, Hausaufgaben machen und sollten sich möglichst auch in der Freizeit mit der Sprache auseinandersetzen. Die technische Ausstattung muss eine gewisse Mindestqualität aufweisen. Teilnehmende verfügen idealerweise über ein externes Mikrofon und Lautsprecher. Diese benötigt man für die Ausspracheübungen. Auch die Lernatmosphäre im Homeoffice muss stimmen. Wer sich auf den Stoff konzentrieren muss, sollte nicht im Pyjama im Bett sitzen, und kann sich auch nicht dauernd mit den Kindern unterhalten. Und so nett es auch sein mag: Die Hauskatze, die vor dem Bildschirm herumstreicht, stört alle zugeschalteten Teilnehmenden beim Lernen. All diese Rahmenbedingungen, sollte die Kursleitung zu Beginn eines neuen Kurses klären und mit den Teilnehmenden besprechen. Wichtig ist auch die Netiquette: Durcheinanderreden, das geht auch online nicht.
Welchen Trend sehen Sie mittelfristig bei den Kursen?
Wir beobachten einen Trend hin zum Hybrid-Unterricht. Das bedeutet, dass es in einem Präsenzunterricht Teilnehmende gibt, die online am Unterricht teilnehmen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten an einem Kurs teilnehmen, sind aber alle 2 Wochen nicht vor Ort. Mit dieser Art von Hybrid-Unterricht kann ein Kunde einen gesamten Kurs ohne Fehlzeiten besuchen, einmal direkt im Klassenraum ein andermal als Online-Teilnehmer. Dies könnte auch ein Verkaufsfaktor werden, um neue Kunden zu gewinnen.
Zur Person
Roland Kriesi ist Geschäftsführer von Alpha Sprachwelt, einer der grössten Anbieter von Sprachkursen in der Schweiz.