premium Interview mit Jenny Zehnder

«Den Nerv der Zeit treffen»

Babyboomer oder Generation Z: Inwiefern Mentoring verschiedener Generationen verschiedener Fertigkeiten bedarf, erzählt Jenny Zehnder, Städteverantwortliche von Ladies Mentoring Zürich.

Was sind grundlegende Unterschiede beim Mentoring der Generation Z und ­jener der Babyboomer?

Jenny Zehnder: Unterschiedliche Menschen benötigen unterschiedliche Ansätze, somit variieren die Bedürfnisse im Coaching und im Mentoring. So werden jüngere Menschen eher gecoacht und ältere eher im Mentoring begleitet. Dennoch ist es wichtig, individuelle Angebote, Formate und Formen von Mentoring und Coaching in Netzwerken zu schaffen. Dafür müssen die eigenen Stärken transparent sein: Wo kann ich Coachings anbieten und wo brauche ich beispielsweise selbst ein Mentoring. 

Welche spezifischen Erwartungen und ­Bedürfnisse hat die Generation Z, wenn es um Mentoring geht, und wie unterscheiden sie sich von jenen der Babyboomer?

Gerade junge Menschen legen Wert auf ­Flexibilität und verschiedene Formate. Im Mentoring ist es deshalb wichtig, den Nerv der Zeit zu treffen und relevante Themen wie beispielsweise Digitalisierung, Leadership und Mindfulness, aber auch Karriere oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufzugreifen. Netzwerken und sich vernetzen ist zudem über alle Generationen hinweg ­wichtig. Meist besitzen Babyboomer bereits ein bestehendes Netzwerk, das sie nutzen, und das sie auch der jüngeren Generation zugänglich machen können. Babyboomer wiederum können bezüglich digitaler ­Themen oder neuer Form von Leadership von der jüngeren Generation profitieren. 

Welche Herausforderungen ergeben sich im Speziellen beim Mentoring der Generation Z – und wie können diese bewältigt werden?

Die Welt ist schneller geworden, so auch die Anforderungen an Unternehmerinnen und Unternehmer. Es gibt immer mehr Frauen, die jung bereits Unternehmen gründen. Das zeigt das wachsende Selbstvertrauen von jungen Frauen. Das finde ich grossartig. Die jüngere Generation handelt selbstreflexiver als die Generationen davor, denn es ist wichtig, sich den eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein. Natürlich existieren Klischees wie «die jüngere Generation sei fordernder» oder ähnliches, aber das stelle ich nicht fest. Zudem sollte sich Mentoring ohnehin abseits von Klischees bewegen. Es ist wichtig, aufeinander zuzugehen. 

Inwieweit haben sich die Rollen von ­Mentoren und Mentees zwischen den ­Generationen geändert?

Mentees trauen sich heute bereits in jüngeren Jahren mehr zu und nehmen Raum ein. Wobei die Generationen weniger ein Thema sind, da wir alle voneinander lernen. Jede Person ist Mentee und Mentor, schliesslich haben wir alle Stärken, die wir weitergeben können. Transparenz und Stärkenorientierung hilft, dass sich jede Person einbringen und profitieren kann. 

Wie hat sich die Art der Kommunikation und des Wissensaustauschs im Mentoring zwischen den Generationen entwickelt?

Die Kommunikation ist digitaler geworden. Ich selbst bin in Netzwerken und Chats mit bis zu 250 Frauen in Kontakt, in denen Inhalte und Events geteilt werden. Hier wird sich gegenseitig Mut gemacht und werden ­Coachings angeboten. Digitalisierung macht die Verknüpfung einfacher, manchmal zulasten der Verbindlichkeit. Gerade bei Ladies Mentoring setzen wir deshalb stark auf eine verbindliche Community, in der jede Person Mentor und Mentee ist. Es finden regelmässig Treffen zu verschiedenen ­Themen statt und anders als in grossen Netzwerken, in denen relativ anonym Events organisiert werden, sind wir alle aktiv an der Gestaltung von Themen und Abenden ­beteiligt. Das heisst, man kann nicht einfach kommen und gehen, wie man mag, sondern man ist verpflichtet, sich für das Netzwerk einzusetzen und mit ihm zu wachsen. 

Welche Auswirkungen hat der technologische Fortschritt auf das Mentoring der Generation Z im Vergleich zu den Babyboomern?

Coachings können online stattfinden und es gibt Tausende Möglichkeiten für Webinare oder Trainings. Die einen finden das gross­artig, andere wollen sich lieber weiterhin physisch austauschen. Seit der Pandemie stellte ich vermehrt fest, dass viele Menschen genug von Online-Meetings haben. Diese sind zwar praktisch, aber die meisten Mentoren-Paare sehen sich lieber physisch: Das gibt den Treffen eine andere Qualität. 

Gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Qualitäten, die Mentoren benötigen, um die Bedürfnisse der Generation Z zu erfüllen? Wie unterscheiden sie sich von den Anforderungen an Mentoren für die Babyboomer?

Für Mentorinnen und Mentoren ist es grundsätzlich wichtig, Selbstführung zu betreiben. Das hilft, um zu führen, aber auch, um Mentorin oder Mentor zu werden. Da macht das Alter der Mentees keinen Unterschied.

Wie können Organisationen ihre Mentoring-Programme anpassen, um die Bedürfnisse aller Generationen zu erfüllen?

Individualität und Modularität ist gefragt. Eine Art Baukasten von Massnahmen und Menschen, die stärkenorientiert coachen. Sodass Mitarbeitende wählen können, mit wem sie sich zu welchem Thema austauschen. Rollenbasiertes Arbeiten hilft zudem, dass es verschiedenste Mentorinnen und Mentoren zu unterschiedlichsten Themen gibt und dass jede Mentorin und jeder Mentor auch Mentee ist – denn wir haben nie ausgelernt. 

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Online-Redaktorin, Miss Moneypenny. 
luisa.schmidt@missmoneypenny.ch

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