Den eigenen Chef führen
Die traditionelle Vorstellung von Führung beschränkt sich oft auf Vorgesetzte, die ihre Mitarbeitenden leiten. Doch in einer modernen Arbeitswelt ist es genauso wichtig, dass Mitarbeitende ihre Vorgesetze führen. Damit können sie die Grundlage für eine positive Arbeitsumgebung, die produktive Zusammenarbeit und die eigene Entwicklung schaffen.
Jeder Mensch verfügt über Führungsqualitäten. Es geht darum, diese gezielt einzusetzen: beispielsweise, um den eigenen Chef zu führen.
Klarheit und Verantwortung
Zu Beginn steht die Aufgabe, die Verantwortung für die Gestaltung der Beziehung zum Vorgesetzten zu übernehmen. Das bedeutet, sich damit auseinanderzusetzen, wie die Zusammenarbeit idealerweise aussehen sollte. Welches sind die Erwartungen an das Gegenüber? Vielleicht sind einem diese selbst überhaupt nicht klar oder wurden noch nie ausgesprochen. Was braucht man selbst, um gut zu arbeiten? Was motiviert? Welches sind die Herausforderungen? Wie kann man gute Lösungen finden? Welche Ressourcen? Wie organisiert man die eigene Arbeit und die Zusammenarbeit? Wie soll die Kommunikation laufen? Mit dieser Klarheit kann man proaktiv das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen und gemeinsam vereinbaren, wie man zusammenarbeiten will.
Sind die Erwartungen beider Parteien geklärt, kann man gemeinsam definieren, wie die Zusammenarbeit konkret gestaltet werden soll. Gibt es ein wöchentliches One2One, bei dem alle Projekte im Detail durchgegangen werden oder genügt eine Mail, sobald eine Entscheidung nötig ist?
Offene Kommunikation
Eine transparente Kommunikation ist der Schlüssel zu einer gesunden Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten. Durch regelmässige Gespräche kann mit der Zeit eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden. Diese ist nötig, damit es in stürmischen Zeiten immer noch auf der menschlichen Ebene funktioniert und der Fokus auf das gemeinsame Lösen der Herausforderung gelegt werden kann. Eine offene Kommunikation ermöglicht es, die Bedürfnisse beider Parteien besser zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Falls der Vorgesetzte die Kommunikation vernachlässigt, kann die Mitarbeitende proaktiv das Gespräch suchen.
Unterstützung des Vorgesetzten
Die Unterstützung des Vorgesetzten durch Mitarbeitende ist ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Das bedeutet nicht nur das Erledigen der zugewiesenen Aufgaben, sondern auch die Bereitschaft, die Ziele des Vorgesetzten und des gesamten Teams zu verstehen, um mit der eigenen Arbeit zum Erreichen dieser Ziele beizutragen. Dabei gilt es auch bei Herausforderungen zu helfen und Teamkollegen zu unterstützen.
Unterstützung kann sich in der Beteiligung an Teamprojekten, der Übernahme zusätzlicher Aufgaben oder der Entlastung des Vorgesetzten von administrativen Tätigkeiten zeigen. Durch ihre proaktive Unterstützung tragen Mitarbeitende dazu bei, die Arbeitslast des Vorgesetzten zu reduzieren und gemeinsame Ziele effizienter zu erreichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten fördert ausserdem eine starke Teamdynamik und den Erfolg des gesamten Unternehmens.
Proaktives Handeln
Nebst der Verantwortung für die Beziehungsgestaltung und Kommunikation können Mitarbeitende ihre Führungsfähigkeiten unter Beweis stellen, indem sie proaktiv handeln. Das bedeutet, Probleme zu identifizieren, Initiative zu ergreifen und kreative Lösungen anzubieten. Beispielsweise:
- Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsprozesse einbringen, um Zeit und Ressourcen zu sparen und die Produktivität zu steigern;
- neue Projekte oder Initiativen vorschlagen, die das Unternehmen voranbringen, neue Märkte erschliessen oder bestehende Dienstleistungen verbessern;
- die eigenen Fähigkeiten gezielt ausbauen, indem Mitarbeitende Weiterbildungen vorschlagen und nutzen, die für ihre Rolle und das Unternehmen relevant sind.
Mitarbeitende sind nicht nur Empfänger von Führung, sondern auch aktive Gestalter ihrer Arbeitsumgebung. Durch die Übernahme der Verantwortung können Mitarbeitende eine bedeutende Rolle im Unternehmen übernehmen und so zu einer positiven und produktiven Arbeitskultur beizutragen. Diese Dynamik fördert nicht nur die persönliche Weiterentwicklung, sondern baut auch eine Reputation als verlässliches und proaktives Teammitglied auf, mit dem man gerne zusammenarbeitet.