premium Eventfotografie

Das Gefühl für den wichtigen Moment

Unscheinbar im Auftreten, doch essenziell für Events und Veranstaltungen: Fotografinnen und Fotografen. Was gute Eventfotografie ausmacht und wie wichtig die Kommunikation im Vorfeld ist, verraten Auftraggebende und -ausführende.

«Es gibt keinen zu kleinen Anlass für gute Fotos», sagt Fotografin Aniela Lea Schafroth. «Vor allem, wenn die Bilder im Nachgang für die Kommunikation oder Werbung verwendet werden, lohnt es sich, in professionelle Fotos zu investieren.» Ähnlich sieht es ihr Berufskollege Louis Rafael Rosenthal: «Bei Bildern für die Öffentlichkeit sollte ein professioneller Fotograf engagiert werden.» Nicht zuletzt wegen des Zeitmanagements: «Kümmert sich niemand darum, gehen Aufgaben wie das Fotografieren in der Hektik eines Events oft unter.»

Stimmung und Atmosphäre festhalten

Um ihre Events nachhaltig ins Licht zu rücken, greift auch Executive Assistant und ­Künstlerin Tamara Krieger auf professionelle Fotografinnen und Fotografen zurück. Ihr Anspruch: «Sie müssen den Event in all seinen Facetten abbilden und die Stimmung bildlich festhalten.» Fotografien seien am Ende dafür da, Lust auf mehr zu machen. «Sodass die Leute sagen: Wow, das war aber ein toller Event! Nächstes Mal möchte ich auch dabei sein.» Um Stimmung und Atmosphäre geht es auch Simone Arnold, Inhaberin der Eventagentur aufgetischt, wenn sie mit Profis zusammenarbeitet. «Häufig sind das Fotografinnen und Fotografen, die unsere Handschrift bereits kennen, die zwischen den Zeilen lesen können und die verstehen, die Aussage eines Events rüberzubringen.» Zudem sei Intuition wichtig, führt Krieger weiter aus: «Passiert etwas Unvorhergesehenes, muss er oder sie mit der Kamera draufhalten. Zum Beispiel bei einer Überraschung für das Gastgeberpaar oder wenn die Champagnerglas-Pyramide zusammenbricht.»

Für Fotografin Aniela Lea Schafroth ist es selbstverständlich, ein Gefühl für Momente zu haben – auch auf Nebenschauplätzen. Zudem brauche sie in ihrem Job einen ­natürlichen Zugang zu Menschen. «Feingefühl für emotionale Augenblicke, aber auch Momente, in denen Menschen nicht fotografiert werden möchten» müsse man ebenfalls besitzen. Essenziell für Schafroth ist es auch, sich als Profis «rasch an eine neue Situation anzupassen und sich möglichst unauffällig im Raum zu bewegen». Ziel sei, Teil des Events zu werden, um möglichst authentische, ungestellte Bilder einzufangen. Bei einem Event achtet Fotograf Louis Rafael Rosenthal auf viele kleine Einzelheiten: «Angefangen bei den Emotionen (ob Inte­resse, Entspannung oder Lachen) über die richtige Komposition, um relevante Verbindungen zwischen den Besuchenden und dem Event zu zeigen, bis hin zu Bildern von Sponsoren.» Um perfekte Bilder einzufangen, sei zudem von grossem Vorteil, sich die Frage zu stellen: «Was will mein Auftraggeber mit den Aufnahmen erreichen?» Bei einer Messe stünden sowohl Ausstellende wie Besuchende im Fokus. Die Ausstellenden wollen auf den Bildern zahlreiche Besucherinnen und Besucher sehen, die Gespräche mit den Ausstellenden führen, und auf denen die Besuchenden interessiert wirken. No-Gos sind Bilder von Leuten, die telefonieren oder unmotiviert einem Vortrag zuhören.

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Bild auf Bühne eines Ted Talkes


Es ist wichtig im Vorfeld zu kommunizieren, was die Fotografen festhalten sollen. (Bild: Louis Rafael Rosenthal)

Vorfeld-Briefing

Damit am Ende beide Seiten zufrieden sind, braucht es im Vorfeld ein gutes Briefing, sind sich alle einig. So muss für Tamara Krieger vor dem Anlass geklärt sein: worum es geht, welche Emotionen bildlich hervorgehoben werden sollen und wie sich der Ablauf des Events gestaltet. «Fotografen müssen wissen: Wer sind die Hauptpersonen und wie sehen sie aus? Gibt es Gruppenfotos oder Fotos jedes Speakers auf der Bühne, Close-ups von Gästen oder dem Buffet?» Auch Bildformate sollten frühzeitig abgeklärt werden: «Brauche ich die Bilder für Publikationen oder die Webseite, sind Querformate gefragt, für Social Media-Kampagnen eher Hochformate», sagt Simone Arnold von aufgetischt. Auftraggebende sollten sich deshalb genau überlegen und aufschreiben, welche Fotos sie für wo brauchen. «Sich Fotos von anderen Events anzuschauen, kann helfen, herauszufinden, was man selbst möchte.» Wichtig ist für Krieger auch, dass Fotografen vor dem Event genug Zeit einplanen, um die Location zu erkunden und herauszufinden, was wo passiert.

Für Rosenthal geht es beim Briefing nicht nur um formelle Kriterien, was wo wann geschähe und wann er die Bilder abliefern müsse. Auftraggebende sollten auch mitteilen, welche Besonderheiten am Anlass vorkämen. «Gibt es eine wichtige Ansage oder eine Preisverleihung, die gleichzeitig mit anderen Geschehnissen stattfindet? Und nicht zuletzt: Was ist das Ziel der Reportage – an wen sollen sich die Bilder richten?» Eine klare Kommunikation vor dem Anlass sei eine solide Grundlage für gute Fotos und zufriedene Auftraggebende. «Auch während des Events schätze ich die offene Kommunikation sowie Rückfragen», sagt der Fotograf. «So weiss der Auftraggebende früh genug, welche Aufnahmen entstehen, und kann den Schwerpunkt unter Umständen noch etwas steuern.»

Rechtliches nicht vergessen

Wer fotografiert oder fotografieren lässt, sollte auch die rechtliche Seite nicht vergessen. Nicht zuletzt wegen des Rechts am eigenen Bild (Art. 28 ZGB). In der Schweiz wird dieses als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts verstanden. Jeder Mensch bestimmt grundsätzlich selbst darüber, ob und in welchem Kontext Bilder von ihm ­veröffentlicht werden. «Von Vorteil ist, wenn Veranstaltende bereits bei der Event-Anmeldeseite darauf hinweisen, dass fotografiert und/oder gefilmt wird, damit sich diejenigen, die nicht im Bild sein möchten, bei den Fotografierenden melden können», sagt Louis Rafael Rosenthal. Aber im Normalfall spüre er als Fotograf, wenn jemand nicht im Bild sein möchte.

Doch nicht nur die Gäste, auch Fotografierende haben Rechte. So müssen Bildrechte im Normalfall käuflich erworben werden. Gekauft heisst aber nicht, dass die Bilder einem letztlich gehören. Das Copyright verbleibt immer bei den Fotografinnen und Fotografen, selbst wenn die Verwendungsrechte erworben wurden. Deshalb muss deren Name immer angegeben werden. Apropos Kosten: Was kostet Eventfotografie? Das sei sehr individuell und hänge von der Dauer und dem Aufwand ab. Eine generelle Aussage liesse sich nicht machen, da teils nach Stunden oder teils nach Pauschalen abgerechnet werden.

Die wichtigen 3 in Kürze

  • Genaues Briefing im Vorfeld (was, wann, wo, wer, warum?)
  • Konditionen vertraglich festhalten (Stundenlöhne/Pauschalen, Rechte, Must-Bilder etc.)
  • No-Gos definieren (essende Gäste, leere Stühle, Chef mit Gspusi etc.)

 

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    Christine Bachmann ist die Chefredaktorin von Miss Moneypenny.

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