Chefs über ihr Führungsverhalten
Eine Vision vermitteln, Potenziale erkennen, ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeitende entfalten können, und strikte Hierarchien auflösen: Was Führung 4.0 für die Vorgesetzten unserer Assistenzen bedeutet.
Vier Chefs sagen, was für sie Führung 4.0 heisst. (Bild: iStock)
Ludwig Nehls CEO,
Grand Casino Kursaal Bern AG
Was ist für Sie Führung 4.0?
Mit allen Mitarbeitenden respektvoll umzugehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Führung 4.0 bedeutet zudem, Vertrauen zu schenken und überzeugt zu sein, dass das Wissen und Können jedes Mitarbeitenden das Kapital eines Unternehmens darstellt.
Wie führen Sie Ihre Mitarbeitenden?
Ich schaffe das nötige organisatorische und soziale Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden entfalten und die festgelegten Ziele erreichen können. Dazu gehört, dass ich ihnen zuhöre und neue Wege fördere, kombiniert mit einer gesunden Fehlerkultur. Zudem fördere ich sie, fordere aber auch viel. Meine Geschäftsleitung besetze ich so, dass ich mit flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswegen erfolgreich auf dem Markt unterwegs bin.
Was ist für Sie ein No-Go in der Führung?
Die Leistung und das Engagement der Mitarbeitenden als selbstverständlich anzunehmen. Jeder Tag bietet die Möglichkeit für ein Lob oder ein paar nette persönliche Worte. Noch schlimmer ist, andere blosszustellen und sich selbst ins Rampenlicht stellen.
Vervollständigen Sie bitte den Satz: Führung …
… kann man nicht lernen, das ist eine Begabung.
Patrik Meli Managing Director,
MAN Energy Solutions Schweiz AG
Was ist für Sie Führung 4.0?
Führung 4.0 ebnet den Weg zu agileren Arbeitsmethoden und führt zu einer schlanken Führungsstruktur im Unternehmen. Dadurch wird die traditionelle Hierarchiepyramide infrage oder bestenfalls sogar auf den Kopf gestellt. Im heutigen komplexen und volatilen Marktumfeld müssen zukunftsgerichtete Unternehmen den Mitarbeitenden mehr Entscheidungsbefugnis übertragen und mehr Freiräume zur Entfaltung geben. Deshalb hat sich unser Unternehmen dafür entschieden, den Weg der Transformation zu gehen. Momentan redefinieren wir unter anderem die Rolle der Führungskräfte. Künftig sind sie nicht mehr an der Spitze der Pyramide, sondern als Coaches inmitten der Organisation; sie agieren unterstützend und geben Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit vor. Innerhalb dieses festgelegten Rahmens erhalten die Teams volle Autonomie, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Sie sind für ihre eigene Leistung verantwortlich.
Wie führen Sie Ihre Mitarbeitenden?
Das Wichtigste für mich ist, jeden Tag zu einem Arbeitsumfeld beizutragen, das Mitarbeitende motiviert, ihre Stärken zu entfalten. Das erfordert Vertrauen als gelebten Wert und bedeutet, auf die Fähigkeiten und Qualitäten der Menschen zu zählen, die mit mir arbeiten. Ausserdem soll man Freude an der Arbeit haben. Das heisst, nicht nur die frohen Momente zu teilen, sondern auch die Probleme, die uns im Arbeitsalltag beschäftigen. Ich ermutige meine Kolleginnen und Kollegen regelmässig, sich anderen Personen und Perspektiven zu öffnen. Für mich ist das oft bereichernd.
Was ist für Sie ein No-Go in der Führung?
Die Zeiten von «command and control» sind endgültig vorbei. Deshalb ist dieser Führungsstil ein absolutes No-Go. Die Arbeit der Führungskräfte ist als Dienstleistung für Mitarbeitende zu verstehen, nicht als Befehlsvorgabe. Sind Vorgesetzte gezwungen, ein Machtwort zu sprechen, ist das meist ein Zeichen, dass sie etwas versäumt haben. Ein weiteres No-Go ist, Fehler zu bestrafen. Fehler sollten als Chance gesehen werden, aus ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen, nicht als Quelle von Schuld oder Scham. In einer solchen Lernkultur kann ein deutlich positiveres Arbeitsumfeld geschaffen und das Risiko verringert werden, Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen.
Vervollständigen Sie bitte den Satz: Führung ist …
… das Erkennen und Fördern von Potenzialen der Menschen, die im Team arbeiten, und Freiräume schaffen, damit sie sich auf die bestmögliche Art entfalten können.
Marc Widmer, Direktor,
Stadtspital Zürich
Was ist für Sie Führung 4.0?
Das ist für mich die Auflösung strikter Hierarchien, um Freiräume zu schaffen. Dazu gehört, Mitarbeitenden zu vertrauen und die erwarteten Werte als Führungspersonen vorzuleben.
Wie führen Sie Ihre Mitarbeitenden?
Meine Führung basiert auf Vertrauen und Delegation. Ich bin für Mitarbeitende ein Coach bei Entscheidungssituationen.
Was ist für Sie ein No-Go in der Führung?
Wenn Entscheide hintenrum in Frage gestellt werden. Auch Intransparenz und mit dem Finger auf andere zu zeigen, mag ich nicht.
Vervollständigen Sie bitte den Satz: Führung ist …
… vielfältig, spannend und herausfordernd.
Mathias Gabler, Managing Director Retail,
AMAG Automobil und Motoren AG
Was ist für Sie Führung 4.0?
Mitarbeitende und Organisationen effizienter zu machen, Sinn zu stiften und jedem zu ermöglichen, die Auswirkungen seiner Arbeit zu messen. Das in einer Organisation, in der psychologische Sicherheit herrscht (Fehlerkultur, Feedbackkultur) sowie grösstmögliche Flexibilität bei der Arbeitsorganisation. Ein Grossteil unserer Teams arbeitet im Kundenkontakt in unseren Autohäusern und kann nicht vom Homeoffice profitieren, weshalb das Management dort präsent sein muss.
Wie führen Sie Ihre Mitarbeitenden?
Ich versuche, viel zu kommunizieren, Sinn sowie jedem ein Maximum an Vertrauen und Autonomie zu geben. Zudem möchte ich die Besessenheit der Kundenzufriedenheit vorleben und bin ergebnisorientiert – dennoch darf eine Portion Humor und Spass an der Arbeit nicht vergessen gehen.
Was ist für Sie ein No-Go in der Führung?
Zu präsente Hierarchien, «command and control», Autoritarismus ohne Sinn und ohne Wertschätzung für seine Teams.
Vervollständigen Sie bitte den Satz: Führung ist …
… jeden Einzelnen dazu zu bringen, den grösstmöglichen Beitrag zum Wandel und zum Erfolg des Unternehmens zu leisten. Talente und Leistungen zu fördern und eine Vision zu vermitteln, mit der sich möglichst viele Mitarbeitende identifizieren.