Babypausen sind Karrierekiller für Frauen
Die Journalistin Beate Kranz hat sich grundlegende Gedanken zur Erwerbstätigkeit von Frauen gemacht. Unverblümt kritisiert die Autorin Selbstverständlichkeiten in der noch immer von Männern dominierten Wirtschaftswelt. Sie fordert zum Wohle der Frau in der Wirtschaft, dass Teilzeitarbeit nicht länger als Makel im Lebenslauf betrachtet wird. Damit zielt sie auch auf die Auswahlkriterien der HR-Professionals.
Frauen nehmen in der Arbeitswelt einen immer grösseren Stellenwert ein. Über zwei Drittel sind heute berufstätig und damit deutlich mehr als noch zur Jahrtausendwende, als es nur etwas mehr als die Hälfte waren.
Die Zunahme der Erwerbstätigkeit von Frauen ist erfreulich und wichtig. Allerdings zeigen die Zahlen auch Fehlentwicklungen auf, die erst auf den zweiten Blick deutlich werden.
Teilzeit-Jobs sind kein Makel - Teilzeitjobs in gewissen Lebensphasen notwendig
Fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen ist heute nur in Teilzeit beschäftigt. Jede zweite Frau gibt dafür familiäre oder persönliche Verpflichtungen an.
Teilzeit an sich ist nichts Verwerfliches. Das Problem liegt in der Bezahlung. In vielen Fällen reicht der Verdienst nicht aus, um einen Lebensunterhalt damit zu bestreiten oder gar eine Familie ernähren zu können. Denn viele Frauen arbeiten in eher schlechter bezahlten Berufen.
Eine hohe Erwerbsquote bei den Frauen sagt nichts über gelebte Gleichberechtigung in der Arbeitswelt aus
Auch in Führungsetagen sind zwar mittlerweile viele der Jobs mit Frauen besetzt, doch in Verwaltungsräten und Geschäftsführungen der grossen Konzerne bilden sie noch eine verschwindende Minderheit.
Bei den Löhnen klaffen erhebliche Lücken zwischen Männern und Frauen. Insofern ist die quantitativ hohe Zahl der Frauen-Erwerbstätigkeit noch kein Beweis für wahre Gleichberechtigung in der Arbeitswelt. Einiges hat sich bereits verbessert, doch es gibt noch viel zu tun.
Damit Männer und Frauen gleiche Chancen im Berufsleben erhalten, ist ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft erforderlich. Denn das grösste Problem der Frauen bleibt die Nachwuchsplanung. Die Babypause wirkt bei vielen als Karrierekiller.
In der Regel lastet die Kindererziehung auch heute noch hauptsächlich auf den Schultern der Frauen. 90 Prozent der erwerbstätigen Mütter bleiben mindestens ein Jahr lang nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause. Dagegen nehmen nur sehr wenige Väter eine Auszeit, um sich um ihre Kleinen zu kümmern.
Dabei beschränken die Papas ihre Babypause oft auch nur auf wenige Wochen oder Monate. Auswirkungen auf die Karriere bleiben damit überschaubar gering.
Eine mehrjährige Auszeit der Frauen verringert dagegen nicht nur ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Job, sie geraten durch die Pause auch lohnmässig ins Hintertreffen.
Eine selbstverständliche, bessere Aufteilung der Erziehungszeiten zwischen den Partnern könnte Wunder bewirken.
Warum gibts kaum Teilzeit-Chefs, weshalb so wenig Home-Office-Arbeit?
Damit sich ein gleichberechtigtes Erziehungsmodell durchsetzen kann, wären neben besseren Betreuungsangeboten für Kinder auch neue Arbeitsstrukturen in den Unternehmen notwendig. Warum wird beispielsweise Teilzeitarbeit nicht auch in Führungsetagen zur Selbstverständlichkeit? Zwei Halbtagschefs können genauso kreativ sein wie eine Vollzeitkraft.
Viele Jobs liessen sich stundenweise auch zu Hause erledigen und wären ein Schritt, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Mit Fantasie und neuen Ideen lässt sich hier noch vieles bewegen. Und manch ein Vater hätte mit Sicherheit Spass an einer längeren Erziehungszeit, wenn er danach selbstverständlich seine Karriere fortsetzen könnte.
Gemischte Teams werden in Firmenstudien immer wieder als kreativer und effizienter gepriesen. Unternehmen sollten deshalb schon aus Eigennutz das Potenzial von Frauen noch stärker für ihr eigenes Vorankommen nutzen.