Kurzinterview: Nicolas Berkowitsch

«Emotionen sind Klebstoff fürs Gedächtnis»

Namen merken, mündliche Aufträge entgegen nehmen und sich daran erinnern, in welcher Schublade was liegt: Assistenzen müssen mitunter eine weite Bandbreite an Informationen abspeichern und wieder abrufen können. Wie Gehirnfitness dabei helfen kann, weiss Psychologe Dr. Nicolas Berkowitsch.

Warum ist es gerade heute so wichtig, Informationen schnell aufnehmen und abrufen zu können?
Idealerweise können wir unseren Alltag so gestalten, dass hektische Momente auf ein Minimum reduziert sind. Realität ist aber, dass wir – und unser Umfeld – in einer Arbeitswelt operieren, wo wir es gewohnt sind, Informationen immer schneller zur Verfügung zu haben. Im Alltag bedeutet das, dass wir in kürzester Zeit zwischen Anfragen, Mails, Meetings und Menschen hin und her schalten müssen. Assistenzen sind hier keine Ausnahmen und erleben solche Alltage häufig(er). Wer in diesen Momenten Aufträge oder Absprachen nicht rasch im Kopf hat, steht schnell unter Druck. Ein gutes Gedächtnis spart nicht nur Zeit, sondern vermittelt auch sofort Kompetenz. Und das Beste: Man kann es wie einen Muskel trainieren. Dieses bewusste Training wird heute mit zunehmender Nutzung von generativer AI umso wichtiger.

Was sind typische Fehler, die Menschen beim Lernen oder Merken machen?
Der Klassiker: Man liest etwas dreimal in der Hoffnung, dass es beim vierten Mal hängen bleibt. Spoiler: Oft funktioniert es nicht oder ist höchst ineffizient. Viele setzen aufs Wiederholen statt aufs Verknüpfen. Unser Hirn liebt Geschichten, Bilder und Emotionen und merkt sich solche Information besser, als die trockene, ungewürzte Rohinformation Ein weiterer häufiger Fehler: Multitasking. Klingt effizient, ist aber in Wahrheit eine Einladung zum Vergessen.

Welche Rolle spielen Emotionen, Stress oder Motivation beim Erinnern und Konzentrieren?
Eine sehr grosse! Emotionen sind wie Klebstoff fürs Gedächtnis und helfen, Informationen «haftbarer» zu machen. Motivation wiederum ist der Zündschlüssel fürs Lernen. Und Stress? Leider der Gegenspieler. Unter Druck kann unser Gehirn meistens nur gut eingeübte Routinen abrufen. Neue Informationen, die nicht gut im Gedächtnis verankert sind, werden dann leichter vergessen. Im Workshop üben wir erste Strategien, wie man sich Informationen trotz Alltagstrubel merkt, aber auch wie man die Konzentration zurückgewinnt.

Funktionieren Hirnfitness-Übungen nach dem Schema «One fits all» oder muss man für sich selbst die passenden finden?
Es gibt bewährte Techniken, die für viele wirken. Gleichzeitig vermittle ich bewusst mehrere Techniken, die einen ähnlichen Zweck erfüllen, damit jede und jeder für sich herausfinden kann, was ihnen besser liegt. Einen «Fit», den ich jedoch für all meine Übungen anstrebe, ist, dass spielerisch und möglichst mit vielen Sinnen gelernt wird – denn auch das fördert die Effektivität.

Wenn die Teilnehmenden an Ihrem Workshop am Assistants’ Day nur eine einzige Sache mitnehmen: welche sollte das sein?
Dass unser Gedächtnis kein Zufall ist, sondern ein Werkzeug, das wir mit regelmässigem und bewusstem Gebrauch immer effizienter einsetzen können. Und wie beim Sport gilt. Effekte zeigen sich, wer dranbleibt. 

Workshop: «Mit Hirnfitness kompetent am Arbeitsplatz auftreten»


Beruflich wie privat müssen wir Informationen schnell merken und abrufen, um kompetent und professionell aufzutreten. In diesem Workshop lernen Sie erste Merk- und Abrufstrategien kennen – kombiniert mit Hirnfitness-Übungen –, um mit regelmässigem kognitiven Training Ihr Gehirn fit zu halten und die tägliche Informationsflut besser zu bewältigen.
 

  • Ort: Assistants' Day 2025, Kongresshaus Zürich
  • Zeit: Mittwoch, 10. September 2025
  • Kosten: Für Member: 99 CHF, Für Nicht-Member: 129 CHF
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