Was ist überhaupt …

Change Management?

Das Thema Change ist in Unternehmen omnipräsent. Wer sich nicht wandelt, wird irgendwann abgehängt. Doch das Wort Change verursacht viel Unsicherheit. Wie lässt sich Change so gestalten, dass sich alle mitgenommen fühlen? 

Um was geht’s? 

«Nichts ist beständiger als der Wandel», das wusste schon Heraklit, der rund 500 Jahre vor Christus gelebt hat. Es hat ein bisschen gedauert, bis diese Weisheit in den Fokus der Wirtschaft gerückt ist, aber seit den 1980ern gilt Veränderung als Megatrend. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Der Wandel hat Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gleichermassen erfasst und er vollzieht sich heute mit atemberaubender Geschwindigkeit. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie sich nicht darauf verlassen können, dass ein heute erfolgreicher Prozess auch morgen noch so gut funktioniert oder ein Kassenschlager von heute morgen nicht überflüssig ist. Veränderungen sind also unausweichlich und ihre Gestaltung ist der Inhalt von Change Management. «Dabei geht es vor allem um die Zukunftsfähigkeit», sagt Dr. Klaus Doppler. Der Psychologe und Berater hat sich als Autor zahlreicher Bücher zum Thema Change einen Namen gemacht. Die Herausforderung unserer Zeit sei, die eigene Form anhand der sich ständig ändernden Rahmenbedingungen immer wieder zu überprüfen und anzupassen. «Diese Prozesse so zu gestalten, dass sie rechtzeitig und gut gelingen, ist die Kernaufgabe des Change Managements», erklärt Doppler. 

Wie funktioniert’s? 

Veränderungen betreffen längst nicht mehr nur die Produktionsprozesse, sie beeinflussen jeden Bereich in Unternehmen. So hat die Digitalisierung beispielsweise auch die Arbeit im Office massiv verändert. «Das Thema Change schwingt in jeder Position mit», so Doppler. Es bringe deshalb wenig, einen Change Manager zu benennen, vielmehr müsse jeder Mitarbeitende an jeder Stelle das Thema verinnerlichen und in seine Arbeit einbeziehen. «Man braucht eine Prozesskette, in der jedes Glied ins andere greift», sagt Doppler. 

Konkret vollzieht sich Change Management in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten. Los geht es mit der Lokalisierung des Veränderungsbedarfs. Welche neuen Entwicklungen gibt es und wie könnten sie die eigene Arbeit oder das eigene Produkt beeinflussen? Wenn eine Veränderung im Raum steht, sollte man sich über ihre Wirkung klar werden. «Die Wirkung ist viel wichtiger als das Ziel», weiss Doppler. Nicht zuletzt, weil sie besser kommuniziert werden kann. Hat man Wirkung und Ziel identifiziert, kann man eine Strategie entwickeln. Diese sollte alle Schritte enthalten, die zum Vollzug der Veränderung notwendig sind. Und danach macht man erst mal einen Schritt zurück und betrachtet den Status quo. Wer hat welches Interesse daran, ihn aufrechtzuerhalten? Wer wird von Veränderungen betroffen sein, positiv und negativ? Diese Personen gilt es, ausfindig zu machen und einzubinden. «Das geht nicht ohne Konflikte, im Gegenteil. Wenn sie ausbleiben, stimmt etwas nicht», weiss Doppler. Und wenn die Veränderung dann erfolgreich abgeschlossen ist, sollte man sich auf dem neuen Status quo nicht zu lange ausruhen. «Change Management ist ein nicht endender Prozess», sagt Doppler.

Macht’s auch Probleme? 

Veränderungen widersprechen dem menschlichen Grundbedürfnis nach Sicherheit und klaren Strukturen. Widerstand ist deshalb eine ganz natürliche Reaktion, mit der jeder rechnen muss, der Veränderungen anstrebt. «Change Management ist eigentlich ein Dauerkampf gegen Grundbedürfnisse», so Doppler. Man könne nie damit rechnen, dass Menschen freudig erregt in die Veränderung gingen. Dagegen helfe aber, eine neue Form der Sicherheit zu schaffen. Mitarbeitende, die verstehen, dass der Wandel für das Überleben des Unternehmens notwendig ist, die vielleicht selbst auch dazu beitragen können und eigene Vorschläge machen, reagieren schon weitaus weniger skeptisch. «Man muss allen vermitteln, dass Bewegung gut ist», rät Doppler. 

Ein weiteres Problem kann die Geschwindigkeit des Wandels sein. In Bewegung bleiben heisst für Doppler deshalb nicht, die ganze Zeit schnell zu rennen. «Pausen zum Nachdenken sind ebenso sinnvoll wie langsame Schritte», empfiehlt er. Es ginge nicht um Schnelligkeit, sondern darum, schnell genug zu sein. Und gerade, wenn man alle Beteiligten mitnehmen möchte, kommt man langsam manchmal besser zum Ziel. 

Auch der eigene Erfolg kann Change Management im Weg stehen. Wieso sollte man ein Produkt verändern, wenn es sich gerade gut verkauft? «Muss man nicht», sagt Doppler. Aber in seinen Augen ist das der optimale Zeitpunkt, um sich umzuschauen und zu überlegen, wo die Reise hingehen könnte. Denn dann ist man vorbereitet und kann aktiv etwas verändern und nicht nur reagieren. 

Was bringt’s? 

Konnte man sich früher auf einem gelösten Problem eine Zeit lang ausruhen, gilt das heute nicht mehr. «Change Management ist deswegen für Unternehmen eine Überlebensstrategie», erklärt Doppler. Alles sei in turbulenter Bewegung, wer da nicht mitgehe, könne nichts mehr beeinflussen. Stoppsagen ist einfach keine Option mehr, denn die Entwicklungen lassen sich nicht aufhalten. Change Management ist deshalb ein guter Ansatz, um sich auf Veränderungen einzustellen und sie positiv zu gestalten. Dann nimmt man sie vielleicht irgendwann wie Herakles als selbstverständlich wahr und nicht als Angriff auf die eigene Sicherheit. 

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